Schmolz+Bickenbach zurück in der Gewinnzone
Schmolz+Bickenbach-VRP Walo Hegelbach.
Emmenbrücke – Der Stahlproduzent und -verarbeiter Schmolz+Bickenbach hat im vergangenen Geschäftsjahr 2010 den Umsatz markant gesteigert und ist sowohl auf Stufe Betriebsgewinn als auch beim Konzerngewinn wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt. Zur Stärkung der Bilanz schlägt der Verwaltungsrat auch in diesem Jahr einen Dividendenverzicht vor. Das Unternehmen will nun das Eigenkapital stärken, dazu ist eine Kapitalerhöhung geplant. Für 2011 rechnet das Unternehmen mit einem sich weiterhin verbessernden Ergebnis.
Der Umsatz stieg um 52% auf 3’119,3 Mio EUR. Auf Stufe EBITDA lag das Betriebsergebnis bei 232,9 (-181,1) Mio EUR und auf Stufe EBIT bei 121,9 (-288,2) Mio EUR, wie das Unternehmen am Freitag mitteilt. Damit erreichte die EBITDA-Marge einen Wert von 7,5% und die EBIT-Marge 4%. Unter dem Strich verblieb ein Konzerngewinn von 38,6 Mio EUR, nachdem das Unternehmen im Vorjahr einen Verlust von 276,0 Mio EUR verzeichnet hatte. Der Verwaltungsrat schlägt auch in diesem Jahr einen Dividendenverzicht vor. Bereits im vergangenen Jahr war aufgrund des schlechten Geschäftsverlaufs auf die Ausschüttung einer Dividende verzichtet worden. Damit hat das Unternehmen die Erwartungen der Analysten (AWP-Konsens) übertroffen. Diese hatten im Durchschnitt mit einem Umsatz von 3’016 Mio EUR, einem Betriebsgewinn von 119 Mio und einem Reingewinn von 18 Mio EUR gerechnet.
Spürbare Erholung der Konjunktur
Nachdem die Lagerabbaumassnahmen bei den Kunden Ende 2009 weitgehend abgeschlossen worden waren, habe sich das Bestellverfahren ab dem ersten Quartal 2010 wieder normalisiert. Zudem habe sich eine spürbare Erholung der Konjunktur eingestellt, heisst es weiter. Ebenso hätten die umgesetzten Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsmassnahmen deutlich zur Verbesserung der Ergebnissituation beigetragen. Auf der Marktseite seien zahlreiche Preiserhöhungen umgesetzt worden. Die konjunkturelle Erholung sei zuerst spürbar in der Automobil- und Automobilzulieferindustrie gewesen. Sukzessive folgten die übrigen für den Stahlhersteller wichtigen Marktsegmente Maschinen-, Apparate- und Anlagenbau, Hydraulik, Lkw-Fertigung sowie Energiegewinnung und -erzeugung. In der Folge hätten sich die Abliefermengen und die Auftragsbestände erhöht. In Einzelfällen sei es sogar zu Lieferengpässen gekommen.
Kapitalerhöhung
Weiter wird an der Generalversammlung eine Kapitalerhöhung zwecks Rückzahlung einer Hybridanleihe vorgeschlagen. Diese soll sich auf rund 96,2 Mio EUR belaufen, zusammengesetzt aus 80 Mio EUR für die Anleihe selbst sowie 16,2 Mio EUR für aufgelaufene Zinsen. Mit der Kapitalerhöhung soll die Anleihe durch formelles Eigenkapital ersetzt werden, um die Finanzierungsstruktur der Gesellschaft zu vereinfachen und gleichzeitig eine bessere Ausgangslage für die längerfristige Finanzierung der Gruppe über das Jahr 2012 hinaus zu schaffen. Für 2011 rechnet der Stahlkonzern mit einer weiteren Verbesserung der Ergebnisse. Die gute Auftragslage der Produktions-, Verarbeitungs- und Distributionsbetriebe halte auch in den ersten Monaten des laufenden Jahres an. Die Auslastung der Werke liegt auf einem hohen Niveau.
Aufwärtstrend bei Rohstoffpreisen
Gleichzeitig sei ein weltweiter Aufwärtstrend bei den Rohstoffpreisen feststellbar. Das Unternehmen sei jedoch aufgrund der guten Nachfragesituation und des in den Produktsegmenten etablierten Zahlungssystems in der Lage, diese Preiserhöhungen weiter zu geben. Da gleichzeitig der Sortimentsmix in Richtung höherwertiger Stähle und Zusatzoperationen optimiert werde, dürften auch die Margen ansteigen. Deshalb erwartet das Unternehmen, dass sich die Umsatzerlöse im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr deutlich erhöhen und die Ergebniswerte gegenüber dem Vorjahr entsprechend steigen. Man gehe auch von einem deutlich positiven Konzerngewinn für das Gesamtjahr aus, heisst es weiter.
Kapitalerhöhung bereits im Herbst 2010
Bereits im Herbst 2010 war es bei Schmolz+Bickenbach zu einer ordentlichen Kapitalerhöhung gekommen. Die Massnahme wurde nötig, weil sich das Unternehmen nicht auf die im Rahmen eines Konjunkturpakets erhaltene staatliche Bürgschaft aus Deutschland verlassen konnte. Konkurrenten hatten bei der EU dagegen Beschwerde eingereicht. Die Kapitalmassnahme sollte 220 Mio EUR in die Kassen des Industriekonzerns spülen. Nach Vollzug der Kapitalerhöhung sei die Finanzierung des Konzerns bis Ende 2012 gesichert, hiess es damals. Seinerzeit verlor die Mehrheitsaktionärin, die Aktionärsgruppe Schmolz+Bickenbach KG, ihren 70%-Anteil und hielt zuletzt nur noch knapp 40%. Hingegen nahm die Präsenz institutioneller Anleger zu. (awp/mc/upd/ss)