Schwarzes Jahr für die MEM-Industrie
Swissmem-Präsident Hans Hess. (Foto: Swissmem)
Zürich – Die Überbewertung des Schweizer Frankens führte 2015 in der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) zu einem deutlichen Rückgang des Auftragseinganges (-14%) und der Umsätze (-7%). Noch dramatischer war der Rückgang der Margen, der viele Unternehmen in die Verlustzone brachte. Die Unternehmen waren deshalb nach Aufhebung des Euro-Mindestkurses zu raschem Handeln gezwungen, wie der Branchenverband Swissmem mitteilt. Dies löste einen beschleunigten Strukturwandel aus, welcher auch 2016 Spuren hinterlassen wird.
Falls sich die Wechselkurse und der Konjunkturverlauf nicht wieder verschlechterten, sei aber mittelfristig eine Erholung der MEM-Industrie zu erwarten. Neue Wachstumschancen bietet vor allem die Digitalisierung der Industrie. Auch die Politik könne einen Beitrag zu einer positiven Entwicklung leisten, so Swissmem. Gefordert seien der Erhalt der bilateralen Verträge, der Abschluss neuer Freihandelsabkommen, absolute Zurückhaltung bei Eingriffen in den liberalen Arbeitsmarkt und nicht zuletzt ein Stopp bei allen neuen finanziellen Belastungen und Regulierungen.
Auftragseingänge um 14 % zurückgegangen
Im vierten Quartal 2015 sanken die Auftragseingänge der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) als Folge der Aufhebung des Euro-Mindestkurses im Vergleich zur Vorjahresperiode um -13,4 Prozent. Der Index der Bestellungseingänge sank damit auf den zweittiefsten Stand der letzten zehn Jahre ab. Über das gesamte Jahr 2015 betrachtet nahmen die Auftragseingänge gegenüber dem Vorjahr um -14 Prozent ab. Analog verlief die Umsatzentwicklung. Im vierten Quartal 2015 reduzierten sich die Umsätze im Vergleich zur Vorjahresperiode um -7,3 Prozent. Der Umsatzrückgang für das gesamte Jahr betrug -7,0 Prozent. Grossfirmen und KMU sind von dieser negativen Entwicklung in ähnlichem Ausmass betroffen.
Durchwegs rückläufige Exportzahlen
Fast alle Warengruppen der MEM-Industrie verzeichneten 2015 einen herben Exportrückgang. Am stärksten gingen die Güterausfuhren im Maschinenbau (-7,2%) zurück, gefolgt von der Warengruppe Elektrotechnik/Elektronik (-6,2%) und den Metallen (-5,5%). Einzig der Rückgang bei den Exporten von Präzisionsinstrumenten hielt sich mit -1,6 Prozent in Grenzen. Insgesamt nahmen die Warenexporte der MEM-Industrie im vergangenen Jahr um -4,6 Prozent ab und totalisierten noch einen Wert von 63,1 Milliarden Franken. Die wichtigsten Absatzregionen entwickelten sich unterschiedlich. Die Exporte in die EU, dem mit Abstand wichtigsten Absatzmarkt, sanken um -5,8 Prozent. Die Ausfuhren nach Asien gingen um -0,4 Prozent zurück.
Hingegen stiegen die Güterausfuhren in die USA im vergangenen Jahr spürbar an (+4,9%). Im Januar 2016 setzte sich der Exportrückgang in der MEM-Industrie gemäss den jüngsten Zahlen der EZV weiter fort.
Massiver Einbruch der Margen
Der dramatischste Einbruch erfolgte allerdings bei den Margen. Aufgrund einer Selbsteinschätzung der Mitglieder von Swissmem betrug dieser im Durchschnitt der Firmen 6 Prozentpunkte auf Stufe EBIT. Rund ein Drittel der Unternehmen wurde dadurch in die Verlustzone zurückgeworfen.
Unter dem Strich wird das Jahr 2015 als schwarzes Jahr in die Geschichte der Schweizer MEM-Industrie eingehen. Die schockartige Aufwertung des Schweizer Frankens führte zu einem gewaltigen Wettbewerbsnachteil im europäischen Markt. Wie sehr dieser Nachteil zu Buche schlägt, lässt ein Seitenblick auf die Deutsche MEM-Industrie erahnen. Beflügelt vom schwachen Euro stiegen deren Exporte im vergangenen Jahr massiv an (Q1: +8,2% / Q2: +10,7% / Q3: +6,9%). Dieser Boom geht nicht zuletzt auf Kosten der Marktanteile der Schweizer MEM-Firmen. (Swissmem/mc/pg)