Schweiz bei Sozialleistungen unter den Top 3 Europas

(Bild: © Swisshippo / AdobeStock)

Neuenburg – 20’795 Franken pro Kopf hat die Schweiz 2018 an Sozialleistungen erbracht. Nur Norwegen und Dänemark gaben mehr aus. In der Schweiz machten Sozialleistungen knapp ein Viertel des Bruttoinlandprodukts (BIP) aus. Anteilsmässig war das weniger als anderswo in Europa.

Die Schweiz ist das drittwohlhabendste Land Europas mit einem BIP von 85’000 Franken pro Kopf. Ihre Sozialausgaben in Prozent des BIP (24,6 Prozent) liegen aber eher im Mittelfeld der Europäischen Union (EU28-Durchschnitt: 26,5 Prozent). Frankreich, Deutschland Italien, Schweden und das Vereinigte Königreich wendeten mehr, nämlich zwischen 31,4 und 25,5 Prozent auf. Diese nach Kaufkraftparität ausgeglichenen Werte publizierte das Bundesamt für Statistik (BFS) am Freitag.

Gesunken sind die Aufwendungen an Sozialleistungen nur in Griechenland (-16,1 Indexpunkte), Irland (-5,4), Spanien (-2,5) und Zypern (-0,4). In allen anderen Ländern haben die Sozialausgaben über die Jahre zugenommen. Gibt man dem Wert der Aufwendungen im Jahr 2010 den Index 100, haben die Sozialausgaben in der Schweiz seither um 15 Punkte zugenommen. Die stärksten Steigerungen in Europa verzeichneten die Türkei mit 40,6 Punkten, Bulgarien mit 34,8 und Polen mit 30,8 Punkten.

Alter am meisten, Sozialhilfe am wenigsten
Den grössten Posten bei den Sozialleistungen verursacht das Alter. Dies gilt sowohl für die Schweiz (10,6 Prozent des BIP) als auch für die meisten anderen europäischen Länder (Durchschnitt EU28: 10,8 Prozent des BIP). Im Allgemeinen gilt: Je grösser der Anteil der älteren Menschen an der Bevölkerung, desto höher fallen diese Ausgaben aus.

An zweiter Stelle stehen die Sozialausgaben im Gesundheitsbereich. In der Schweiz werden 7,8 Prozent des BIP für Leistungen in diesem Bereich ausgerichtet, in Deutschland sind es 10,1 Prozent, in Frankreich 9,0 Prozent und in Italien 6,4 Prozent. Danach folgen die Ausgaben für Familien/Kinder, für Invalidität und für Hinterlassene in Höhe von je 1-2 Prozent.

Auf Arbeitslosigkeit, soziale Ausgrenzung und Wohnbeihilfen entfallen sowohl in der Schweiz als auch in der EU BIP-Anteile von höchstens 1 Prozent. Dank der guten Konjunktur von 2018 sind die Sozialleistungen für die Arbeitslosigkeit in Europa tief.

Die Sozialausgaben in Ländern mit einem hohen BIP – Skandinavien etwa – sind in der Regel höher als in Ländern mit einem tieferen BIP – Osteuropa zum Beispiel. In der Türkei, Serbien und Montenegro lagen die Sozialleistungen 2018 pro Kopf unter 5000 (kaufkraftbereinigten) Schweizer Franken. Die nördlicheren Länder des Ostblocks geben immerhin 6000 (Rumänien) bis 10’000 (Tschechien Franken pro Kopf für Sozialleistungen aus.

Sozialausgaben wachsen schneller als BIP
In 16 der 23 Länder, für die vollständige Zeitreihen vorliegen, sind die Sozialausgaben gemäss BFS zwischen 1995 und 2018 schneller gewachsen als die wirtschaftliche Tätigkeit (BIP). In der Schweiz zum Beispiel erhöhte sich der Anteil der Sozialausgaben am BIP um 4,8 Prozentpunkte. Griechenland und Island etwa verbuchten einen noch stärkeren Anstieg im Verhältnis zum BIP (+6,5 und +5,6 Prozentpunkte).

In den restlichen sieben Ländern ging der Anteil der Sozialausgaben am BIP hingegen zurück. In Schweden und Irland verringerte er sich um 3,8 Prozentpunkte.

In den meisten osteuropäischen Ländern liegen ab dem Jahr 2000 Daten vor. Zwischen 2000 und 2018 blieb in diesen Ländern der Anteil der Sozialausgaben am BIP im Kontext eines wirtschaftlichen Aufholprozesses stabil bei durchschnittlich 18 Prozent. (awp/mc/pg)

Exit mobile version