Millionen Impfdosen sollen Weg zurück in die Normalität ebnen
Bern – Bund, Kantone, Impfhersteller und Wissenschaft sehen die Impfkampagne in der Schweiz auf gutem Kurs. Mit den nun versprochenen über 8 Millionen Impfdosen von Moderna und Pfizer/Biontech für die Monate April bis Juni soll im Hochsommer der Schritt zurück in die Normalität erfolgen können.
«Wir stehen ganz am Anfang mit sehr guten Perspektiven», sagte Gesundheitsminister Alain Berset am Donnerstag vor den Bundeshausmedien nach einem Treffen mit verschiedenen Vertreterinnen und Vertretern von Behörden, Wissenschaft und Impfstoffherstellern. Ziel sei es, rasch genug zu impfen, um die dritte Corona-Welle ohne weitere Verschärfungen dämpfen zu können.
Mittelfristig soll die geplante Massenimpfung in den kommenden vier Monaten ermöglichen, praktisch alle Massnahmen aufzuheben. Zuerst müsse aber das richtige Gleichgewicht gefunden werden, bis die Impfabdeckung gross genug sei, um langsam lockern zu können, sagte Virginie Masserey vom Bundesamt für Gesundheit (BAG).
Szenarien mit zwei oder drei Impfstoffen
Die zentrale Aussage der Medienkonferenz lautete: «Bis spätestens Ende Juli erhalten alle, die dies wollen, mindestens eine Impfdosis.» Dies unter der Annahme, dass die Impfdosen von Moderna und Pfizer/Biontech wie angekündigt geliefert werden. Die Impfstoffvertreter versicherten das am Donnerstag.
Schneller könnte es gehen, wenn einerseits die Impfbereitschaft der Bevölkerung nicht über 60 Prozent stiege und andererseits zusätzlich auf den bestellten Impfstoff des britischen Herstellers Astra Zeneca zurückgegriffen werden könnte.
Laut Philippe Girard, Vizedirektor von Swissmedic, dürfte der Zulassungsentscheid für den Impfstoff bald erfolgen. Der Hersteller müsse noch «weitere Informationen» übermitteln. Danach dauere es noch «einige Tage» bis zum Entscheid.
«Wir impfen, was wir können»
Unabhängig von diesem Zulassungsentscheid und weiteren allfälligen Lieferungen soll die Anzahl verabreichter Dosen pro Monat von nun an stetig steigen. Die Massenimpfung stehe an, sagte Berset. «Wir impfen, was wir können.» Aktuell würden die Risikopersonen geimpft. Ende April sollte diese Bevölkerungsgruppe durchgeimpft sein.
Die Ziele des Bundesrats sind für die Kantone eine logistische Herausforderung, wie Rebecca Ruiz, Vizepräsidentin der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK), sagte. Man habe aber die Möglichkeiten, das Ganze organisieren zu können. «Mit der Vorhersehbarkeit können wir gut planen», sagte Ruiz.
Die Teilnehmer des heutigen Gipfels seien sich bewusst, unter welchen Voraussetzungen gearbeitet werden müsse, sagte Bundespräsident und Wirtschaftsminister Guy Parmelin. Das Verfahren werde auf diese Weise effizienter.
Unsicherheiten bleiben
Ob der Impfplan des Bundes letztlich aufgeht, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, wie Berset weiter sagte. So müsse die Impfbereitschaft in der Bevölkerung, die Möglichkeit zur Verabreichung in den Kantonen und die Lieferung stimmen. Da gebe es immer Unsicherheiten.
Es sei interessant gewesen, im Treffen von den Herstellern zu hören, was alles an Unvorhergesehenem passieren könne, sagte Kantonsvertreterin Ruiz. «Wir haben einen sehr ambitiösen Kalender», hielt BAG-Vizedirektorin Nora Kronig fest.
Ein möglicher Stolperstein könnten die Exportrestriktionen für Impfstoffe in der EU sein. Der Bundesrat beobachte die Diskussionen «mit Vorsicht und Argusaugen», sagte Parmelin. Sabine Bruckner, Geschäftsführerin von Pfizer Schweiz, bezeichnete die möglichen Exportbeschränkungen als «eine Lose-Lose-Situation für alle».
Dass die Schweiz in Zukunft einen eigenen Impfstoff produziere, ist laut Bruckner nicht realistisch. Dafür sei ein Impfstoff zu komplex. Auch eine Produktionsstätte in kurzer Zeit zu erstellen, sei nicht möglich. Wichtig sei die Zusammenarbeit mit den Regierungen und Impfproduzenten sowie der freie Warenverkehr. (awp/mc/pg)