Bern – Die Schweiz hat im vergangenen Jahr erneut einen sehr hohen Exportüberschuss erzielt. Vor allem der Chemie-Pharmasektor hat dem Aussenhandel neue Höchststände beschert, während die Ausfuhren in den Branchen Maschinen und Elektronik sowie Metall klar rückläufig waren.
Konkret hat die Schweiz 2019 Waren im Wert von 242,3 Milliarden exportiert, was einem Wachstum von 3,9 Prozent (real: -1,2%) entspricht. Etwas weniger schnell, nämlich um 1,6 Prozent (real: -1,0%) auf 205,0 Milliarden Franken, legten die Einfuhren zu. Entsprechend errechnet sich ein Export-Überschuss von 37,3 Milliarden. Dies ist der höchste Überschuss seit 2016: damals war er mit 37,5 Milliarden noch leicht höher.
Vor dem Hintergrund der globalen Unsicherheit von Handelsstreitigkeiten und Weltkonjunktur habe sich der hiesige Aussenhandel 2019 weiter positiv entwickelt, wenn auch in etwas abgeschwächter Form, teilte die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) am Dienstag mit. Der Warenverkehr hat in beiden Handelsrichtungen Rekordwerte erzielt, und auch der Handelsbilanzüberschuss ist ein neuer Rekordwert.
Maschinen- und Elektroindustrie negativ
Für das Exportplus war laut EZV ausschliesslich das Branchen-Schwergewicht Chemie-Pharma verantwortlich, das innerhalb eines Jahres um 10,2 Milliarden (+9,8%) zulegte. Die Ausfuhren von immunologischen Produkten und Medikamenten lieferten mit hohen Wachstumszahlen den grössten Beitrag dazu. Insgesamt erzielte die Branche bei Ausfuhren von 114,6 Milliarden einen sehr hohen Überschuss von 61,9 Milliarden Franken.
Ein Plus verzeichneten auch die Exporte von Uhren, die um 2,4 Prozent oder 500 Millionen auf 21,7 Milliarden Franken zulegten, sowie von Präzisionsinstrumenten (+203 Mio Fr.).
Der Versand von Maschinen und Elektronik sowie Metallen (Übrige Waren) hingegen schrumpfte nach einem Wachstum in den vergangenen drei Jahren um 4,4 bzw. 5,7 Prozent. Bekanntlich hat sich die Industrie im letzten Jahr in vielen Ländern bzw. bei wichtigen Schweizer Handelspartnern phasenweise stark abgeschwächt, was etwa dazu führte, dass Schweizer Zulieferer weniger Teile an die deutsche Autoindustrie exportieren konnten.
Hoher Exportüberschuss in die USA
In Bezug auf die Absatzmärkte stieg die Nachfrage nach Schweizer Produkten auf allen drei grossen Absatzmärkten. Am kräftigsten nahmen die Umsätze in Nordamerika (+8,9% zu, wobei der Anstieg hauptsächlich auf die USA (+3,4 Mrd Fr.) zurückzuführen ist. Letzteres ist allerdings nicht nur positiv.
Erst vor kurzem wurde die Schweiz von der Administration von Donald Trump auf die Beobachtungs-Liste möglicher Währungsmanipulatoren gesetzt. Ein Kriterium dabei ist der Aussenhandelsüberschuss zwischen zwei Ländern, der die Schwelle von 20 Milliarden US-Dollar nicht übertreffen darf. Mit einem Überschuss von mehr als 27 Milliarden Franken zugunsten der Schweiz ist dieser Wert für die Amerikaner jedenfalls deutlich zu hoch.
Die Exporte nach Europa und Asien wuchsen letztes Jahr derweil mit 3,1 bzw. 3,5 Prozent praktisch im Gleichschritt. Für das Plus Europas waren laut EZV unter anderem die Mehrlieferungen nach Belgien, in die Niederlande, nach Spanien sowie nach Russland – grösstenteils Lieferungen von pharmazeutischen Produkten – verantwortlich. Dagegen sanken die Verkäufe nach Frankreich um 6 Prozent und jene nach Grossbritannien um 1,8 Prozent. Die Ausfuhren nach Asien prosperierten dank dem Mehrversand nach China (+9,7%) und Singapur (+13,35).
Importseitig war der Anstieg ebenfalls auf Chemie-Pharma (+2,5 Mrd) zurückzuführen, die ihren seit 2015 andauernden Wachstumskurs fortsetzte. Die grösste Zunahme stammte aus Asien (+8,8%) und dabei grösstenteils aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (schwergewichtig Bijouterie und Juwelierwaren). Die Importe aus China erreichten zudem mit 14,9 Milliarden Franken (+4,5%) einen neuen Höchststand.
Klare Abkühlung in letzten Monaten
Im Dezember allein wurden Waren im Wert von 18,7 Milliarden Franken ins Ausland verfrachtet. Zum Vormonat, auf saisonbereinigter Basis, gingen die Exporte nominal um 1,2 Prozent und real um 3,4 Prozent zurück. Die Importe erhöhten sich derweil um nominal 0,7 Prozent auf 16,7 Milliarden (real +0,2%), was einem Überschuss von 2,0 Milliarden Franken entspricht.
Die Dezember-Zahlen zeigen aber klar, dass der Aussenhandel trotz gutem Jahresresultat im Laufe des Jahres deutlich an Dynamik eingebüsst hat. So waren bereits die Wachstumszahlen in den beiden Vormonaten negativ, was für das gesamte vierte Quartal bei den Exporten ein Minus von 2,1 Prozent (real -2,3%) ergab. (awp/mc/ps)