Bern – Die Schweizer Wirtschaft hat im Juli weniger exportiert und importiert als im Vormonat. Für Ökonomen ist dies allein noch kein Anzeichen für eine konjunkturelle Eintrübung.
Der Aussenhandel ist ein wichtiger Pfeiler der Schweizer Volkswirtschaft. Im Juli entwickelte er sich rückläufig. Gegenüber dem Vormonat Juni (saisonbereinigt) nahmen die Exporte um 3,0 Prozent ab, preisbereinigt (real) um 1,4 Prozent. Ähnlich war die Entwicklung mit einem Minus von 2,8 respektive 1,4 Prozent bei den Importen.
Unter dem Strich resultierte ein Handelsbilanzüberschuss von 1,15 Milliarden Franken, nachdem es im Vormonat noch 1,22 Milliarden gewesen waren. Die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV), welche die Zahlen am Dienstag publizierte, schrieb von einer «Verlangsamung auf hohem Niveau».
Keine grundlegende Schwäche
Auch laut Experten sollte die aktuelle Schwäche des Aussenhandels nicht überinterpretiert werden. «Die Handelsvolumina sind sehr volatil und hängen stark von der Entwicklung der Pharmazahlen ab», sagte UBS-Ökonom Alessandro Bee auf Anfrage von AWP. «Wir wissen nicht, ob einzelne Grossbestellungen für Pharmaprodukte die Zahlen verzerrt haben.»
Er sieht derzeit insgesamt keine «grundlegende Schwäche» im Aussenhandel und geht für die nächsten Monate weiterhin von einer robusten Entwicklung aus.
Stärkerer Franken bleibt im Fokus
Ähnlich lautet die Einschätzung von Raiffeisen-Schweiz-Ökonom Domagoj Arapovic. «Nach dem starken Anstieg der Exporte im zweiten Quartal kommt der jetzige Rückgang nicht völlig überraschend», meinte er.
Allerdings habe sich die Wirtschaftsdynamik in Europa, wohin die meisten Exporte gehen, doch etwas abgeschwächt. Nicht förderlich für die Exporte sei ausserdem der wiedererstarkte Franken. «Sollte der Franken noch stärker werden, wäre dies für die Schweizer Exportwirtschaft ein ernsthaftes Problem.»
Eine weitere Relativierung der aktuellen Zahlen ergibt sich, wenn die aktuelle Entwicklung mit dem Vorjahres- statt dem Vormonat verglichen wird. Sowohl die Exporte als auch die Importe kamen im Juli 2018 klar über dem Juli 2017 zu liegen.
So stiegen etwa die Exporte der Schweizer Uhrenhersteller im Juli gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,6 Prozent. Im Vormonatsvergleich resultierte hingegen ein Rückgang um 4,4 Prozent.
Rückgang auf breiter Front
Der Rückgang bei den Exporten gegenüber dem Vormonat erfolgte laut den Angaben der Zollverwaltung auf breiter Front. So waren auf saisonbereinigter Basis die Ausfuhren der drei wichtigsten Warengruppen rückläufig. Neben den Uhren sind dies chemisch-pharmazeutischer Produkte (-4,2%) sowie Maschinen und der Elektronik (-2,8%).
Geografisch war der Rückgang vor allem eine Folge geringerer Ausfuhren nach Europa (-9,2%), wobei vor allem die Verkäufe nach Frankreich, Holland und Österreich zurückgingen. Die Ausfuhren nach Deutschland nahmen leicht zu (+0,8%).
Exporte nach Asien steigen
Nach Asien (+7,2%) wurden hingegen deutlich mehr Waren made in Switzerland verkauft. Auch bei den Ausfuhren nach Nordamerika ging es aufwärts, wenn auch mit +0,7 nur minimal; die Exporte in die USA (-0,1%) waren dabei stabil.
Für die rückläufigen Importe waren hauptsächlich die Einfuhren chemisch-pharmazeutischer Produkte verantwortlich, die sich um knapp 12 Prozent zurückbildeten. (awp/mc/ps)