Exporte geraten im April etwas ins Stocken
Bern – Der Schweizer Aussenhandel hat sich im April uneinheitlich gezeigt. Zum ersten Mal im laufenden Jahr sind die Exporte im Vergleich zum Vormonat etwas zurückgegangen, wogegen die Importe zugenommen haben. Der Handel verbleibt aber insgesamt auf einem guten Niveau mit einem soliden Haushaltüberschuss.
Die Exporte reduzierten sich im Vergleich zum Vormonat auf saison- und preisbereinigter Basis um 0,6 Prozent auf knapp 19 Milliarden Franken. Es ist das erste Minus im laufenden Jahr nach drei positiven Monaten im ersten Quartal. Seit dem Tiefstand im September 2018 zeige sich insgesamt ein Aufwärtstrend, der sich gegen Ende hin etwas verlangsamt habe, zeigte sich die Zollverwaltung (EZV) in einer Mitteilung vom Dienstag gleichwohl zuversichtlich.
Etwas gestottert hat der Exportmotor insbesondere in der chemisch-pharmazeutischen Industrie, mit einem Anteil von knapp 50 Prozent der wichtigste Sektor. Die Ausfuhren sanken hier gegenüber März um gut 2 Prozent auf noch 9,1 Milliarden Franken. Laut EZV war dafür insbesondere eine geringere Menge an exportierten immunologischen Produkten verantwortlich.
Uhren profitieren von starker Nachfrage nach teuren Exemplaren
Rückläufig entwickelte sich auch die Uhrenindustrie, der drittwichtigste Sektor nach Warengruppen. So wurden wertmässig knapp 4 Prozent weniger Uhren ins Ausland verkauft als im Monat zuvor; vergleicht man mit dem April des Vorjahres ergab sich ein Minus von unter einem Prozent. Der Exportanteil der Uhren liegt mit 1,76 Milliarden knapp unter 10 Prozent des Gesamtkuchens.
Nimmt man die Zahl der verkauften Uhren zum Massstab, war das Minus zum Vormonat um Einiges deutlicher. Die Konkurrenz bedrängte die hiesigen Uhrmacher aber vor allem in den günstigeren Segmenten; das grösste Minus resultierte denn auch bei der billigsten Kategorie der Uhren unter 200 Franken. Im teuersten Segment der Zeitnehmer über 3’000 Franken nahmen die Exporte dagegen auch im April zu, so dass der Rückgang bei den billigeren Exemplaren wertmässig zu einem guten Teil aufgefangen wurde.
Deutliche höhere Nachfrage in den USA und Japan
Auffallend war die starke Entwicklung in den Märkten Nummer zwei und drei, USA und Japan, wo die Exporte im April um knapp 17, bzw. gut 21 Prozent anzogen. Auch der fünftwichtigste Markt, Singapur, fragte um rund 19 Prozent mehr Uhren nach. In Hong Kong und China, den Märkten Nummer eins und vier, resultierten dagegen Rückgänge im mittleren einstelligen Prozentbereich. Innerhalb Europas war die Nachfrage nach Schweizer Uhren insbesondere im Süden schwach.
Moderat tiefer waren die Exporte auch im zweitwichtigsten Warensegment Maschinen und Elektronik oder auch im Bereich Präzisionsinstrumente, wozu etwa medizinische Instrumente oder mechanische Mess-, Prüf- und Regelapparate zählen. Mehr Lieferungen ins Ausland gab es etwa in den Bereichen Metalle, Fahrzeuge (+13%) oder insbesondere in der Luft- und Raumfahrt (+41%). Dass dies im Zusammenhang mit einzelnen Grossaufträgen für die Schweizer Industrie im Zusammenhang stehen könnte, mochte die EZV auf Anfrage von AWP nicht bestätigen. Beispielsweise könnte auch der Verkauf eines gebrauchten Grossraumflugzeugs stark ins Gewicht fallen, hiess es dort.
Importe werden von Schmuckwaren aus den VAE gestützt
Nach Regionen betrachtet verminderten sich die Ausfuhren in den drei Hauptzonen Europa, Nordamerika und Asien in etwa gleich stark. Noch immer ist Europa mit einem Gesamtanteil der Exporte von knapp 60 Prozent der wichtigste Absatzmarkt.
Auf der Importseite nahmen die Aktivitäten im April dagegen zu. Positiv wirkte sich hier die Entwicklung in Asien aus (+7,6%), wogegen aus Europa und Nordamerika leicht weniger eingeführt wurde als noch im März. Das Plus aus Asien wiederum war vor allem einer markanten Zunahme der Importe aus den Vereinigten Arabischen Emiraten geschuldet. Der EZV-Sprecher begründete diese mit Einfuhren von Bijouterie- und Juwelierwaren, welche in die Schweiz zum Einschmelzen und Wiederverarbeiten gesendet würden.
Der Handelssaldo war wie üblich positiv. Er lag mit gut 1,9 Milliarden zwar deutlich unter dem Niveau vom März, aber in etwa gleichauf mit dem Februar und deutlich über dem Stand von Januar. (awp/mc/pg)