Schweizer Aussenhandel im Juli mit Rekordüberschuss

Schweizer Aussenhandel im Juli mit Rekordüberschuss
(Bild: © Binkski - Fotolia.com)

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Bern – Der Schweizer Aussenhandel hat sich im vergangenen Monat Juli gegensätzlich entwickelt. Während die Exporte dank der verbesserten Wirtschaftslage in gewissen europäischen Ländern und trotz der vielen politischen Krisenherde deutlich zunahmen, gingen die Importe klar zurück. Entsprechend ergab sich im Berichtsmonat ein Rekordüberschuss von fast 4 Mrd CHF. Ausfuhrseitig waren Europa und Asien für das Wachstum verantwortlich.

Wie die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) am Donnerstag mitteilte, stiegen die Ausfuhren um 5,0% auf 19,3 Mrd CHF (real +4,5%). Die Importe gingen dagegen um 3,5% auf 15,3 Mrd CHF zurück (real -4,6%), so dass sich ein Überschuss von 3,98 Mrd CHF ergab. Dieser fiel damit rund 1,46 Mrd höher aus als im Juli 2013.

In den ersten sieben Monaten bzw. von Januar bis Juli 2014 haben die Schweizer Exporte um 2,9% auf fast 122 Mrd CHF zugenommen, bei den Importen war es ein minimes Plus von 0,3% auf gut 104 Mrd. Die Ausfuhren übertrafen die Einfuhren in dieser Zeitspanne damit um knapp 18 Mrd CHF.

Pharma-Exporte erstmals über 8 Mrd CHF
Die Zunahme bei den Ausfuhren im Juli war breit abgestützt, wobei zwei Branchen den Takt vorgaben. Die Bijouterie und Juwelierwaren (+24%) zeigten sich wiederholt als dynamischste Branche. Und die chemisch-pharmazeutischen Industrie (+8%) knackte erstmals die Grenze von monatlich 8 Mrd CHF, wobei die pharmazeutischen Wirkstoffe um einen Drittel, die Roh- und Grundstoffe um 16% und die Medikamente um 12% zulegten. Einen 2-prozentigen Anstieg registrierten sowohl die Metall-, die Uhren- als auch die Maschinen- und Elektronikindustrie.

Am schwächsten entwickelte sich die für die Schweiz wenig bedeutende Papier- und Grafische Industrie, die mit -11% den fünften Rückgang in Folge verzeichnete. Ebenfalls wenig dynamisch zeigten sich die Kunststoffindustrie (-1%) und die insgesamt stagnierende Branche Textilien, Bekleidung und Schuhe.

Das Exportplus rührte laut Zollverwaltung einzig von den Mehrlieferungen nach Europa (+8%, EU: +9%) und Asien (+4%) her. Auf dem heimischen Kontinent brillierten dabei Ungarn (+47%; Schienenfahrzeuge) und Spanien (+40%). Deutschland als klar grösster Handelspartner nahm fast 14% mehr Waren aus der Schweiz ab, insgesamt waren es 3,75 Mrd. In den Vereinigten Arabischen Emiraten liefen Schmuck und Uhren aus der Schweiz besonders gut, die Lieferungen stiegen um fast 60%. Die Ausfuhr nach Nordamerika blieb derweil stabil, während die um die Hälfte gesunkenen Ausfuhren nach Argentinien den Rückgang mit Lateinamerika (-6%) erklärten.

Trotz Ukraine-Krise bewegten sich die Exporte nach Russland, welche insgesamt für Schweizer Unternehmen allzu riesige Bedeutung haben, mit einem Volumen von 277 Mio CHF nur leicht unter dem Niveau von Juli 2013. In die Ukraine halbierten sie sich hingegen fast auf noch 28 Mio.

Bei Importen sämtliche Hauptgruppen rückläufig
Bei den Importen waren sämtliche Hauptgruppen rückläufig, wobei das markante Minus bei den Energieträgern (-20%, real -15%) herausragte. Die Einfuhr stieg lediglich aus Nord- und Lateinamerika, aus den anderen Erdteilen wurde bis zu 14% (Ozeanien) weniger bezogen. So zogen etwa die volatilen Erdölimporte aus Libyen (-69%) das Ergebnis von Afrika (-6%) ins Minus.

Saisonbereinigt legten die Exporte im Berichtsmonat um 1,2% zu (real +0,2%). Der Trend zeige weiterhin aufwärts, jedoch habe sich dieser im Vergleich zur zweiten Hälfte 2013 verlangsamt, heisst es. Nominal und real lag die Importentwicklung aufgrund des Spitzenmonats Juni 2014 stark im Minus (-10,4% bzw. -10,2%), allerdings habe sich der negative Trend abgeflacht.

Analysten beurteilen die Zahlen verhalten optimistisch. Abgesehen von Spezialeffekten (Pharmaexporte nach Deutschland) würden die Werte ein ziemlich gemischtes Bild zeichnen, meint man bei der Credit Suisse. Allerdings gebe es moderate Zeichen eines Aufschwungs nach dem schwachen zweiten Quartal. Die Schweizer Exporte sollten auch in Zukunft wachsen, dies dank der Nachfrage aus den USA, Grossbritannien und – zu einem etwas geringeren Ausmass – aus der Eurozone. Wobei die stagnierenden Exporte nach Frankreich und Italien zeigten, dass vieles von Deutschland abhänge, so die Ökonomen der Grossbank. (awp/mc/upd/ps)

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