Aussenhandel stagniert in ersten zehn Monaten auf hohem Niveau
Bern – Der Schweizer Aussenhandel hat sich im Oktober in beide Richtungen rückläufig entwickelt. Deutlich fiel das Minus vor allem bei den Exporten aus, wobei der Vormonat mit einem markanten Anstieg eine sehr hohe Messlatte gesetzt hatte. Insgesamt stagniert der Aussenhandel seit Jahresbeginn – allerdings auf nach wie vor hohem Niveau.
Konkret sanken die Schweizer Ausfuhren im Oktober zum Vormonat (saisonbereinigt) um 5,3 Prozent auf 19,3 Milliarden Franken, wie die Eidgenössische Zollverwaltung am Dienstag mitteilte. Real – also preisbereinigt – war der Rückgang mit 1,3 Prozent geringer. Die Einfuhren gingen nominal wie auch real um 2,4 Prozent zurück und erreichten einen Wert von 17,0 Milliarden. In der Handelsbilanz resultierte somit ein Überschuss von rund 2,4 Milliarden Franken.
Auf die ganze Zehnmonatsperiode seit Jahresbeginn 2019 zeigt sich laut EZV eine Stagnation. Das Niveau der Exporte sei aber nach wie vor hoch, sagte Matthias Pfammatter von der EZV im Gespräch mit der Nachrichtgenagentur AWP. Insofern könne man von einer «Stagnation auf hohem Niveau» sprechen.
Grosse Überraschungen sieht er in den Oktober-Zahlen keine. Erstaunlich sei höchstens, dass die Ausfuhren nach China trotz der Abschwächung im Reich der Mitte so stark gewesen sei. Er geht davon aus, dass sich das Muster der volatilen Ausfuhrzahlen in den nächsten Monaten fortsetzen dürfte.
Minus wegen Pharma
Der kräftige Rückgang im Oktober bei den Exporten ist fast ausschliesslich auf die deutlich gesunkenen Exporte von chemisch-pharmazeutischen Produkten (-11% bzw. -1,2 Mrd Fr.) zurückzuführen – im Vormonat hatten deren Ausfuhren noch um markante 19 Prozent oder 1,8 Milliarden Franken zugenommen.
Diese starken Schwankungen dürften teilweise durch die hier typischen Produktionszyklen bedingt sein – gerade in den vergangenen Monaten, wie die EZV schreibt. Die Pharma- und Chemieindustrie produziert zum Teil hohe Mengen oder eine ganze Produktgruppe in einem bestimmten Monat und exportiert sie dann – ein Volumen, das dann im folgenden Monat möglicherweise wieder wegfällt, was zu grossen monatlichen Schwankungen führen kann.
Die Schwankungen im Pharmaaussenhandel führen auch dazu, dass die Monatswerte des ganzen Schweizer Aussenhandels sehr volatil und entsprechend vorsichtig zu interpretieren sind. So legten beispielsweise die Ausfuhren im September – also einen Monat vor dem Berichtsmonat – um 8,8 Prozent zu, nachdem sie im August und Juli um 4,4 bzw. 3,8 Prozent gefallen und bzw. im Juni um 8,3 Prozent gestiegen waren.
Geglättete Zahlen
Die Ökonomen der UBS schauen daher jeweils die Exporte zum Vorjahresmonat geglättet über drei Monate an, um die konjunkturelle Aussagekraft der Zahlen zu erhöhen. Hier zeige sich insgesamt noch eine solide Entwicklung, d.h. ein Plus von ca. 5 Prozent über die letzten zwölf Monate, meinte Alessandro Bee gegenüber AWP. Er betonte dabei allerdings die starke Diskrepanz zwischen der Entwicklung der Pharmaindustrie und der übrigen grossen Branchen.
Das Muster passe in das aktuelle konjunkturelle Bild. Die Pharmaindustrie, welche wenig konjunktur- und währungssensitiv sei, halte sich gut, während aber die konjunktursensitiven anderen Branchen die Konjunktureintrübung deutlich spürten. Für den Arbeitsmarkt im Export sei dies kein gutes Zeichen, meinte er weiter, da die Pharmaindustrie zwar eine hohe Wertschöpfung habe, aber nur einen kleinen Teil der Beschäftigung umfasse.
Uhrenexporte leicht höher
Rückläufig (- 7,6%) entwickelten sich im Berichtsmonat Oktober neben den Pharmaexporten zudem die Ausfuhren von Bijouterie und Juwelierwaren. Derweil erhöhten sich die Exporte von Maschinen und Elektronik innert Monatsfrist um 1,5 Prozent. Der Versand von Uhren lag sowohl saisonbereinigt wie auch unbereinigt im Vorjahresvergleich leicht über dem Vormonatsniveau.
In Bezug auf die Regionen verringerte sich der Absatz in allen Regionen, insbesondere aber jener in Nordamerika (USA -23%). Die Exporte nach Europa unterschritten das Vormonatsergebnis derweil um knapp 2 Prozent, wobei Frankreich und Österreich mit deutlichen Umsatzrückgängen herausstachen.
Der Warenversand nach Asien sank hingegen nur um 0,5 Prozent. Während die Lieferungen nach China um 16 Prozent zulegten, sackten jene nach Japan um etwa die gleiche Grössenordnung ab. Der Absatz auf diesem Kontinent weist seit Jahresbeginn insgesamt eine flache Tendenz auf. (awp/mc/ps)