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Bern – Der Aussenhandel der Schweiz, insbesondere mit ihren Nachbarländern, hat sich im April auf breiter Front eingetrübt. Sowohl die Ausfuhren wie auch die Einfuhren waren rückläufig und drei Viertel der Exportbranchen wiesen gesunkene Umsätze auf. Vor allem wegen des starken Frankens sanken die Preise der Ex- und Importwaren merklich.
Insgesamt sanken die Exporte um 5,1% (real: -1,3%) auf 16,3 Mrd CHF, wobei sich die Güterpreise um 3,8% reduzierten. Die Importe gingen derweil um 8,1% (real: -0,7%) auf 13,4 Mrd CHF zurück. Dabei sanken die Preise allerdings um hohe 7,4%, womit sich der Importrückgang real auf -0,7% begrenzte. Die Handelsbilanz wies insgesamt einen Überschuss von 2,86 Mrd CHF auf, wie die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) am Donnerstag mitteilte.
Lediglich drei der zehn wichtigsten Exportbranchen steigerten im April ihren Auslandsabsatz. Zulegen konnten dabei Bijouterie und Juwelierwaren sowie die beiden kleinsten Exportbranchen Textilien und Schuhe sowie Präzisionsinstrumente.
Grösste Branche mit stärkstem Minus
Für einmal wies die umsatzstärkste Branche, die chemisch-pharmazeutische Industrie, den stärksten Exportrückgang aus. Sie exportierte rund 13% weniger als noch vor Jahresfrist. Die Abnahme rührte vor allem von deutlich niedrigen Ausfuhren von pharmazeutischen Wirkstoffen sowie Medikamenten her.
Ebenfalls zweistellig fiel der Exportrückgang bei der Kunststoffindustrie aus (-11%). Markante Exportrückgänge von 8 respektive 7% mussten die Nahrungs- und Genussmittelindustrie sowie die Papier- und grafische Industrie hinnehmen. Auch die zweitgrösste Branche, die Maschinen- und Elektronikindustrie, exportierte 2% weniger. Die Entwicklung innerhalb der Branche zeigt aber eine grosse Spannweite: Bei den Textilmaschinen sanken die Exporte um fast ein Drittel und bei den Werkzeugmaschinen legte sie um 20% zu.
Für einmal glänzte selbst die Uhrenindustrie nicht: Die Ausfuhren lagen mit einem Wert von 1,8 Mrd CHF und einem Minus von 1% knapp unter dem Vorjahresniveau. Die positive Entwicklung im März wurde dadurch teilweise ausgeglichen, wie der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH) feststellte. Für die ersten vier Monate des laufenden Jahres resultiert dennoch ein Plus von gut 2%.
Geringerer Handel mit Nachbarländern
Geografisch entwickeln sich die Exporte gegenläufig. Rückgänge gab es bei den Exporten nach Afrika (-31%), Nordamerika (-4%) und nach Europa (-8%). Im wichtigen europäischen Handel brachen, wohl aufgrund der Frankenstärke, die Exporte insbesondere in die Nachbarländer Österreich (-35%), Italien (-17%), Deutschland (-13%) und Frankreich (-4%) zum Teil ausserordentlich stark ein.
Um zwei Drittel legten hingegen die Ausfuhren nach Irland zu und jene nach Ungarn um zwei Fünftel. Wobei der Handel mit Irland, bei dem es sich vor allem um Pharmawirkstoffe handelt, stets starken Schwankungen unterliegt. In Asien und Lateinamerika steigerte sich der Absatz von Schweizer Produkten um 4 beziehungsweise 5%. Das Plus in Asien ist dabei mehrheitlich auf den chinesischen Markt zurückzuführen (+22%), das Plus in Lateinamerika ist derweil vor allem Mexiko (+45%) zu verdanken.
Bei den Importen bezog die Schweiz abgesehen von Nordamerika (+16%) aus allen Erdteilen weniger Waren. Mit rund einem Viertel nahm der Warenbezug aus Afrika am stärksten ab, dies vor allem aufgrund der zum Erliegen gekommenen Erdölimporte aus Libyen. Mit 17 bzw. 10% sanken auch die Einfuhren aus Lateinamerika (Mexiko: -43%) und Europa (EU: -10%) deutlich.
Auf dem Heimkontinent gingen den Angaben zufolge dabei insbesondere die Zukäufe aus Frankreich, Deutschland und Italien zwischen 10 und 13% zurück. Die Einfuhren aus Asien verringerten sich um 8%, dies insbesondere auf Grund der um zwischen 9 und 12% gesunkenen Lieferungen aus China, Hongkong und Japan. Jene nach Singapur haben sich hingegen mehr als verdoppelt.
Konjunkturelle Entwicklung ebenfalls negativ
Saisonbereinigt – also im Vormonatsvergleich – sanken die Exporte zum dritten Mal in Folge; im April betrug der nominale Rückgang 1,1%, während die Ausfuhren real stagnierten. Dadurch weise der Trend seit Oktober 2014 in eine negative Richtung, so die Zollverwaltung. Die Importe verringerten sich nominal um 3,5% (real: -3,0%), was ebenfalls das dritte Minus seit Jahresbeginn darstellt. Auch hier zeige sich – seit August 2014 – ein Abwärtstrend. (awp/mc/upd/ps)