Schweizer Baubranche schafft es stabil durch die Krise
Zürich – Die Bauwirtschaft hat sich während der Coronapandemie als stabile Stütze der Schweizer Wirtschaft erwiesen. Unter anderem haben Nachholeffekte den Umsatz in der Baubranche nach oben getrieben.
Insgesamt stieg der Umsatz im Bauhauptgewerbe 2021 um 4,5 Prozent auf 23,1 Milliarden Franken, wie der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) am Mittwoch mitteilte. «Von Beginn des Jahres an zogen die Aufträge wieder an», sagte Zentralpräsident Gian-Luca Lardi an einer Medienkonferenz. Zudem beschäftigt die Baubranche seit Ende des dritten Quartals mit 91’500 Vollzeitstellen für Festangestellte wieder gleich viele Personen wie vor der Pandemie.
«Die Bauwirtschaft ist nicht nur bei gutem Wetter, sondern auch in stürmischen Zeiten ein solider Pfeiler der Schweizer Volkswirtschaft,» meinte Lardi.
Material wird teurer
Neben Nachholeffekten seien allerdings auch steigende Materialpreise von bis zu 60 Prozent für die Umsatzsteigerung verantwortlich. Preisschwankungen seien im Bausektor zwar normal, ein «so massiver und gleichzeitiger Anstieg» der Preise für Stahl, Plastik und Holz beschreibe hingegen eine neue Situation. Real sei der Umsatz also weniger stark gestiegen. «Zudem können die Preissteigerung vertragsbedingt nur bedingt an Kunden weitergegeben werden», erklärte Lardi.
Die hohen Preise und Lieferschwierigkeiten stellen laut Lardi weiter einen grossen Unsicherheitsfaktor dar. «Die Lieferengpässe sind ein globales Problem – und auch die Baubranche bleibt nicht verschont.» Gemäss einer Umfrage des KOF waren 60 Prozent der Baufirmen in den vergangenen Monaten zumindest zeitweise von Lieferschwierigkeiten betroffen.
Die Branche geht zudem davon aus, dass die Preise für Baumaterialien auf hohem Niveau bleiben werden. «Dies ist eine schwierige Situation für eine Branche, die mit tiefen Margen im Bereich von 2 bis 3 Prozent wirtschaften muss», meinte Lardi, zumal auch die Dynamik der Auftragseingänge im Laufe des Jahres 2021 stetig an Schwung verloren habe.
Normalisierung erst 2023 erwartet
Für das laufende Geschäftsjahr rechnet der Bauindex – das Prognoseinstrument von Credit Suisse und SBV – trotzdem mit einem Umsatzplus von 2,1 Prozent. Mit steigenden Zinsen rechnet die Branche 2022 noch nicht, da die Inflation in der Schweiz nicht so hoch ist wie im Ausland. Zinserhöhungen könnten dann aber 2023 zur Realität werden. «Wir rechnen aber nicht mit einer massiven Zinserhöhung. Deshalb werden wohl auch die Auswirkungen eher gering ausfallen», meinte Lardi. Eine Normalisierung in Bezug auf Lieferengpässe und Nachholeffekte erwartet der SBV dann ab 2023. (awp/mc/ps)