Polizei geniesst in der Bevölkerung das höchste Vertrauen. (Foto: Kantonspolizei Bern)
Bern – Sichere Werte in einer unsicheren Welt: Schweizerinnen und Schweizer fühlen sich im langjährigen Vergleich ausgesprochen sicher und zeigen sich betreffend der näheren Zukunft der Schweiz sehr zuversichtlich, beurteilen aber gleichzeitig die internationale Entwicklung skeptisch. Sie zeigen wieder stärkeres Vertrauen in die Schweizer Institutionen und Behörden. Dies zeigt die Studie «Sicherheit 2012» der Militärakademie an der ETH Zürich und des Center for Security Studies, ETH Zürich.
Die Schweizer Stimmbevölkerung vertraut sechs der sieben erfassten Behörden und Institutionen stärker als im Vorjahr. Das allgemeine Vertrauen liegt dieses Jahr über dem langjährigen Schnitt. Das höchste Vertrauen geniesst auch 2012 die Polizei, gefolgt von den Gerichten und dem Bundesrat. Die Schweizer Wirtschaft hat im Vergleich zu 2011 einen Rang verloren und liegt nun auf dem vierten Platz hinter dem Bundesrat. Die Armee und das eidgenössische Parlament geniessen ein ähnlich hohes Vertrauen. Am wenigsten Vertrauen schenkt die Schweizer Stimmbevölkerung den politischen Parteien und den Medien.
Innere Sicherheit – Verstärkte Unterstützung verschiedener Massnahmen
Im Allgemeinen stimmen 2012 Schweizerinnen und Schweizer den in dieser Studie erfassten Massnahmen im Bereich der Inneren Sicherheit stärker zu als im Vergleich zu früheren Erhebungen. Insbesondere eine vermehrte Bekämpfung des Hooliganismus (89%) und eine erhöhte Polizeipräsenz in den Wohnquartieren (83%) stossen auf breite Akzeptanz. Die Befürwortung des Rayonverbotes (80%) und die Kontrolle des Ausländeranteils (77%) haben im Vergleich zur letztmaligen Erhebung 2009 besonders stark zugenommen.
Aktiveres internationales Engagement ohne Einbindung gewünscht
Das im letzten Jahr zu beobachtende Bestreben nach aussenpolitischer Autonomie hat sich in diesem Jahr bestätigt. Vier von fünf der Befragten wünschen, dass der eingeschlagene bilaterale Weg einer (rein) wirtschaftlichen Zusammenarbeit ohne eine Anbindung an eine Organisation oder Institution wie z.B. die EU weiterverfolgt wird. Eine politische Einbindung in aussenpolitische Institutionen wird nicht unterstützt. Einen Beitritt zur EU (17% Befürwortung) oder zur Nato (19%) wünscht sich nur eine kleine Minderheit der Schweizer Bevölkerung.
Hingegen will sie 2012 ein aktiveres internationales Engagement der Schweiz, ohne institutionelle Einbindungen eingehen zu müssen. So stieg die Forderung eines Ausbaus der Entwicklungshilfe oder der Wunsch nach aktiver Mitarbeit der Schweiz in der Uno gegenüber dem letzten Jahr deutlich an.
Unbestrittene Neutralität
Mit 95% Zustimmung erreicht das Neutralitätsprinzip einen neuen Höchstwert. Auch der Glaube an die Schlichter- und Vermittlerrolle der Schweiz dank der Neutralität ist mit 93% noch breiter verankert als im Vorjahr. 66% (+5%) der Schweizerinnen und Schweizer glauben 2012 an die Schutzwirkung der Neutralität vor internationalen Konflikten.
Armee: Ambivalente Entwicklungen
Nach dem markanten Anstieg der Beurteilung der Notwendigkeit der Armee im Vorjahr hat sich diese 2012 wieder leicht abgeschwächt, liegt aber mit 75% über dem langjährigen Schnitt seit 1991. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Schweizerinnen und Schweizer mit der Leistung der Armee genauso zufrieden. Hingegen gewinnt die Armee gegenüber 2011 signifikant an Vertrauen. Seit gut zehn Jahren lässt sich in der Schweizer Bevölkerung kein Konsens hinsichtlich des Wehrmodells finden. 52% (+4%) sprechen sich in diesem Jahr für eine Milizarmee aus, 43% (±0%) befürworten eine Berufsarmee. Eine Aussetzung der Wehrpflicht unterstützen 48% (+10%). Trotz diesem im Vergleich zu 2011 grossen Zuwachs an Befürworterinnen und Befürwortern liegt der Anteil nur leicht über dem langjährigen Mittel. (VBS/mc/pg)