Schweizer Biotechbranche spürt 2022 zurückhaltende Investitionsbereitschaft
Basel – Die Schweizer Biotechbranche hat im vergangenen Jahr die zurückhaltende Investitionsbereitschaft zu spüren bekommen. So war der Biotech-Sektor wie viele andere Sektoren von geopolitischen Herausforderungen betroffen, die einige Finanzierungsquellen versiegten oder reduzierten, heisst es im jährlichen Swiss Biotech Report.
Gleichzeitig liessen aber auch die Auswirkungen der Pandemie nach, was eine willkommene Erleichterung für den Gesundheitssektor rund um den Globus brachte.
Mit Blick auf die Schweiz erzielte die Branche nach Berechnungen der Agentur EY im vergangenen Jahr neue Rekorde bei den Umsätzen. Diese lagen mit 6,8 Millionen Franken um 0,1 Millionen über dem Vorjahreswert. Auch die Investitionen in Forschung und Entwicklung nahmen in dieser Grössenordnung zu auf 2,7 Milliarden Franken.
Aber nicht nur das: Auch die Zahl der Vollzeitstellen in Schweizer F&E-Biotech-Unternehmen legte zu. Laut Biotechreport zählte die Branche 2022 mehr als 19’100 Vollzeitstellen, ein Anstieg um 7,2 Prozent. Auch dies sei ein Höchststand.
Sinkende Reserven
«Es überrascht nicht, dass diese neuen Rekorde in Bezug auf Wachstum und F&E-Investitionen – insbesondere angesichts des schwierigen Umfelds für die Mittelbeschaffung im Jahr 2022 – von den Unternehmen mit einem Abbau ihrer Liquiditätsreserven erkauft wurden», heisst es weiter. Diese sanken im Schnitt um 21 Prozent.
Und doch gelang es den Schweizer Biotech-Unternehmen im vergangenen Jahr, mehr als 1,3 Milliarden Franken einzusammeln. Dabei entfielen rund 0,78 Milliarden auf öffentliche Unternehmen, die restlichen 0,55 Milliarden auf private. Allerdings ist dies ein deutlicher Einbruch gegenüber den mehr als 3 Milliarden Franken, die die Branche 2021 eingesammelt hatte.
Wie der Swiss Biotech Report hervorhebt, war der Zugang zu den Eigen- und Fremdkapitalmärkten im Jahr 2022 schwieriger. Schweizer Biotechs hätten in diesem Umfeld verstärkt nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten gesucht. So gab es beispielsweise mehrere grosse Lizenz- und Kooperationstransaktionen, aber auch Sale-and-Leaseback-Transaktionen.
Internationale Vernetzung
Derweil zielt Michael Altorfer, CEO der Swiss Biotech Association, in seinem Kommentar auf die weltweite Vernetzung des Schweizer Forschungsstandorts ab: «Angesichts der geringen Zahl von Patienten und der Grösse des lokalen Marktes haben sich die Schweizer Biotech- und Pharmaunternehmen traditionell auf Innovationen konzentriert, die Patienten weltweit zugutekommen könnten.»
Gleichzeitig habe das Schweizer F&E-Zentrum internationale Netzwerke aufgebaut und arbeite eng mit internationalen Partnern auf der ganzen Welt zusammen. Multinationale Institutionen wie die Weltgesundheitsorganisation haben die Schweiz als Hauptsitz gewählt. (awp/mc/ps)