Schweizer Fitnessbranche ist in Top-Form
Zürich – Ob auf dem Laufband, in der Zumba-Stunde oder an der Hantelbank: Die Menschen in der Schweiz trainieren so viel wie noch nie zuvor. Den Fitness-Studios geht es nach dem Corona-Knick denn auch wieder blendend.
Vergangenes Jahr trainierten mehr als 1,3 Millionen Menschen in einem der total 1348 Fitness-Studios in der Schweiz. Das sind so viele wie nie zuvor, wie Marcus Schwedhelm, Präsident des Branchenverbandes Swiss Active, am Dienstag vor den Medien sagte. Die Zahl entspricht rund 15 Prozent der Gesamtbevölkerung. Etwa jede siebte Person in der Schweiz leistet sich ein Fitness-Abo.
Zwar habe der Trend zu einem gesunden Leben schon vor der Coronakrise bestanden, aber die Krise, verbunden mit dem zwangsläufig auferlegten Bewegungsmangel, hätten diesen noch verstärkt, heisst es in der am Dienstag veröffentlichten Studie. Die Zahl der Mitglieder in einem Fitnessbetrieb lag 2023 um 13 Prozent höher als im Vorjahr und damit insgesamt bereits wieder über dem Niveau von vor der Coronapandemie, nachdem schon im Vorjahr die Erholung eingesetzt hatte.
Ältere Generation geht wieder öfter ins Fitness
Nach einem Rückgang im Nachgang der Coronakrise besuchen auch die über 60-Jährigen wieder häufiger das Fitness-Studio. Laut einer Swiss Active-Studie kamen vergangenes Jahr 13,6 Prozent der Fitness-Kunden aus dieser Alterskategorie. Im Jahr davor waren es mit 9,2 Prozent noch deutlich weniger gewesen.
Nur noch jedes fünfte Studio unter Vorcoronaniveau
Die Erholung zeigt sich jedoch noch nicht bei allen Betrieben. «Es gibt natürlich noch Fitness-Center, die etwas länger brauchen bis zur vollständigen Erholung, vielleicht noch bis in diesem oder im nächsten Jahr», erklärte Studienautorin Sarah Kobel, Professorin an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement. Gut neun Prozent der 500 befragten Studios gaben an, sie gingen für das laufende Jahr von einer Mitgliederzahl auf oder über Vorkrisenniveau aus. Knapp 10 Prozent erwarten diesen Zeitpunkt ein Jahr später.
Aber laut dem Verband sagten immerhin schon mehr als 80 Prozent der Schweizer Fitness-Center, sie hätten das Mitgliederniveau von 2019 bereits wieder erreicht. «Damit liegt die Schweiz vor Deutschland und Österreich, wo dies im Betrachtungsjahr jeweils etwa zwei Drittel der Betriebe gelungen ist», so Kobel.
Mit den steigenden Mitgliederzahlen gingen auch die Umsätze der Fitness-Studios hoch, und zwar um knapp 18 Prozent auf 1,2 Milliarden Franken. Dass der Umsatz stärker zunahm als die Mitgliederzahlen, führt der Verband auf höhere Preise zurück. Denn laut der Erhebung hat knapp jeder zweite Betrieb im vergangenen Jahr seine Abobeiträge erhöht.
Weitere Preiserhöhungen 2024
Damit liegen die Preiserhöhungen zwar etwas unter dem Vorjahr, als noch knapp 60 Prozent der Unternehmen die Preise erhöht hatten. Die Preisspitze dürfte allerdings noch nicht erreicht sein. Für dieses Jahr gaben gar knapp zwei Drittel aller befragten Fitness-Studios an, die Mitgliedsbeiträge zu erhöhen.
Die Preisgestaltung ist unterschiedlich: Rund 1000 Franken bezahlten die Fitness-Gänger im Schnitt für ein Abo, wie der Branchenverband weiter bekanntgab. Während man bei Fitnessketten mit rund 900 Franken etwas günstiger davonkommt, kosten Abos in Einzelstudios – das sind eigenständige Center oder solche mit maximal vier Filialen – mit durchschnittlich 1120 Franken etwas mehr. Bei den sogenannten Mikrostudios – zum Beispiel Yogastudios oder Crossfit-Boxen – zahlen die Kunden im Schnitt 1320 Franken für eine Jahresmitgliedschaft.
Wie ein Branchenvertreter vor Ort betonte, sind solche Durchschnittspreise allerdings wenig repräsentativ. Denn gerade im Bereich der Fitnessketten gebe es massive Unterschiede. Das Angebot reiche von absoluten Billiganbietern bis zu Luxus-Ketten.
Doch nicht nur die Zahl der Fitness-Kunden und die Umsätze sind im vergangenen Jahr gestiegen, sondern auch die Frequenz der Fitness-Besuche. Im Schnitt ging jeder Kunde 1,3 Mal pro Woche ins Studio, wie aus der Erhebung hervorgeht. Im Jahr davor waren es mit 1,2 Mal noch etwas weniger Besuche und 2021, als es wegen der Coronapandemie noch diverse Einschränkungen gab, lag diese Zahl sogar bei unter 1. (awp/mc/pg)