Schweizer KMU behaupten sich

Barometer

Zürich – Die Schweizer KMU machen in einem schwierigen Marktumfeld weiterhin gute Geschäfte: Wie zu Jahresbeginn bewerten 92 Prozent der Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage positiv. Gut jedes zweite KMU (52 Prozent) zeigt sich sogar rundum zufrieden – das sind zwar weniger als zu Jahresbeginn (61 Prozent), aber deutlich mehr als im Vorjahr (41 Prozent), als die Frankenkrise vor allem die Exportwirtschaft vor Herausforderungen stellte.  

Die KMU blicken heute optimistischer in die Zukunft als noch im Januar und erwarten nun eine stabile Wirtschaftsentwicklung. Die grössten Risiken für die Binnenkonjunktur sehen die KMU im starken Franken, den hohen Rohstoffpreisen und der geringen Stabilität des Finanzsektors. Trotzdem haben sich die Konjunkturerwartungen der Schweizer KMU vom Jahresbeginn deutlich aufgehellt: Nur noch 18 Prozent der Unternehmen (Januar: 37 Prozent) erwarten eine Verschlechterung der Binnenkonjunktur, 19 Prozent rechnen hingegen mit einer Verbesserung (Januar: 18 Prozent). Auch die Prognosen für die eigene Geschäftsentwicklung fallen wieder zuversichtlicher aus: Fast jeder dritte Betrieb rechnet mit einer Verbesserung der Geschäftslage, nur 7 Prozent mit einer Verschlechterung.

«Die Schweizer KMU haben sich in einem schwierigen Marktumfeld sehr gut behauptet», sagt Alessandro Miolo, verantwortlicher Partner Markt Deutschschweiz bei Ernst & Young. Die Binnenkonjunktur zeige sich weiterhin robust und auch die Exportwirtschaft habe die rezessive Wirtschaftslage in einigen südlichen Euroländern bislang überraschend gut verkraftet. «Viele Schweizer KMU arbeiten in erfolgreich wertschöpfenden Nischenmärkten; ihre Produkte lassen sich nicht ohne Weiteres durch Lieferanten aus anderen Ländern ersetzen – das macht sie widerstandsfähig gegen die Turbulenzen in einigen europäischen Märkten.» Dennoch mache vielen exportierenden KMU ein verstärkter Margendruck zu schaffen. «Zur Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit setzen immer mehr KMU auf Programme zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung. Die engen Spielräume zur Preisgestaltung lassen ihnen keine andere Wahl», ergänzt Pierre-Alain Cardinaux, verantwortlicher Partner Markt Suisse Romande bei Ernst & Young.

Europäische Schuldenkrise auf dem Radar der Schweizer KMU
Mehr als drei von vier Unternehmen erwarten, dass sich die Schuldenkrise in Europa weiter zuspitzen wird. 42 Prozent der befragten Unternehmen rechnen sogar mit einem Auseinanderfallen der europäischen Währungsunion. Für eine Abkühlung im Euroraum oder eine (weitere) Währungskrise sehen sich die Schweizer KMU allerdings gut gerüstet: 89 Prozent der Unternehmen geben an, „gut“ oder „sehr gut“ auf ein solches Krisenszenario vorbereitet zu sein.

«Wir sollten die Gefahren, die von der Schuldenkrise in Europa für die Schweiz ausgehen, nicht unterschätzen», mahnt Alessandro Miolo. «Falls es in den nächsten Monaten in Deutschland zu einer Konjunkturabkühlung kommt, würden das auch die Schweizer KMU zu spüren bekommen. Immerhin ist Deutschland der mit Abstand wichtigste Exportmarkt für Schweizer Unternehmen. Und Italien und Frankreich fallen als Wachstumstreiber vorerst komplett aus.»

Marktumfeld durch Wechselkursuntergrenze zwar stabiler, aber risikobehaftet
Für die meisten KMU hat sich das Marktumfeld gegenüber dem Vorjahr deutlich stabilisiert. «Die Festlegung einer Wechselkursuntergrenze durch die Schweizerische Nationalbank im September 2011 hat die Planungssicherheit für die Wirtschaft enorm erhöht», so Pierre-Alain Cardinaux. Vier von fünf KMU gehen derzeit davon aus, dass die Wechselkursuntergrenze von 1,20 Franken je Euro ausreicht, um die Wettbewerbsfähigkeit der Binnenwirtschaft langfristig zu erhalten. Allerdings sind nur zwei von fünf Unternehmen (38 Prozent) der Ansicht, dass durch ihre Einführung die wesentlichen Probleme des eigenen Unternehmens erst einmal gelöst sind. Für fast 70 Prozent der Schweizer KMU bleibt jedoch trotz der Festlegung der Wechselkursuntergrenze der starke Franken das grösste Konjunkturrisiko.

Investitionen und Beschäftigung sollen steigen
Vorerst aber stehen bei den Schweizer KMU die Zeichen noch auf Wachstum: 23 Prozent der KMU wollen ihr Budget für Investitionen erhöhen, nur 6 Prozent planen, weniger zu investieren – die übrigen Unternehmen wollen ihre Investitionen konstant halten. Damit hat sich die Investitionsbereitschaft der Unternehmen gegenüber Jahresbeginn spürbar erhöht: Im Januar planten 20 Prozent der Betriebe, mehr zu investieren, 8 Prozent wollten ihre Investitionen kürzen.

Auch für den Arbeitsmarkt gibt es positive Signale: Jedes vierte KMU (24 Prozent) plant, die Belegschaft aufzustocken, nur 6 Prozent wollen Personal abbauen. Im sechs-Monats-Vergleich steigt der Saldo damit deutlich von 8 auf 18 Prozentpunkte. «Dank der verbesserten Geschäfts- und Konjunkturaussichten ist unter dem Strich wieder mit einem Anstieg der Beschäftigtenzahl im Schweizer KMU-Sektor zu rechnen», so Pierre-Alain Cardinaux. «Die Dynamik am Arbeitsmarkt wird wohl wieder an Kraft gewinnen.» Zu bedenken sei allerdings ein sich verschärfender Fachkräftemangel: Mehr als jedes fünfte Schweizer KMU (22 Prozent) bezeichnet die Rekrutierung neuer und ausreichend qualifizierter Mitarbeitender derzeit als sehr schwer. Noch vor einem Jahr gaben dies lediglich 9 Prozent der Betriebe an. (Ernst & Young/mc/ps)

Informationen zur Studie
Die vorliegende Studie basiert auf einer Befragung der Geschäftsführer oder Inhaber von insgesamt 700 kleinen und mittleren Unternehmen in der Schweiz. Die telefonischen Interviews erfolgten im Juli und August 2012. Die Befragung wurde durch ein unabhängiges Marktforschungsforschungsinstitut im Auftrag von Ernst & Young durchgeführt. Dabei wurde sowohl auf regionaler Ebene als auch schweizweit die folgende Branchenverteilung zugrunde gelegt: 47 Prozent Dienstleistung, 10 Prozent Handel, 25 Prozent Bau und Energie, 18 Prozent Industrie. Die Zahl der Mitarbeitenden in den Unternehmen reichte von 30 bis 2’000. Das  Ernst & Young KMU-Barometer ist erstmals 2008 erschienen, seit 2009 halbjährlich. Die Studie ist in separaten Länderausgaben für Deutschland, Österreich und die Schweiz erhältlich. Die Studie steht auf der Website unter www.ey.com/ch zum Download zur Verfügung.

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