Schweizer Konjunkturaussichten leicht pessimistischer eingeschätzt

Schweizer Konjunkturaussichten leicht pessimistischer eingeschätzt
(Pexels)

Zürich – Die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft haben sich nach Einschätzung von Finanzanalysten und Ökonomen etwas eingetrübt. Zudem wird nach der Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten mit erhöhtem Inflationsdruck gerechnet.

Der UBS-CFA-Indikator, der die Erwartungen von Finanzanalysten und Ökonomen zur Schweizer Konjunkturentwicklung in den kommenden sechs Monaten zusammenfasst, hat sich im November im Vergleich zum Vormonat um 4,7 auf -12,4 Punkte verschlechtert, wie die Grossbank am Mittwoch mitteilte. Der Index notiert nun den sechsten Monat in Folge im negativen Bereich.

Allzu dramatisch wird die Situation aber nicht eingeschätzt. Obwohl der Indikator auf den niedrigsten Stand seit Januar 2024 gefallen sei, würden weniger als ein Drittel der Befragten tatsächlich eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Bedingungen erwarten, so die UBS. 50 Prozent erwarten hingegen keine Veränderung.

Zudem hat sich die Einschätzung der Wirtschaftslage hierzulande verbessert. Aktuell schätzen fast 90 Prozent der Befragten die aktuelle Lage als «normal» ein. International sieht es etwas anders aus: hier beurteilen gut 40 Prozent der Umfrageteilnehmer die Lage in den USA als «gut» ein, während fast zwei Drittel die Situation in der Eurozone als «schlecht» einstufen.

Steigende Inflationserwartungen
Mit dem bevorstehenden Regierungswechsel in den USA beurteilen die Umfrageteilnehmer aber vor allem die Inflationserwartungen neu und haben diese für die nächsten sechs Monate für alle Regionen deutlich angehoben. Hatte im Oktober die Mehrheit noch eine Verlangsamung der Inflation in der Schweiz und der Eurozone erwartet, fallen die Erwartungen im November deutlich gemischter aus. Der Anteil der Analysten, die einen Rückgang der Inflationsrate erwarten, ist um je rund 25 Prozentpunkte gesunken.

Noch klarer änderte sich das Bild in den USA: Nach fast 60 Prozent der Teilnehmenden, die im Oktober eine weitere Abkühlung der Inflation erwartet hatten, sehen nun mehr als die Hälfte eine Beschleunigung voraus. Vor diesem Hintergrund werde bei den Langfristzinsen sowohl in der Schweiz, der Eurozone und in den USA neu nicht mehr mit einem Rückgang gerechnet, so die UBS. Bei den kurzfristigen Zinssätze gehen die Experten hingegen weiterhin in allen drei Regionen von einem weiteren Rückgang aus.

Zu keinem klaren Konsens kam es indes in der Umfrage bezüglich der Auswirkungen der US-Wahl auf das USD/CHF-Währungspaar in naher Zukunft. Ein ziemlich grosser Teil der Analysten erwartet aber, dass der US-Dollar langfristig gegenüber dem Franken abwerten wird.

Weitere SNB-Zinssenkung
In Bezug auf den geldpolitischen Kurs der Schweiz gehen die Analysten von einer weiteren Zinssenkung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) an der kommenden Sitzung vom 12. Dezember aus. Das wahrscheinlichste Szenario ist demnach die Senkung des Leitzinses von derzeit 1,00 auf 0,75 Prozent. Die Analysten gaben einer solchen Entwicklung eine Wahrscheinlichkeit von 56 Prozent. Ein stabiler Leitzins und eine Senkung um 50 Basispunkte wurde mit einer Wahrscheinlichkeit von 26 Prozent und 13 Prozent eingestuft.

Mit Blick auf das nächste Jahr prognostizierten die Umfrageteilnehmenden zudem mit einer Wahrscheinlichkeit von 46 Prozent, dass der SNB-Leitzins bis zum dritten Quartal 2025 auf 0,5 Prozent sinken wird. Derweil gaben sie dem Szenario, dass der Leitzins nicht unter 0,75 Prozent fällt, eine kumulative Wahrscheinlichkeit von 34 Prozent. Noch kaum ein Thema sind Negativzinsen.

Die Umfrage fand zwischen dem 14. und 20. November statt. Teilgenommen haben 32 Personen aus der Schweizer Finanzbranche. (awp/mc/pg)

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