Schweizer Mobilitätsakteure sind jetzt zum Handeln aufgefordert

Schweizer Mobilitätsakteure sind jetzt zum Handeln aufgefordert
(Bild: © Alexandra Gl / AdobeStock)

Zürich – Die Verkehrsleistungen im Personenverkehr haben in der Schweiz seit der Jahrtausendwende um über 65 Prozent (in Personenkilometern) zugenommen. Hinzu kommt, dass Herr und Frau Schweizer im vergangenen Jahr insgesamt mehr als 1000 Tage im Stau verbracht haben. Die neue Studie von PwC, asut und der Universität St. Gallen zeigt, dass das Schweizer Verkehrssystem zunehmend an seine Grenzen stösst. Der Bedarf an Ressourcen für den Infrastruktur- und Leistungsausbau, aber auch für den reibungslosen Betrieb, erfordert umfangreiche Investitionen – jetzt und in Zukunft.

Die Sharing Economy befindet sich auf einem rasanten Vormarsch und wird von 6 Prozent im Jahr 2013 aller Voraussicht nach auf ca. 50 Prozent im Jahr 2025 ansteigen. Neue Technologien bringen nie dagewesene Lösungen, aber auch zusätzliche Konkurrenten mit fundierter IT-Kompetenz, wie zum Beispiel Amazon und Alphabet, die immer mehr in den Mobilitätsmarkt eindringen. Investitionen in neue Mobilitäts-Start-ups haben in den letzten acht Jahren die Marke von 200 Milliarden US-Dollar überschritten, wobei rund 90 Prozent dieser Investitionen auf solche Technologiefirmen sowie Risikokapitalgeber und Private-Equity-Firmen zurückgehen.

Immer komplexere Mobilität erfordert ein vernetztes Ökosystem – das es in der Schweiz derzeit nicht gibt
Neue und teilweise widersprüchliche Kundenbedürfnisse (z. B. erhöhte Nachfrage nach Mobilität vs. Zunahme von Umweltbedenken) und das veränderte Nutzungsverhalten der Kunden machen den Markt für die etablierten Anbieter immer komplexer. Die Kunden verlangen durchgängige, bequeme und personalisierte Dienstleistungen – unabhängig vom Anbieter. Die Marktteilnehmer versuchen diese Ansprüche vermehrt in Alleingängen zu bewältigen, was Kosten und Komplexität für das Gesamtsystem weiter in die Höhe treiben und den sich ändernden Kundenbedürfnissen alles andere als gerecht wird.

Um dieser zunehmenden Komplexität und der neuen Wettbewerbssituation beizukommen, zeigt die Studie weiter, dass sich das aktuelle Schweizer Mobilitätssystem in Richtung eines Ökosystems bewegen muss. Die aktuelle Fragmentierung der Mobilitätslandschaft und die geringe Bereitschaft der etablierten Akteure zur Zusammenarbeit zeigen, dass der Schweizer Mobilitätssektor zurzeit nicht die Merkmale eines einzigen, vernetzten Ökosystems aufweist. Insbesondere fehlt eine übergreifende und verbindliche Mobilitätsvision. «Der Aufbau eines – heute nicht existierenden – analog und digital vernetzten Mobilitätsökosystems ist erforderlich, um die heutigen und künftigen Herausforderungen bewältigen zu können», so Gabriele D’Achille, Head of Transportation & Logistics bei PwC Schweiz.

Sieben Stossrichtungen zur Überwindung bestehender Barrieren
Dass die Schweiz heute weit davon entfernt ist, ein vernetztes Mobilitätsökosystem zu haben, liegt an mehreren bestehenden Barrieren. Um insbesondere mit den technologischen Neuerungen Schritt halten zu können, besteht vor allem bei der Regulierung und der übergeordneten Governance des Mobilitätssystems Handlungsbedarf. Darüber hinaus müssen das Finanzierungssystem und der Service Public, die Wettbewerbs- und Innovationsförderung sowie der Datenaustausch weiterentwickelt werden. Werden diese zentralen sowie weitere Barrieren von den Schweizer Mobilitätsakteuren nicht konsequent angegangen und überwunden, werden letztere vorläufig nicht von den Vorteilen eines vernetzten Mobilitätsökosystems profitieren können.

Es lassen sich sieben Stossrichtungen ausmachen, in der Studie ergänzt um konkrete Handlungsempfehlungen, welche die Überwindung der Barrieren hin zu einem zukunftsprägenden Ökosystem ermöglichen sollen:

  • Gesamtschweizerische Vision und Governance für Mobilität definieren
  • Anreize zur Teilnahme an einem Mobilitätsökosystem schaffen
  • Austausch von Mobilitätsdaten ermöglichen
  • Bestehende Verkehrsinfrastrukturen auf die vernetzte Mobilität ausrichten
  • Kooperationen und Partnerschaften auf mehreren Ebenen eingehen
  • Digitale Transformation, Business Modelling und Innovationen vorantreiben
  • Kompetenzinitiative «Mobilität der Zukunft» aufgleisen

Download Studie (pdf)

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