Zürich – Zwei von drei Bewohnern der Schweiz rechnen für die nächsten fünf Jahre mit weiter steigenden Immobilienpreisen sowie mit höheren Hypothekarzinsen. Das ergab eine kürzlich durchgeführte Befragung von 916 in der Schweiz lebhaften Personen durch den Hypothekarspezialisten MoneyPark und das Maklernetzwerk alaCasa.ch.
Schweizer haben sich an steigende Immopreise gewöhnt
Annähernd zwei von drei Befragten rechnen für die nächsten fünf Jahre mit steigenden Immobilien-Preisen, an sinkende Preise glaubt derweil nur jeder Siebte. „Anders als die meisten in den Medien präsentierten Immobilienexperten rechnen die Einwohner der Schweiz weiter mit steigenden Preisen“, sagt Stefan Heitmann, Gründer und CEO von MoneyPark. Verschiedene Banken und Immo-Berater hätten in den vergangenen Monaten und Jahren vor sinkenden Wohnungs- und Häuserpreisen gewarnt, eingetreten sei bislang erst eine Stagnation in Hotspot-Regionen und bei Luxus-Immobilien. „Und mit einem Crash ist sowieso nicht zu rechnen“ ergänzt Roman Bolliger, Geschäftsleiter bei alaCasa.ch
Junge rechnen mit besonders starkem Preisanstieg
Grosse Unterschiede bei den Immopreis-Erwartungen stellen wir zwischen den Generationen fest. Auffällig ist insbesondere, dass die jungen Einwohner der Schweiz mit Abstand am häufigsten von «deutlich höheren» immobilienpreisen bis und mit 2021 ausgehen und auch sonst mit einer Wahrscheinlichkeit von fast 80 Prozent auf steigende Preise tippen. Mit dem Alter werden die Prognosen dagegen konservativer. Zu den Gründen, wieso besonders die jungen Einwohner der Schweiz mit steigenden bzw. stark steigenden Immobilienpreisen rechnen, haben wir verschiedene Hypothesen:
- Die jungen Schweizer haben die Immobilienkrise in den 1990er Jahren nicht miterlebt – jedenfalls nicht bewusst. Stattdessen sind sie ab dem Jahr 2000 in einer Zeit aufgewachsen, in der die Preise für Wohneigentum stark gestiegen sind. „Nominell sind heute Einfamilienhäuser z.B. 4,3 Mal und Eigentumswohnungen sogar 4,8 Mal so teuer wie im Jahr 1970“, merkt Heitmann an.
- Umgekehrt hat sich die Immobilienkrise der 90er bei vielen älteren Einwohnern ohne Zweifel eingebrannt, was zu vorsichtigeren Prognosen führt.
- In den hiesigen Medien wurde in den vergangenen Monaten und Jahren seitens verschiedener Banken sowie auch seitens der öffentlichen Hand immer wieder (und irreführenderweise) vor einer Immopreis-Blase gewarnt. „Die Vermutung liegt nahe, dass dies bei den älteren Kohorten einen stärkeren Eindruck hinterlassen hat“, kommentiert Heitmann.
- Die junge Generation ist schlicht „bullish“ und traut der Schweizer Wirtschaft mehr Stärke zu als die älteren Befragten.
Kaum jemand tippt auf noch tiefere Hypozinsen
Die Befragung hat ebenfalls ergeben, dass in der Schweiz zwei von drei Einwohnern für die nächsten fünf Jahre mit steigenden Hypothekarzinsen rechnen. Auf noch tiefere Zinsen tippen angesichts der aktuellen Rekord-Tiefststände derzeit nur zwei von hundert (siehe Grafik unten). Derweil prognostiziert gut jeder vierte mehr oder weniger gleichbleibende Kreditkosten für Immobiliendarlehen und 5,5 Prozent trauen sich keine Vorhersage zu.
Fazit: Die Bevölkerung ernstnehmen
Wir stellen fest, dass sich die Prognosen der Schweizer Bevölkerung nur in Teilen mit denjenigen der Marktexperten decken. Während die Fachleute mit stagnierenden Immo-Preisen rechnen – ja für manche Segmente und Regionen gar mit Preisrückgängen –, geht die Gesamtbevölkerung weiterhin von steigenden bzw. sogar stark steigenden Preisen aus. Ähnliches gilt für die Zinsen: Die meisten Experten, darunter auch die Finanzierungsspezialisten von MoneyPark, sagen angesichts der höchstwahrscheinlich noch lange andauernden negativen Leitzinsen in Europa und der Schweiz eine Seitwärtsbewegung bzw. allenfalls marginal steigende Zinsen voraus. Derweil rechnen zwei von drei Schweizern fest mit steigenden Zinsen. Auch wenn ihnen das Insiderwissen in aller Regel fehlt, so lohnt es sich dennoch, auf die Bevölkerung zu hören und deren Erwartungen ernst zu nehmen. Das gilt aus unserer Sicht ganz besonders für die Immo-Preis-Prognosen. Schliesslich können wir aus ihnen ablesen, dass sich die Bevölkerung an steigende Preise gewöhnt hat und dass folglich auch die Zahlungsbereitschaft weiter wachsen dürfte. (MoneyPark/mc/ps)