Zürich – Die Chefs der grössten Schweizer Unternehmen haben im vergangenen Jahr mehr verdient als im Jahr davor. Laut einer Studie stehen die Saläre bis auf wenige Ausnahmen in einem Verhältnis zur Performance. Die Umsetzung der Minder-Initiative hatte auf die Höhe der Saläre keinen Einfluss.
Die durchschnittliche Entlöhnung der SLI-CEO ist 2016 gegenüber dem Vorjahr um 4,6% auf 5,98 Mio CHF gestiegen, wie die Beratungsfirma Willis Towers Watson in einer am Donnerstag publizierten Studie berechnet hat. Berücksichtigt wurden dabei allerdings nur 22 der 30 SLI-Firmen. Beim Rest fehlen noch die Geschäftsberichte; oder aber ein Vergleich würde hinken, weil im Jahresverlauf ein CEO-Wechsel stattfand.
Am grosszügigsten waren die UBS (13,40 Mio CHF), Novartis (11,75 Mio), die CS (11,21 Mio), Roche (10,95 Mio) und Nestlé (8,99 Mio), die tiefsten Entschädigungen gewährten Swisscom (1,50 Mio), Bâloise (1,96 Mio), Geberit (2,11 Mio), SGS (2,15 Mio) und Sika (3,23 Mio).
CS als Negativausreisser – Swisscom als Positiv-Beispiel
Der Grundsatz, wonach nur bei guten Zahlen hohe Löhne bezahlt werden, stimme bei den meisten Konzernen, sagte Olaf Lang, Leiter «Talent&Rewards» bei Willis Towers Watson, am Donnerstag vor den Medien. Doch es gibt Ausreisser – negative und positive.
So bezahlt die CS den dritthöchsten CEO-Lohn unter den SLI-Konzernen, obwohl die Grossbank das schlechteste operative Ergebnis aller untersuchten Firmen erzielte. «Ich kann mir gut vorstellen, dass die Stimmrechtsberater nun genau hinschauen werden und an der GV die Kritik gross sein wird, sagte Lang. Weitere negative Ausreisser sind laut der Studie Dufry, Actelion, Aryzta und Clariant.
Auf der Gegenseite ragt die Swisscom als positiver Ausreisser hervor: Der Telekomanbieter bezahlte den tiefsten CEO-Lohn, obwohl die Gesellschaft den achthöchsten EBIT erzielte. Leicht positiv aus dem Rahmen fallen ausserdem Adecco, Kühne+Nagel, SGS und Swiss Life.
Positiv würdigen die Studienverfasser ausserdem, dass nur in zwei Fällen (Novartis, Aryzta) trotz eines gegenüber dem Vorjahr tieferen EBIT ein höherer Lohn bezahlt wurde.
«Eine Blackbox»
Was die Struktur der Löhne betrifft, sei der langfristige Anteil mit 54% nach wie vor hoch, hiess es weiter. Der Grundlohn mache hingegen nur 27% und der Jahresbonus 19% aus. In anderen Ländern sei dies anders.
Die Studienverfasser kritisierten generell, dass internationale Vergleiche schwierig seien. Denn die Schweiz hinke vielen Ländern in Sachen Transparenz hinterher. Laut Lang ist es zum Beispiel nicht möglich, die tatsächlich ausgezahlten Löhne zu eruieren. Denn welcher Anteil der variablen, langfristigen Vergütung schliesslich ausbezahlt werde, sei unbekannt. «Das ist eine Blackbox», sagte er.
Laut Lang steht zudem fest, dass die Minder-Initiative keinen Einfluss auf die Höhe der CEO-Löhne hatte. «Das hat nicht viel gebracht», sagte er. Immerhin seien dank «Minder» Sonderzahlungen wie den «golden Handshakes» oder Transaktionszahlungen verschwunden. (awp/mc/upd/ps)