Bern – In der Schweizer Tourismusindustrie droht wegen der Corona-Krise eine Konkurswelle. 3200 Betriebe mit 30’000 Arbeitsplätzen sind in ihrer Existenz bedroht. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die am Freitag publiziert worden ist.
Diese ist von den Branchenorganisationen bei Hotels, Restaurants, Bergbahnen oder Tourismusorganisationen durchgeführt worden. Demnach sind derzeit fast zwei Drittel der Betriebe geschlossen. Rund ein Viertel schätzt die Wahrscheinlichkeit eines Konkurses höher als 50 Prozent ein.
Betroffen sind vor allem die Westschweiz, das Tessin und die Region Basel. Die Umsatzeinbussen im März werden von den befragten Unternehmen auf über 63 Prozent beziffert, im April wird ein Rückgang von fast 92 Prozent erwartet.
Drohender Milliardenverlust
Knapp 80 Prozent der Betriebe haben für ihre Angestellten Kurzarbeit angemeldet, 40 Prozent nahmen einen Überbrückungskredit in Anspruch. Rund zwei Drittel können damit ihre Fixkosten bis Ende Juni decken. Eine Hochrechnung kommt zum Schluss, dass sich die Verluste für den Schweizer Tourismus zwischen März und Juni auf 8,7 Milliarden Franken summieren könnten. Mehr als die Hälfte der Einbussen hat demnach die Gastronomie zu tragen.
Angesichts dieser Zahlen fordern die Branchenverbände von der Politik die Ausweitung der finanziellen Unterstützung. Als Möglichkeit wird die «Anpassung der Mehrwertsteuer» genannt. Die Forderung, diese für die Tourismusbranchen für eine gewisse Zeit auszusetzen, steht schon länger im Raum.
Verunsicherte Gäste
Zudem fordern die Branchenverbände Planungssicherheit im Hinblick auf die Sommersaison und ein Impulsprogramm, um die Nachfrage anzukurbeln. Wegen der vielen offenen Fragen hätten die Gäste noch wenig Lust auf Ferienplanung, heisst es in einer Mitteilung. Auf diesen psychologischen Effekt müsse die Branche eingehen und potenziellen Gästen aus dem In- und Ausland die sicheren Erholungsmöglichkeiten in der Schweiz aufzeigen.
Die Umfrage wurde von den Branchenverbänden HotellerieSuisse, GastroSuisse, Seilbahnen Schweiz und dem Verband Schweizer Tourismusmanager durchgeführt, zusammen mit Schweiz Tourismus und dem Institut Tourismus der Fachhochschule Westschweiz Wallis. 3500 Unternehmen beteiligten sich vom 20. bis 23. April an der Analyse zu ihrer aktuellen Lage. (awp/mc/Pg)