Biel / Neuenburg – Schweizer Uhren sind weltweit sehr beliebt: Trotz wachsender Konjunktursorgen wurden im August wiederum deutlich mehr Zeitmesser exportiert. Auch die gesamte Schweizer Exportwirtschaft ist auf Kurs.
Rezessionsängste, Verwerfungen an den Börsen oder geopolitische Krisen wie der Ukraine-Krieg setzen der Nachfrage nach Schweizer Uhren bislang kaum zu. Das zeigen die am Dienstag vom Schweizerischen Uhrenverband (FH) und vom Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) publizierten Statistiken.
Starke US-Nachfrage
Demnach kletterten die Schweizer Uhrenexporte im August gegenüber dem Vorjahresmonat mit knapp 15 Prozent auf 1,74 Milliarden Franken stärker in die Höhe als von Experten erwartet. Garant des Erfolgs sind die USA, wohin die Uhrenexporte mit fast einem Viertel weiter kräftig zulegten.
Der Appetit US-amerikanischer Konsumentinnen und Konsumenten nach Schweizer Zeitmesser sei seit Monaten gross, sagt Jean-Philippe Bertschy, Experte für Luxusgüter bei der Bank Vontobel. Das zeige sich auch anhand der Exportzahlen für Länder, die bei US-Amerikanern als Reiseziele beliebt sind.
Ins Auge sticht etwa das Wachstum der Schweizer Uhrenexporte von 30 Prozent nach Frankreich. Und auch nach Grossbritannien (+11%) oder Deutschland (+13%) wurde mehr exportiert, während der Uhrenverband das Minus für Italien (-4,1%) mit dem hohen August-Wert aus dem Vorjahr begründet.
Erholung in China
Besser läuft das Geschäft mittlerweile in dem für die Branche wichtigen chinesischen Markt. Hatten vor allem im Frühjahr die strengen Corona-Regeln und Lockdowns in zahlreichen Grossstädten auf die Nachfrage gedrückt, erholten sich die Uhrenexporte nach China in den letzten Monaten.
Im August kletterten die Ausfuhren ins «Reich der Mitte» um 15 Prozent in die Höhe. Noch kräftiger legten Japan (+48%) und Singapur (+37%) zu, was ebenfalls mit Corona-Lockerungen begründet wird. Dagegen setzte sich der Abwärtstrend im einst wichtigsten Absatzmarkt Hongkong (-7,8%) fort.
Nach Preiskategorien nahm das Volumen bei teuren Uhren zu Exportpreisen von 3000 Franken und mehr um einen Fünftel weiter zu. Viele Marken erhöhten in diesem Jahr die bereits hohen Preise bei anhaltend guter Nachfrage. Im günstigsten Preissegment (unter 200 Fr.) kam es zu einem Exportwachstum von gar 44 Prozent. Dafür dürfte die Moonswatch der Swatch Group verantwortlich sein, für die Uhrenliebhaber rund um den Globus Schlange stehen.
Leichtes Exportplus
Auch die gesamte Schweizer Exportwirtschaft ist in einem guten Zustand. So nahmen im August die Ausfuhren gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 1,4 Prozent auf 21,8 Milliarden Franken zu. Real – also um Preisveränderungen bereinigt – resultierte ein Plus von 2,1 Prozent nachdem die Exporte im Juli noch klar rückläufig waren. Davor waren im zweiten Quartal Rekordausfuhren verbucht worden. Im Unterschied zu den Uhrenexportdaten legt das BAZG hier den Fokus auf saisonbereinigte Werte.
Treiber des Exportwachstums waren zum einen die chemisch-pharmazeutischen Produkte (+4,4%), die wie üblich mehr als die Hälfte zu den gesamten Exporten beisteuerten. Auch die Maschinen- und Elektroindustrie steigerte die Ausfuhren um 2,8 Prozent nach dem Rückgang im Juli.
Bei den Einfuhren kam es im August gegenüber den Vormonat zu einem Anstieg von 1,5 Prozent auf 19,5 Milliarden Franken (real: +1,3%). In der Folge kam der Handelsbilanzüberschuss bei 2,34 Milliarden Franken zu liegen und damit auf dem gleichen Niveau wie im Vormonat. (awp/mc/ps)