Biel – Die Schweizer Uhrenhersteller haben im vergangenen Jahr in Franken gemessen so viele Zeitmesser wie noch nie zuvor in die Welt exportiert. Rückenwind gab es aus Asien, aber auch im wichtigsten Absatzmarkt USA, im Mittleren Osten oder in Europa wurde mehr verkauft. Dabei erleben günstige Uhren eine Renaissance.
Die Wachstumsdynamik in der Uhrenbranche hielt im 2023 bis zum Jahresende hin an: Im Dezember stiegen die Exporte verglichen mit dem Vorjahresmonat um 5,5 Prozent auf 2,14 Milliarden Franken, wie das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) und der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH) am Dienstag mitteilten.
Im Gesamtjahr 2023 wurde der im Vorjahr gesetzte Rekord somit wie erwartet übertroffen. Die Uhrenexporte kletterten um 7,6 Prozent auf 26,7 Milliarden Franken. Nach einem Plus von knapp 12 Prozent in der ersten Jahreshälfte, schwächte sich das Wachstum allerdings im zweiten Halbjahr (+3,6%) deutlich ab.
Erholung in Asien
Gut lief das Geschäft der Uhrenhersteller in Asien. In Märkte wie China (+7,6%), Hongkong (+23%) oder Japan (+7,7%), die sich von der Corona-Krise zumindest teilweise erholt haben, wurden im 2023 deutlich mehr Uhren exportiert. China und Hongkong hätten das vor der Pandemie gesehene Niveau damit aber noch nicht erreicht, hält der Uhrenverband dazu fest.
Ausserdem gab es in den USA (+7,0%) erneut ein kräftiges Wachstum. Das sei bemerkenswert, da sich dieser Markt in den beiden Jahren davor mit einem durchschnittlich Wachstum von 27 Prozent als grösster Absatzmarkt für die Schweizer Uhrenindustrie etabliert habe. Nach Nordamerika gehen mittlerweile knapp ein Fünftel der Uhrenexporte, nach Asien etwa die Hälfte.
Die wichtigsten europäischen Märkte entwickelten sich laut dem Verband im vergangenen Jahr einheitlich. Ansprechende Wachstumsraten seien im Vereinigten Königreich (+7,6%), Deutschland (+5,1%), Frankreich (+8,1%), Italien (+9,3%) oder Spanien (+5,7%) zu sehen gewesen. Stark zugelegt hätten die Ausfuhren derweil in die Vereinigten Arabischen Emirate mit einem Plus von 12 Prozent.
Wachstum im Einstiegssegment
Nicht nur wertmässig, auch gemessen an den Stückzahlen wuchsen die Uhrenexporte im letzten Jahr. Mit 16,9 Millionen Stück wurden 7,2 Prozent mehr Armbanduhren ins Ausland exportiert als 2022. Damit habe sich die Trendwende betreffend steigender Stückzahlen bestätigt, heisst es.
Grund dafür ist laut dem Uhrenverband die gute Entwicklung im Einstiegssegment. Dort feiert die Swatch Group mit der «MoonSwatch» grosse Erfolge. Analysten schätzen, dass seit der Lancierung im Frühjahr 2022 insgesamt über 2,3 Millionen dieser Uhren im Design der Omega-Kultuhr «Moonwatch» verkauft wurden. Im Herbst 2023 wurde eine Swatch-Kollektion in Kooperation mit Blancpain lanciert.
Zugleich hätten die im Hochpreissegment tätigen Uhrenhersteller von der anhaltend starken Nachfrage im Luxusmarkt profitiert, so die Mitteilung weiter. Im Topsegment mit Uhren zu Stückpreisen von über 3000 Franken wuchsen die Exporte in Franken gerechnet um beinahe 10 Prozent.
Weitere Beruhigung des Marktes erwartet
Im aktuellen Jahr erwartet der Uhrenverband sowohl bei den Exporten als auch bei den Beschäftigungszahlen eine Beruhigung. Die Wachstumsdynamik an der Verkaufsfront habe dazu geführt, dass die Zahl der in der Uhrenbranche auf Schweizer Boden Beschäftigten um 7,7 Prozent auf über 65’000 Personen erhöht hat.
Mehrere Marken hätten bereits angekündigt, dass ihre Prognosen eher zurückhaltend seien, so der Verband mit Blick auf 2024. Eine Belastung sei zudem der «ausgesprochen starke» Franken. Die Ergebnisse dürften aber ihr hohes Niveau halten oder gar noch leicht ansteigen, glaubt der Verband. (awp/mc/ps)