Schweizer Uhrenexporteure steuern auf weiteres Rekordjahr zu
Uhren «Made in Switzerland» bleiben weltweit gefragt.
Bern – Die Schweizer Uhrenindustrie dürfte dieses Jahr einen weiteren Exportrekord verbuchen und die letztjährige Bestmarke von 21,8 Mrd CHF übertreffen. Auch für das kommende Jahr ist die Branche optimistisch – trotz der wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten.
In den letzten Monaten musste sich die Schweizer Uhrenindustrie mit weniger spektakulären Wachstumsraten zufriedengeben als in jüngster Vergangenheit. Die schwächelnde Weltwirtschaft und die Krise in der Eurozone schlugen sich in den Auftragsbüchern nieder.
Das Wort Krise weist der Präsident des Verbands der Schweizerischen Uhrenverbandes (FH), Jean-Daniel Pasche, aber weit von sich: «Die Branche steckt in keinem Fall in der Krise», sagt Pasche im Interview mit der Nachrichtenagentur sda.
Über die ersten elf Monate des auslaufenden Jahres gesehen stiegen die Exporte von Uhren und Uhrenteilen im Jahresvergleich um 2,3% – trotz des Rückgangs im Monat November um 4,4%.
«Es darf nicht vergessen werden, dass wir uns auf einem sehr hohen Niveau bewegen», sagte FH-Präsident Pasche. Er hält es für möglich, dass die Uhrenexporteure dieses Jahr die 22-Mrd-CHF-Schwelle knacken.
In Asien läuft das Geschäft nicht mehr rund
Die Entwicklung im November spiegelt jene der letzten Monate: Die Weltkonjunktur zeigt sich volatil und die Marktverhältnisse schwierig. Im seit langem wichtigsten Markt Hongkong sanken die Verkäufe stark (-13,5%), seit Jahresanfang gesehen beträgt das Wachstum aber immer noch 0,8%. Ähnlich ist die Situation in China mit einem Verkaufsrückgang von 27,6% im November beziehungsweise 0,5% seit Januar.
Im Gegensatz zu diesen asiatischen Märkten nehmen die USA ihre Rolle als Zugpferd für die Uhrenexporteure weiterhin wahr. In Italien legten die Verkäufe seit Jahresanfang trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Landes seit Januar um 0,3% zu – Italien bleibt somit fünftwichtigster Exportmarkt nach Hongkong, den USA, China und Japan.
In Deutschland und Frankreich gaben die Verkäufe hingegen nach. Sorge bereitet Pasche auch die Entwicklung in Russland, wie er sagte. Die Uhrenbranche kann dort den Problemen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt sowie mit dem fallenden Ölpreis nicht trotzen. Der Sturz des Ölpreises könnten laut Pasche auch den Absatz im Nahen Osten belasten.
Der Uhrenverband ist trotz allem optimistisch und erwartet eine positive Entwicklung der Verkäufe. Zuversicht schöpfen die Exporteure insbesondere aus der Tatsache, dass sie ihre Uhren in vielen Weltregionen verkaufen.
Zudem erwartet Pasche eine Stabilisierung in China mit den chinesischen Neujahrsfeierlichkeiten im Februar. Im gleichen Monat dürfte die neue Datenuhr des US-Technologiegiganten Apple lanciert werden.
Vorsichtige Zuversicht
Bezüglich der Euro-Zone zeigte sich der Uhrenverbandspräsident zuversichtlich, aber vorsichtig. Beobachter schätzen, dass die Verbindung von Euro-Schwäche und dem Einbruch des Ölpreises den Ländern der Eurozone Schub verleihen sollten.
Pasche betont, dass das Gesamtbild nicht den Blick verstellen sollte, dass die Lage von einem Uhrenhersteller zu anderen unterschiedlich sei. Die Gesamtzahlen seien nur Durchschnittswerte, sagte er, ohne Uhrenmarken zu nennen. Und wenn gewisse Firmen Probleme hätten wie unlängst der zum französischen Luxuskonzern LVMH gehörende Hersteller Tag Heuer, dann sei die Situation bei den Zulieferern noch gravierender. (awp/mc/ps)