Zürich – Die Schweizer Volkswirtschaft ist laut Vertretern aus der Wirtschaft, Verbänden und Politik einigermassen gut für künftige Krisen gewappnet. In einigen wichtigen Bereichen besteht gemäss einer Studie von Deloitte aber noch Nachholbedarf.
Laut dem am Donnerstag publizierten «Resilienz-Barometer» des Beratungsunternehmens Deloitte ist die Schweizer Wirtschaft in vielen Bereichen auch im Krisenfall solide aufgestellt. Eine gute Grundversorgung könne auch bei Szenarien wie einer globalen Pandemie, einer Verschärfung der geopolitischen Spannungen oder einer Zunahme klimatischer Extremereignisse weitgehend gewährleistet werden.
Finanzbranche am resilientesten
Die höchste Resilienz weist laut der Umfrage die Finanzmarktinfrastruktur aus. Dies sei auf den hohen Automatisierungs- und Digitalisierungsgrad in der Branche zurückzuführen. Weiter sei auch die starke Standardisierung zwischen den Marktteilnehmenden in einer Krise ein Vorteil.
Auch die aktuell stark diskutierte Energieversorgung schneidet in der Studie verhältnismässig gut ab. So könnten dank der eigenen Speichermöglichkeiten Engpässe in der Elektrizitätsbeschaffung aufgefangen werden, heisst es. Anderseits bestünden gerade bei der Versorgung und die Speicherung von Erdgas noch erhebliche Schwachstellen.
Logistik als Sorgenkind
Weniger resilient zeigt sich die Gesundheitsversorgung, die vor allem bei einem globalen Pandemieausbruch erhebliche Einschränkungen erleiden könnte. Dies sei zwar kaum vermeidbar, könnte aber durch die erhöhte Verfügbarkeit von Medizinalprodukten verbessert werden, heisst es in der Studie. Ähnliches gilt für die Versorgung mit Nahrungsmitteln, wobei auch hier der Inlandproduktion und Lagerhaltung eine verstärkte Aufmerksamkeit gegeben werden sollte.
Als deutlicher Schwachpunkt wird die Logistik genannt. «Eine funktionierende Logistik ist das Herzstück der Wirtschaft», lässt sich Studienautor Ralph Wyss zitieren. Der Bereich sei stark abhängig von der Verfügbarkeit von Personal, was sie gerade gegenüber einer Pandemie sehr anfällig mache.
Vorausschauende Planung gefordert
Eine möglichst hohe Resilienz könne in allen Bereichen nur erreicht werden, wenn die Schweizer Wirtschaft sich regelmässig mit allen möglichen Krisenszenarien auseinandersetzt, so das Fazit. Die Covid-19-Pandemie und die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Energiekrise hätten die Schwächen in Teilbereichen aufgezeigt.
Es sei aber auch sehr wichtig, dass weitere mögliche Krisen antizipiert und allfällige Schwächen bereits vor dem Ausbruch beseitigt würden. Der aktuelle Fokus auf die Energieversorgung sei dabei zwar wichtig, werde aber der Breite der anstehenden Herausforderungen nicht gerecht, so Wyss.
Für das «Reslienz-Barometer» wurden neben internen Analysten auch externe Expertinnen und Experten beigezogen. Für jeden der acht Bereiche wurden mindestens zwei externe Einschätzungen eingeholt. (awp/mc/ps)