Schweizer Wirtschaft im 2022 um 2,6 Prozent gewachsen
Bern – Die Schweizer Wirtschaft ist im vergangenen Jahr 2022 gemäss aktuellen Daten stärker gewachsen als bisher gedacht. Auch die Wachstumszahlen für die Jahre davor wurden nach oben revidiert.
Das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) stieg 2022 um 2,6 Prozent, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Donnerstag aufgrund der ersten Daten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung mitteilte. Die bis anhin vorliegende BIP-Schätzung, die vom Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) Ende Mai veröffentlicht wurde, hatte ein Wachstum von lediglich 2,0 Prozent ergeben.
Das deutliche Plus letztes Jahr sei in einem wachstumsfreundlichen Umfeld erfolgt und vom Aufschwung der Dienstleistungen und vom starken Wachstum des verarbeitenden Gewerbes gekennzeichnet gewesen, schreibt das BFS. Vor allem die Dienstleistungen (Verkehr, Gastgewerbe) hatten 2021 bekanntlich noch stark unter den Folgen der Corona-Pandemie gelitten.
Aufgrund der relativ hohen Inflation waren die nominalen Wachstumsraten letztes Jahr noch deutlich höher als die realen. Das sogenannte Bruttonationaleinkommen (BNE) zu laufenden Preisen, das die Summe der Einkommen der in der Schweiz ansässigen Unternehmen und Haushalte misst, legte laut den BFS-Zahlen um 4,7 Prozent zu. Etwas dämpfend ausgewirkt habe sich hier allerdings ein leicht rückläufiger Saldo der Einkommensbilanz mit dem Ausland.
Deutliche Aufwärtsrevision auch 2021
Nebst diesen ersten Schätzungen für das Jahr 2022 wurden auch die BIP-Zahlen für 2021 und 2020 nach oben korrigiert. Für 2021 sind es neu +5,4 Prozent nach bisher kommunizierten 4,2 Prozent, für das erste Corona-Jahr 2020 -2,1 Prozent statt -2,4 Prozent. Die genaue Berechnung der BIP-Zahlen ist statistisch nicht ganz einfach. Entsprechend braucht es für die ersten Zahlen diverse Annahmen und Schätzungen, so dass es in der Folge zu grösseren Revisionen kommen kann.
Die erste Schätzung des jährlichen BIP im Rahmen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung erfolgt nach acht Monaten (Ende August) und basiert laut BFS teilweise auf unvollständigen Informationen und auf Konjunkturindikatoren (z.B. Beschäftigungsstatistik). Die zweite Schätzung nach zwanzig Monaten – also aktuell für die 2021er-Zahlen – beziehe dann Strukturdaten aus Erhebungen (z. B. für die Wertschöpfungsstatistik) sowie Verwaltungsdaten mit ein.
Die deutliche Aufwärtsrevision für 2021 (+1,2 Prozentpunkte) sei in erster Linie auf die Berücksichtigung umfassenderer Daten zu den grossen multinationalen Unternehmensgruppen (MNU) – wie etwa Nestlé, Novartis oder Roche – zurückzuführen. So sei beispielsweise das Wachstum der Pharmaindustrie infolge der neuen Informationen deutlich nach oben angepasst worden, heisst es beim BFS.
Zunehmend wichtige Rolle
Die Korrekturen liessen sich etwa mit Anpassungen bei den Geschäftsmodellen, der Volatilität sowie der zunehmenden Bedeutung der Erträge aus Lizenzen und Patenten sowie aus Immobilien erklären. Ebenfalls dazu beigetragen habe die Niederlassung neuer Tochtergesellschaften ausländischer Gruppen in der Schweiz, die in den ersten Daten nicht enthalten gewesen seien.
Auch bei der Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen (inkl. Uhren) seien die ohnehin bereits aussergewöhnlichen Ergebnisse durch den Einbezug der neuen Daten positiver ausgefallen, heisst es weiter.
Multinationale Unternehmen spielen in der Schweizer Wirtschaft eine zunehmend wichtige Rolle, wobei ihr Geschäftsmodell oft sehr komplex sei. Das BFS arbeite derzeit an einer Lösung, mit der die globalisierungsbedingten Aspekte besser berücksichtigt werden könnten, und versuche dazu enger mit den grossen MNU zusammenzuarbeiten und gewisse Prozesse zu überdenken, heisst es in der Mitteilung. (awp/mc/ps)