Zürich – Die Schweizer Wirtschaft steht vor einem schwierigen Jahr 2024 mit einem unterdurchschnittlichem Wachstum. Das meinen die Ökonomen der Raiffeisen-Bankengruppe. Schlecht seien die Aussichten vor allem für die klassische Industrie.
Konkret lautet die Prognose für das BIP-Wachstum 2024 auf +0,8 Prozent, wie die Experten der Bank am Dienstag vor den Medien ausführten. Somit zeichne sich nach dem schwachen 2023 ein weiteres Jahr mit unterdurchschnittlichem Wachstum ab.
Ohne den Effekt der grossen Sportevents im 2024 sähe es laut Raiffeisen-Chefökonom Fredy Hasenmaile noch düsterer aus. Diese stützten das BIP 2024 dank der Lizenzeinnahmen, welche an die Verbände mit Sitz in der Schweiz fliessen, markant. Ohne Sportanlässe wie Olympische Spiele und Fussball-EM gäbe es laut Raiffeisen 2024 nur ein Wachstum von rund 0,5 Prozent.
Deindustrialisierung à la USA
Vor allem der Industrie fehlten wegen der globalen Flaute neue Aufträge, und die Auftragspolster seien bei immer mehr Unternehmen aufgebraucht, hiess es. «Wir gehen nicht davon aus, dass sich das bald ändern wird», so Hasenmaile.
Der starke Franken sei ein zusätzlicher Belastungsfaktor für die Exportindustrie. «Das bereitet vielen Unternehmen aus der klassischen Industrie zunehmend Kopfzerbrechen», ergänzte Raiffeisen-Ökonom Alexander Koch. Mache hätten schon die Produktion gedrosselt oder müssten dies bald tun.
«Somit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Deindustrialisierung der Schweiz fortsetzt», so Koch. Diese sei seit Jahren im Gang, was oft wegen der gut laufenden Pharmaindustrie übersehen werde. Tatsächlich aber liege der Anteil der klassischen Industrie am BIP inzwischen fast schon auf ähnlich tiefem Niveau wie in den USA. «Und dort wird bekanntlich laut eine Deindustrialisierung beklagt.»
Laut den Raiffeisen-Ökonomen haben zwar viele Unternehmen Strategien entwickelt, um mit dem stärkeren Franken zu leben. «Dass darf aber eben nicht darüber hinwegtäuschen, dass es eben nicht allen gelingt», so Hasenmaile.
Geringe Konsumdynamik
Ein weiterer Dämpfer für die hiesige Wirtschaft droht 2024 auch vom Konsum. Nicht mehr ganz so rosige Beschäftigungsaussichten trübten die Ausgabefreude. Zudem sinke die Kaufkraft vieler Schweizerinnen und Schweizer 2024 wegen der höheren Krankenkassenprämien, den wohl weiter anziehenden Mietzinsen und gleichzeitig nur moderat steigenden Löhnen.
Dies wiederum sei positiv für die Inflation. Und bei dieser sei das Schlimmste definitiv überstanden. Im Jahresdurchschnitt wird eine Teuerung von 1,5 Prozent prognostiziert. Vor allem die Mietzinseffekte hätten sich bislang nicht so stark niedergeschlagen wie befürchtet.
Der Höhepunkt des Zinszyklus sei somit wohl erreicht, so die Ökonomen der Bankengruppe. Sie erwarten nun sogar bis Ende 2024 eine erste Zinssenkung durch die Schweizerische Nationalbank (SNB). Diese werde dann dem Franken-Aufwertungsdruck entgegenwirken und der Exportwirtschaft und der derzeit besonders darbenden klassischen Industrie etwas Luft geben. (awp/mc/ps)