Neuenburg – Die Schweizer Wirtschaft verzeichnete 2017 wie bereits im Vorjahr einen Anstieg des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 1,6% zu Preisen des Vorjahres. Das Wachstum war von einem deutlich geringeren Beitrag des Aussenhandels und einer starken Zunahme der Ausrüstungsinvestitionen geprägt. Das Bruttonationaleinkommen (BNE) zu laufenden Preisen nahm um 1,8% zu, was auf einen verbesserten Saldo der Einkommensbilanz mit dem Ausland zurückzuführen ist. Nebst den ersten Schätzungen des Bundesamtes für Statistik (BFS) für das Jahr 2017 werden die revidierten Ergebnisse für den Zeitraum 2015–2016 präsentiert.
Anlässlich der Publikation der ersten Schätzungen 2017 und gestützt auf die Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wurden die Ergebnisse 2015 und 2016 auf Grundlage neuer Informationen revidiert. Letztere führten für 2015 zu einer Korrektur des BIP-Wachstums um 0,1 Prozentpunkte auf 1,3% und für 2016 zu einer Korrektur um 0,2 Prozentpunkte auf 1,6% (sofern nicht anders vermerkt, sind die Ergebnisse zu Preisen des Vorjahres ausgedrückt).
Investitionswachstum dank F+E
Die Investitionen stiegen im vierten Jahr in Folge markant an (+3,3%). Grund hierfür war die erneute Zunahme der Ausrüstungsinvestitionen (+4,5%), die vornehmlich auf die gestiegenen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (F+E) zurückzuführen war. Letztere sind dem Standortwechsel einer Forschungseinheit, die zu einer multinationalen Unternehmensgruppe gehört, zuzuschreiben. Das Wachstum im Baugewerbe (+1,4%) war 2017 stärker ausgeprägt als im Vorjahr (+0,5%).
Die Konsumausgaben der privaten Haushalte und der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck verbuchten eine moderate Zunahme um 1,1% (2016: +1,5%). Die Konsumentenstimmung blieb im Verlauf des Jahres 2017 insgesamt unverändert. Die Haushalte waren gegenüber den Wirtschaftsprognosen und den Arbeitsmarktaussichten recht optimistisch eingestellt. Dies schlug sich jedoch aufgrund des leicht rückläufigen Wachstums der ständigen Wohnbevölkerung nur teilweise in den jährlichen Ergebnissen nieder.
Saldo der Dienstleistungsbilanz gesunken
Ohne Berücksichtigung des Nichtwährungsgoldes erhöhte sich der Saldo der Bilanz aus dem Waren- und Dienstleistungshandel 2017 um 5,4%. Dies entspricht einer Verlangsamung gegenüber 2016 (+12,1%) und lässt sich durch den gesunkenen Saldo der Dienstleistungsbilanz (–2,5%) erklären. Letzterer hing wiederum damit zusammen, dass die Importe (+1,6%) im Dienstleistungsbereich stärker anstiegen als die schwächelnden Exporte (+0,7%). Der Rückgang der Exporte war in erster Linie der F+E, den Informatik- und Informationsdienstleistungen sowie bestimmten Dienstleistungen für Unternehmen zuzuschreiben.
Der Saldo der Warenbilanz (ohne Nichtwährungsgold) stieg um 9,4% an und setzte somit seinen Aufschwung von 2016 (+10,4%) fort, was darauf zurückzuführen ist, dass die Exporte dynamischer ausfielen als die Importe (+6,2% gegenüber +5,3%). Hauptverantwortlich für den Anstieg der Exporte war die Chemie- und Pharmabranche.
Kräftiges Wachstum in der Industrie und Erholung der Finanzdienstleistungen
Das verarbeitende Gewerbe (+4,2%) fand nach den Rückschlägen infolge der 2015 erfolgten Aufhebung des Mindestkurses EUR/CHF auf den Wachstumspfad zurück. Erste Effekte waren bereits 2016 zu beobachten (+2,5%). Die einzelnen Wirtschaftszweige entwickelten sich jedoch sehr unterschiedlich. Viele Bereiche hatten nach wie vor mit Schwierigkeiten zu kämpfen, während die Chemie- und Pharmabranche ein starkes Wachstum registrierten. Nach drei schwachen Jahren fand der Bankensektor auf den Wachstumspfad zurück (+2,1%).
Die Wertschöpfung der nicht-finanziellen Dienstleistungen (einschliesslich Handel) verzeichnete einen signifikanten Anstieg. Die binnenmarktorientierten Branchen verbuchten eine positive Wertschöpfung und bildeten eine wichtige Wachstumsstütze. Auch im Hotel- und Gastgewerbe lag das Ergebnis nach zwei schwierigen Jahren wieder im positiven Bereich (+2,1%). Der Handel (+0,4%) und vor allem die Dienstleistungen im Bereich Sport und Unterhaltung bremsten hingegen das Wachstum. Letztere hatten 2016 im Anschluss an die Austragung wichtiger internationaler Sportanlässe (Fussball-WM und Olympische Spiele) kräftig zugelegt.
Rückgang des Bruttonationaleinkommens (BNE)
Das BNE zu laufenden Preisen, das die Summe der Einkommen der gebietsansässigen Einheiten misst, stieg um 1,8% (2016: –0,6%). Dies erklärt sich dadurch, dass die ans Ausland geleisteten Vermögenserträge (–5,9%) stärker zurückgingen als die aus dem Ausland zugeflossenen Vermögenserträge (–1,6%). Diese Entwicklung wurde durch den konstanten Anstieg der Lohnzahlungen an im Ausland ansässige Personen (+3,1%) teilweise abgeschwächt. (BFS/mc/ps)