Bern – Die Schweizer Wirtschaft ist im dritten Quartal 2018 leicht geschrumpft. Weder aus dem Inland noch aus dem Ausland gab es Impulse, was zum doch eher überraschenden Rückgang führte. Die bereits bekannten, positiven Exportzahlen vom Oktober lassen allerdings erwarten, dass das Wachstum im laufenden vierten Quartal wieder besser ausfallen wird.
In der Periode von Juli bis September sank das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent, wie das Staatsekretariat für Wirtschaft (Seco) am Donnerstag mitteilte. Gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal entspricht dies allerdings noch immer einem Wachstum von 2,4 Prozent.
Heftigkeit des Rückgangs kommt überraschend
Noch im zweiten Quartal war die Schweizer Wirtschaft sehr dynamisch gewachsen, mit (leicht revidierten) Werten von +0,7 Prozent zum Vorquartal bzw. 3,5 Prozent zum Vorjahresquartal. Die seit anderthalb Jahren anhaltende starke Wachstumsphase der Schweizer Wirtschaft sei damit jäh unterbrochen worden, meinte das Seco dazu. Die Schweiz folge damit zeitgleich der deutlichen Konjunkturabschwächung im europäischen Ausland und insbesondere in Deutschland.
Von AWP befragte Experten hatten das Wachstum zum Vorquartal deutlich höher erwartet und ein Plus zwischen 0,2 und 0,6 Prozent geschätzt. Aber auch das Seco zeigt sich überrascht. «Dass eine Abkühlung kommt, war aufgrund der Exportdaten im dritten Quartal klar. Aber die Heftigkeit des Abschwungs haben wir so nicht erwartet», sagte Roland Indergand, Leiter Ressort Konjunktur beim Seco, gegenüber der Nachrichtenagentur AWP.
Auch keine inländischen Impulse
Überraschend sei vor allem, dass auch die Inlandnachfrage zurückgegangen sei. Dass nach der Abkühlung in Europa (vor allem Deutschland) und Asien keine Impulse aus dem Ausland kommen würden, sei klar gewesen. Dass aber auch der Konsum und die Investitionen so schwach ausfallen würden, habe überrascht.
Konkret bewegten sich etwa die privaten Konsumausgaben im dritten Quartal mit +0,1 Prozent kaum. Hier sei die Bereitschaft zu grösseren Anschaffungen vor dem Hintergrund der schwachen Reallohnentwicklung gering gewesen, meint das Seco. Die Konsumausgaben des Staates (-0,1%) wurden gar leicht zurückgefahren.
Bei den Investitionen stagnierten diejenigen im Bau (+0,02%) mehr oder weniger. Und die Ausrüstungsinvestitionen (-2,0%) waren über fast alle Rubriken stark rückläufig: lediglich in Maschinen sei leicht mehr investiert worden als ein Quartal zuvor, so das Seco. Entsprechend der rückläufigen Binnennachfrage hätten auch die Importe von Waren und Dienstleistungen (-1,6%) deutlich nachgegeben.
Eher keine technische Rezession zu erwarten
Auf der Produktionsseite sank die Wertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe leicht (-0,6%). Vor dem Hintergrund des sehr dynamischen Wachstums der letzten Quartale komme dies allerdings einer Normalisierung auf hohem Niveau gleich, schreibt das Seco. Auch im Energiesektor ging die Wertschöpfung nach zwei ausgesprochen positiven Vorquartalen zurück (-2,2%). Der trockene Sommer hat bekanntlich zu Produktionsausfällen bei Wasserkraftwerken geführt.
Im Einklang mit dem Produktionsrückgang in diesen Sektoren sanken die Exporte von Industriegütern und Energie stark. Das Total der Warenexporte (-4,2%) war deutlich rückläufig. Immerhin deuten die Oktober-Zahlen zum Aussenhandel (real +6,3% zum Vormonat) aber bereits auf eine starke Erholung hin. Die BIP-Zahlen seien denn auch mit grosser Vorsicht zu geniessen, meinte der Seco-Verantwortliche Indergand.
«Eine sogenannte technische Rezession – also zwei Quartale in Folge mit negativen Wachstumsraten – wäre jedenfalls sehr überraschend», meinte er. So erwarte man etwa auch in Deutschland, und damit beim wichtigsten Handelspartner der Schweiz, eine Erholung im laufenden Quartal. Der dortige Rückgang im dritten Quartal war zum Teil auf Sonderfaktoren in der Autoindustrie zurückzuführen. (awp/mc/pg)