Schweizerinnen und Schweizer sind so optimistisch wie nie zuvor
Bern – Die Schweizerinnen und Schweizer fühlen sich sicher und blicken optimistisch in die Zukunft – so optimistisch wie noch nie seit Beginn der Befragungen. Sie vertrauen auch den Behörden und Institutionen überdurchschnittlich stark.
Das Sicherheitsempfinden wird jährlich von der Militärakademie und dem Center for Security Studies an der ETH Zürich erhoben, in der heutigen Form seit 1999. Manche Fragestellungen reichen indes weiter zurück. Am Freitag sind die Resultate der Studie «Sicherheit 2018» präsentiert worden.
Aktuell beurteilen 87 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer die Zukunft der Schweiz optimistisch. Das sind 5 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Zukunftsoptimismus habe 2018 einen historischen Höchstwert erreicht, heisst es in der Studie.
Weniger Angst vor Terror
Leicht gestiegen ist auch das Sicherheitsgefühl im öffentlichen Raum: 83 Prozent der Befragten fühlen sich dort sicher, 4 Prozent mehr als 2017. Die Autoren der Studie erklären sich das damit, dass es weniger terroristische Anschläge in der Nähe gab.
Dem Thema «Terrorismus» messen die Befragten aber nach wie vor grosse Bedeutung zu. Wie im Vorjahr sind 89 Prozent der Auffassung, Terrorismus sollte stärker bekämpft werden als bisher.
Sicherheit vor Freiheit
Eine ambivalente Haltung haben Schweizerinnen und Schweizer bei der allgemeinen Gewichtung von Freiheit versus Sicherheit. Werden diese beiden Begriffe in Verbindung zur Terrorismusbekämpfung gesetzt, geht jedoch die Sicherheit klar vor: Einschränkungen der persönlichen Freiheit werden von 64 Prozent der Befragten befürwortet.
Auch Extremismus sollte aus Sicht der Stimmbevölkerung stärker bekämpft werden. Beim Rechtsextremismus stimmten dieser Aussagen 80 Prozent der Befragten zu, ähnlich viele wie in den letzten Jahren. Beim Linksextremismus sprachen sich 68 Prozent für eine stärkere Bekämpfung aus. Das ist der höchste bisher gemessene Wert.
Vertrauen in Medien steigt
Das Vertrauen in die Institutionen und Behörden bleibt hoch – und liegt 2018 über dem langjährigen Schnitt. Auf einer 10er Skala liegt es bei 6,7, der langjährige Durchschnitt beträgt 6,3. Das höchste Vertrauen geniesst nach wie vor die Polizei, gefolgt von den Gerichten. An dritter Stelle folgt der Bundesrat. Die mittleren Positionen belegen die Wirtschaft, die Armee und das eidgenössische Parlament.
Erstmals vertrauen die Befragten den Medien mehr als den politischen Parteien, die neu den letzten Platz belegen. Das gestiegene Vertrauen in die Medien könnte laut den Forschern mit dem Abstimmungskampf zur No-Billag-Initiative zu tun haben. In diesem Zusammenhang wurde über den Wert einer hochwertigen Berichterstattung für die Demokratie diskutiert.
Junge für die Armee
Zur Armee haben die Schweizerinnen und Schweizer nach wie vor eine positive Einstellung. Aktuell erachten 81 Prozent die Armee als notwendig. Generell sind die 18- bis 29-Jährigen skeptischer eingestellt. Dieser Befund zeigt sich 2018 jedoch nicht mehr: 79 Prozent der 18- bis 29-Jährigen finden, die Schweizer Armee sei notwendig. Das sind 10 Prozent mehr als im Vorjahr.
Die Autoren der Studie erklären sich dies zum einen mit der aktuellen instabilen weltpolitischen Lage. Die junge Generation sehe, wie rasch Veränderungen möglich seien. Zum anderen ist diese Generation generell konservativer als frühere, wie auch andere Studien zeigten. Die Zustimmung zu einem EU-Beitritt bleibt tief und liegt aktuell bei 16 Prozent.
Ein Viertel in der Filterblase
Erstmals erhoben wurde dieses Jahr, mit wem sich Schweizerinnen und Schweizer über Politik unterhalten. Dabei ging es den Forschern um das Phänomen der Filterblase oder Echokammer, über das besonders im Zusammenhang mit Social Media diskutiert wird.
Eine grosse Mehrheit der Stimmbevölkerung pflegt gemäss der Befragung den Austausch mit Personen, die eine andere politische Überzeugung vertreten. Ein Viertel zeigt hingegen die Tendenz, sich in einer Echokammer oder Filterblase zu bewegen.
Unabhängig vom Alter
Die beiden Gruppen unterscheiden sich nicht nach Merkmalen wie Alter, Geschlecht, Bildung, politischer Einstellung oder Einkommen. Echokammer existierten demnach unabhängig von diesen Faktoren und könnten in jeder Gruppe entstehen, schreiben die Forscher.
Jene Schweizerinnen und Schweizer, die sich vor allem mit Personen der eher gleichen politischen Überzeugung unterhalten, fühlen sich im Allgemeinen unsicherer als Personen, die auch mit politisch anders Gesinnten diskutieren. Dies veranschauliche den Effekt von Filterblasen, heisst es in der Studie.
Die Daten wurden zwischen dem 4. und dem 30. Januar durch das Forschungsinstitut LINK erhoben. Dabei wurden 1209 Stimmbürgerinnen und Stimmbürger telefonisch interviewt. (awp/mc/ps)