Zürich – Beim Branchenverband Scienceindustries stand die diesjährige Jahresversammlung unter dem Motto: «In unsicheren Zeiten braucht es verlässliche Rahmenbedingungen». Damit zielt der Verband der Schweizerischen chemisch-pharmazeutischen Industrie auf die zahlreichen Unsicherheitsfaktoren ab, mit denen die Branche ebenso wie die Weltwirtschaft 2022 konfrontiert war.
Der Ukraine-Krieg, drohende Energie- und Gasmangellagen, die Erosion des Patentschutzes sowie das anhaltend unsichere Verhältnis Schweiz-EU – dies alles seien Einflussfaktoren, die die Branche belasteten. Trotz dieser unsicheren Zeiten sei es der chemisch-pharmazeutischen Industrie gelungen, auch vergangenes Jahr der Exportmotor der Schweizer Wirtschaft zu sein, heisst es in einer Medienmitteilung von Scienceindustries am Freitag.
Nicht zuletzt aus diesem Grunde hätten bei der Jahresversammlung, die bei Novartis in Basel stattfand, verlässliche Rahmenbedingungen im Zentrum gestanden. Gastredner war in diesem Jahr Bundesrat Ignazio Cassis. Dieser betonte, dass der Bundesrat wisse, wie zentral Rechts- und Planungssicherheit für die Industrien Chemie, Pharma und Life Sciences seien.
Mit einer Reduktion von rund 4 Prozent beim Energie- und rund 15 Prozent beim Gasverbrauch habe die chemisch-pharmazeutische Industrie im vergangenen Jahr zur Entschärfung etwa der Lage bei der Energieversorgung beigetragen, heisst es in der Mitteilung weiter.
EU-Verhältnis bleibt beherrschendes Thema
Mit Blick auf das nach wie vor unsichere Verhältnis zum wichtigsten Handelspartner EU stellt der Verband klar: Ohne eine geregelte Situation droht der Schweizer Chemie-Pharma-Unternehmens- und Produktionsstandort seine internationale Spitzenposition zu verlieren sowie hoch qualifizierte Fachkräfte und zentrale Wissenscluster.
In den Fokus gerückt sei daher die aktualisierte Anerkennung von Konformitätsbewertungen (MRA) – ein verstärktes Anliegen, nachdem die EU angekündigt hatte, die Pharmaregulierung überarbeiten zu wollen.
Aber auch in Zukunft sieht sich der Verband mit grosse Herausforderungen konfrontiert. Hier stünden Themen wie der Schutz des geistigen Eigentums (IP) für die forschungsintensiven Mitgliederunternehmen im Zentrum. «Im Hinblick auf Freihandelsabkommen mit dem UK sowie mit Indien muss ein IP-Chapter integraler Bestandteil sein», fordert Scienceindustries.
Aber auch im Inland würden die Weichen im laufenden Jahr neu gestellt. Mittelfristig seien da die nationalen Wahlen ein Thema, kurzfristig das Klimaschutzgesetz sowie der OECD-Mindeststeuer-Reform – zwei Vorlagen, die Scienceindustries unterstütze.
Wie der Verband zudem noch mitteilte, wurden an diesjährigen Generalversammlung fünf neue Mitglieder für die restliche Amtszeit bis 2026 in den Vorstand gewählt. So gehören neu Antje Gerber von Arxada, Ernst Coppens von Bayer, Andrej Salát von Mepha Schweiz, Ludovica Verzegnassi von Nestlé und Stefan Mösli von Sika Schweiz dem Gremium an. (awp/mc/ps)