SEAG will in Rapperswil/BE nach Erdgas bohren
Bern – Die Schweizer Firma SEAG will Anfang 2015 an fünf Standorten in den Kantonen Bern und Waadt nach Erdgas bohren. Verwaltungsrats-Vizepräsident Patrick Lahusen bestätigte entsprechende Informationen in der Berner Presse. Der Berner Standort liegt in Ruppoldsried (Gemeinde Rapperswil), rund 20 Kilometer nördlich von Bern. Die vier weiteren Standorte in der Waadt seien den betroffenen Gemeinden und Grundbesitzern bekannt, sagte Lahusen. Sie sollten demnächst publiziert werden.
Die Bevölkerung von Rapperswil und der solothurnischen Nachbargemeinde Messen wurde am Dienstag mit einem zweiseitigen Schreiben informiert. Die Bohrung an der Gemeindegrenze erfolge an demselben Ort wie schon 1977, schreibt die SEAG. Damals habe man knapp 1000 Meter tief gebohrt und abgeklärt, ob es eine Gesteinsschicht zum Einlagern von Gas gebe. «Die Frage wurde damals verneint.» In den Jahren 2012/13 habe man dann zur Suche nach Erdgas seismische Untersuchungen durchgeführt. Dabei hätten sich die Standorte in der Waadt und in Ruppoldsried herauskristallisiert. In Ruppoldsried soll der Bohrplatz wie 1977 in der Nähe einer Hühnerzucht erstellt werden.
Bohrungen bis 3500 Meter
Als Bohrgerät soll erstmals in der Schweiz ein sogenanntes Slim-Holm-Gerät eingesetzt werden. Mit ihm sind senkrechte Tiefenbohrungen bis rund 3500 Meter mit kleinerem Durchmesser möglich. Die Kosten belaufen sich laut Lahusen auf 5 Mio Franken pro Bohrung, also insgesamt 25 Mio Franken.
Für die Probebohrung in Ruppoldsried will die SEAG nun eine Erschliessungsbewilligung beim Kanton Bern beantragen. Der dritte Schritt wäre die Förderung von Erdgas. Dafür wäre eine Konzession nötig.
Fördermethode offen
Dabei würde sich die Frage der geeigneten Fördermethode stellen. Das umstrittene Fracking schliesst Lahusen nicht zum vornherein aus. Die bernischen Grünen haben allerdings vor kurzem eine Initiative für ein Fracking-Verbot zustande gebracht.
Die SEAG bohrte zuletzt in der Seeländer Gemeinde Hermrigen nach Erdgas. Das Vorhaben wurde vor einigen Wochen wegen technischer Schwierigkeiten aufgegeben.
Erdgas-Bohrungen gab es in der Schweiz schon viele. Erst einmal konnte kommerziell Erdgas gefördert werden: In Finsterwald LU im Entlebuch. Nach zehn Jahren wurde dort die Förderung 1994 wegen sinkender Fördermengen und gefallener Ölpreise eingestellt. (awp/mc/pg)