(Foto: PHOTOPRESS/Martin Ruetschi)
Bern – Die Zahl der Arbeitslosen in der Schweiz ist im Dezember 2013 gegenüber dem Vormonat deutlich gestiegen, und zwar um 10’364 auf 149’437 Personen. Die entsprechende Arbeitslosenquote legte damit auf 3,5% von 3,2% im November zu und liegt auf dem höchsten Stand seit Mai 2010, aber nur leicht höher als zu Jahresbeginn (3,4%). Gegenüber dem Vorjahresmonat nahm die Zahl der Arbeitslosen im Dezember um 5,0% zu.
«Der massive Anstieg im Dezember ist vor allem saisonal bedingt», sagte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit, am Freitag vor den Medien in Bern. Er verwies auf die Baubranche, die im Winter traditionell weniger Leute beschäftigt. Die saisonbereinigte Ziffer blieb denn auch unverändert bei 3,2%. Auch Ökonomen waren nicht überrascht: Die Zahlen fielen im Rahmen der Schätzungen aus.
Arbeitslosenquote unter Schweizern nur minim gestiegen
Die Arbeitslosenquote unter Schweizern stieg um 0,1 Prozentpunkte auf 2,4%, bei den Ausländern nahm der Anteil der Arbeitslosen um 0,7 Prozentpunkte auf 6,9% zu. Zürcher erklärte diesen Unterschied mit der saisonal schwankenden Beschäftigung in der Baubranche, in der viele Ausländer tätig sind.
Starke Zunahme im Wallis
Auch in der Westschweiz und im Tessin stieg die Arbeitslosenquote im Vergleich zur Deutschschweiz stark. Die stärkste Zunahme wurde im Dezember im Wallis verzeichnet, wo die Arbeitslosenquote um 1,4 Prozentpunkte auf 5,6% anstieg. Damit entfällt ein Fünftel der gesamten Zunahme auf das Wallis.
Im Wallis scheine es eine Tendenz zu geben, Bauarbeiter auf Kosten der Arbeitslosenversicherung «zu überwintern», sagte Zürcher gegenüber den Medien. Das sei nicht verboten, ergänzte er. Aufgrund des Vollzugsföderalismus hätten die Kantone nun einmal einen gewissen Ermessensspielraum. Als weiteren Grund für die Zunahme der Arbeitslosigkeit im Wallis nannte Zürcher die Zweitwohnungsinitiative, die zu einem Rückgang der Bautätigkeit führte.
Deutlich weniger offene Stellen
Insgesamt wurden im Dezember 205’802 Stellensuchende registriert, 4,7% mehr als im Vormonat bzw. 4,5% mehr als im Vorjahr. Die Zahl der bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) gemeldeten offenen Stellen verringerte sich derweil um 16% auf 9’745 Stellen.
Im Oktober 2013 (letzter verfügbarer Wert) waren ausserdem 3’928 Personen von Kurzarbeit betroffen, 7,7% mehr als im Vormonat, die Anzahl der betroffenen Betriebe verringerte sich hingegen um 4 auf 375 Einheiten. Die ausgefallenen Arbeitsstunden nahmen derweil um knapp 12% auf 212’449 Stunden zu. In der entsprechenden Vorjahresperiode (Oktober 2012) waren in 638 Betrieben 428’316 Ausfallstunden registriert worden. Ferner kam es im Oktober gemäss vorläufigen Angaben zu 3’041 Aussteuerungen.
Jahresdurchschnitt bei 3,2 % – leichter Überschuss
Im Jahresdurchschnitt 2013 lag die Arbeitslosenzahl bei 3,2%, dies nach 2,9%, 2,8% und 3,5% in den drei Vorjahren. Boris Zürcher relativiert den Anstieg im vergangenen Jahr: «Mit einer Arbeitslosenquote von 3,2% sind wir nahe an der Vollbeschäftigung. Dieser Prozentsatz entspricht nahezu der Sockelarbeitslosigkeit», sagte er.
Die gegenwärtig ungleiche Entwicklung von Wirtschaftswachstum und Beschäftigung erklärt er damit, dass sich diese beiden Grössen nicht immer eins zu eins entwickelten. «Der Arbeitsmarkt reagiert immer mit gewisser Verzögerung auf die Entwicklung des Bruttoinlandprodukts», sagte Zürcher.
Keine Zusammenhang mit der Zuwanderung
Ausserdem hätten die exportorientierten Branchen aufgrund des starken Frankens nach wie vor Probleme, international wettbewerbsfähig zu sein, führte er aus. Die exportorientierten Unternehmen bemühten sich daher um eine höhere Produktivität, was zur Folge hat, dass sie keine oder nur wenige Leute einstellen.
Einen Zusammenhang zwischen der Zuwanderung und dem Anstieg der Arbeitslosenquote sieht Zürcher nicht. «Einen solchen Zusammenhang stellen wir nicht fest», sagte er einen Monat vor der Abstimmung über die Zuwanderungsinitiative der SVP. (awp/mc/upd/pg)