Bern – Das Konjunkturbild für die Schweiz ist laut Einschätzung des Staatssekretariates für Wirtschaft weiterhin positiv. Entsprechend prognostizieren die Ökonomen des Bundes nach dem bereits stabilen Wachstum des Bruttoinlandproduktes (BIP) für das vergangene Jahr – die Prognose wurde leicht erhöht auf 2,0% von 1,9% – eine Beschleunigung auf 2,2% in diesem Jahr, wobei die Prognose zur letzten Schätzung vor 3 Monaten minimal gesenkt wurde. Im Dezember lautete die Prognose für 2014 noch auf ein Wachstum von 2,3%. Für das Jahr 2015 sieht das Seco weiterhin eine Zunahme der Wachstumsgeschwindigkeit auf 2,7%.
Die Experten der Seco erwarten im Zuge einer sich sukzessive verbessernden Weltkonjunktur wieder vermehrt positive Impulse durch den Aussenhandel. Auch für die Ausfuhren von Dienstleistungen (Tourismus und übrige Dienstleistungen) ist für dieses und nächstes Jahr mit Zuwächsen zu rechnen. Angesichts des freundlichen Konjunkturausblicks sei am Arbeitsmarkt sukzessive mit einer Verbesserung zu rechnen, schreibt das Seco weiter. So wird mit einem Rückgang der Arbeitslosenquote von 3,2% 2013 auf 3,1% 2014 und 2,8% 2015 gerechnet.
Annahme der Masseneinwanderungsinitiative birgt Gefahren
Neue Konjunkturrisiken sieht das Seco in der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative. Seien bisher die Risiken für die schweizerische Wirtschaftsentwicklung hauptsächlich von der fragilen Verfassung der Weltkonjunktur ausgegangen, seien mit der Annahme der Initiative die Unsicherheiten über die zukünftige Ausgestaltung der Beziehungen mit der EU in den Fokus gerückt.
Zum einen sei unklar, wie stark die zukünftigen Rekrutierungsmöglichkeiten von ausländischen Arbeitskräften für die Unternehmen erschwert werden wird, so das Seco weiter. Zum andern stehe die Ausgestaltung des bilateralen Weges der Schweiz mit der EU generell in der Schwebe. Die längerfristigen wirtschaftlichen Konsequenzen sind laut Seco derzeit noch kaum abschätzbar, weil sie stark von der konkreten Umsetzung der Initiative wie etwa der Ausgestaltung des Kontingentsystems und der zukünftigen Beziehung der Schweiz mit der EU abhingen.
Ein potenzielles Risiko für die konjunkturelle Entwicklung in den kommenden Quartalen bestehe darin, dass sich die erhöhte Planungsunsicherheit dämpfend auf das Investitionsverhalten der Firmen auswirken und die Konjunktur- und die Beschäftigungsdynamik beeinträchtigen könnte. Gegen eine kurzfristige Investitionsschwäche spreche allerdings, dass dem möglichen negativen Effekt der erhöhten Unsicherheit andere positive Faktoren für die Investitionskonjunktur wie die anziehende Weltwirtschaft, höhere Kapazitätsauslastung und tiefe Zinsen gegenüberstünden.
Weltkonjunktur mit Risiken behaftet
Weiterhin präsent blieben aber auch die weltwirtschaftlichen Risiken; die wirtschaftliche Erholung im Euroraum stehe immer noch auf wackligen Füssen. Insbesondere in den südlichen Ländern dürfte die Beibehaltung der Fiskalkonsolidierung in einem Umfeld hoher Arbeitslosigkeit weiterhin eine Herausforderung darstellen. Allfällige Rückschläge bei den Wirtschaftsreformen im Euroraum könnten an den Finanzmärkten für Verunsicherung sorgen, im ungünstigen Fall gar zu einem Wiederaufflackern der Schuldenkrise führen.
Ein weiteres Risiko besteht in der in den vergangenen Monaten zutage getretenen Verwundbarkeit vieler Schwellenländer gegenüber Kapitalabflüssen, welche sich im Zuge der geldpolitischen Normalisierung in den USA erneut verstärken könnten. Schliesslich bildet der derzeitige Konflikt Russland/Ukraine einen schwer abschätzbaren geopolitischen Risikofaktor, etwa im Fall einer kriegerischen Eskalation, welche die internationale Energieversorgung beeinträchtigen könnte. (awp/mc/ps)