SECO-Direktor Jean-Daniel Gerber.
Bern – Die Schweizer Wirtschaft läuft weiterhin überraschend gut. Trotz Frankenstärke, Schuldenkrise und Atomkatastrophe in Japan erhöht das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) die Prognose für die Zunahme des Bruttoinlandproduktes im laufenden Jahr auf 2,1%.
Im Dezember waren die Ökonomen des Bundes noch von einem Wachstum von 1,5% ausgegangen. Das Konjunkturbild sei erfreulich, die Schweizer Wirtschaft profitiere von positiven Impulsen der Weltkonjunktur und habe ihr lebhaftes Wachstum trotz des starken Frankens bislang ungebremst fortsetzen können, erklärte das SECO am Donnerstag. Auch die jüngsten Konjunkturindikatoren seien gut ausgefallen: Sowohl die Unternehmensumfragen als auch die Konsumentenstimmung zeigten noch kaum Schwächesignale. Laut SECO wäre es aber verfrüht, aus der bislang robusten Exportentwicklung zu folgern, dass der hohe Franken für die Konjunktur keine Probleme darstelle.
MEM-Industrie unter Konkurrenz- und Margendruck
Zahlreiche Firmen – insbesondere in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie – litten unter Konkurrenz- und Margendruck. Das SECO geht davon aus, dass sich das Exportwachstum 2011 wegen der Frankenstärke von 7,1% im Vorjahr auf 4,1% verlangsamt. Der Aufschwung der Gesamtwirtschaft werde sich aber nur relativ sanft abkühlen. Für 2012 geht das SECO unverändert von einem BIP-Wachstum von 1,9% aus. Das Risiko eines ausgeprägteren Abschwungs wird laut den Bundesökonomen durch die solide Inlandkonjunktur begrenzt.
Bauwirtschaft Könnte nochmals zuzlegen
So dürfte die Bauwirtschaft dank anhaltend tiefer Zinsen und positiver Impulse durch die Einwanderung nochmals zulegen können. Für das laufende Jahr verdoppelte das SECO die erwartete Zunahme der Bauinvestitionen von 1,0 auf 2,0%. Beim privaten Konsum (von 1,5 auf 1,6% erhöht) sei eine Fortsetzung der soliden Expansion wahrscheinlich. Die Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen (von 4,0 auf 6,0% erhöht) dürften vor dem Hintergrund einer gestiegenen Kapazitätsauslastung weiter zunehmen.
Erneut weniger Arbeitslose erwartet
Im Zuge der lebhaften Konjunktur verbesserte sich auch der Arbeitsmarkt. Im Februar betrug die saisonbereinigte Arbeitslosenquote noch 3,4%. Das SECO erwartet 2011 im Jahresdurchschnitt 3,2 (bisherige Prognose: 3,4)%. 2012 dürfte sie wieder leicht auf 3,3 (3,4)% steigen. Trotz höherer Erdölpreise rechnet das SECO mit einer moderaten Teuerung von 1,0%T im laufenden und 0,9% im nächsten Jahr. Beim weltwirtschaftlichen Ausblick sei die Unsicherheit aber erheblich: Die Erholung sei immer noch stark durch eine extrem expansive und auf Dauer nicht durchhaltbare Geld- und Finanzpolitik getragen.
Unsicherheitsfaktor Schuldenkrise
Die Normalisierung der Zinsen könne nicht unbegrenzt aufgeschoben werden, ohne die Preisstabilität zu gefährden. Ein grosser Unsicherheitsfaktor sei zudem die Staatsschuldenkrise im Euroraum, die lediglich eingedämmt scheine. Auch seien die Immobilienkrisen, namentlich in den USA, noch nicht überwunden. Kaum abschätzbar sind laut SECO die Folgen der Katastrophe in Japan für die Weltwirtschaft. Der Wiederaufbau nach dem Erdbeben könne zwar die Wirtschaftsleistung steigern. Eine weitere Eskalation der Atomkatastrophe könne aber eine länger dauernde Wirtschaftskrise in Japan auslösen. (awp/mc/ss/upd/ps)