Bern – Das Konjunkturbild für die Schweiz hat sich in den Herbstmonaten weiter aufgehellt. Die erwartete positive Wende in der Exportwirtschaft scheine sich zu bestätigen, heisst es in einer Mitteilung des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco. Mit dem Anspringen des bislang stotternden Exportmotors gewinne das konjunkturelle Fundament an Breite, zumal die Binnenkonjunktur – die bisher dominierende Wachstumsstütze – robust bleiben dürfte. Unter der Voraussetzung, dass die immer noch fragile internationale Konjunktur auf langsamem Erholungspfad bleibt, bestehen gute Aussichten für einen sich weiter festigenden Aufschwung in der Schweiz. Die Expertengruppe erwartet, nach dem bereits soliden BIP-Wachstum von 1,9% 2013, eine Beschleunigung des Wachstums auf 2,3% 2014 sowie auf 2,7% 2015. Dies dürfte sich zusehends auch am Arbeitsmarkt in einem Rückgang der Arbeitslosigkeit niederschlagen.
In der Schweiz verzeichneten die Warenexporte im 3. Quartal nach längerer Durstrecke erstmals wieder eine branchenmässig breit abgestützte Zunahme, und die Stimmungsindikatoren für die (Export)Industrie haben sich in jüngster Zeit weiter verbessert. Die Tourismus-Exporte (Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland) konnten sich bereits seit einiger Zeit aus der Talsohle lösen. Leichten Rückenwind erhalten die Exportsektoren von der Weltkonjunktur. Daneben stellt die Euro-Untergrenze wegen der dadurch bewirkten Stabilisierung des Währungsumfelds nach wie vor eine wichtige Stütze dar. Unter der Voraussetzung, dass die internationale Konjunktur weiter auf langsamem Erholungspfad bleibt, dürfte sich das schweizerische Exportwachstum in den kommenden beiden Jahren sukzessive verstärken.
Konjunkturelles Fundament gewinnt an Breite
Mit dem Anspringen des bislang stotternden Exportmotors gewinnt das konjunkturelle Fundament an Breite, zumal die Binnenkonjunktur – die bisher dominierende Wachstumsstütze – robust bleiben dürfte. Die Expertengruppe geht davon aus, dass die treibenden Faktoren der letzten Jahre, namentlich die kontinuierliche Zuwanderung und die tiefen Zinsen, weiter wirksam bleiben und den privaten Konsum sowie die Bau- und Immobilienwirtschaft stützen werden. Allerdings dürfte insbesondere der private Konsum im kommenden Jahr, auch we-gen schwächerer Reallohnsteigerungen, wohl nicht mehr ganz die hohen Zuwächse wie 2013 erreichen. Dafür dürften vermehrt positive Impulse von den Ausrüstungsinvestitionen kommen, die bislang eine Schwachstelle der Konjunkturerholung bildeten. Die relativ schwach ausgelasteten Kapazitäten in den exportorientierten Sektoren sowie die lange vorherrschende Unsicherheit über die Wirtschaftsaussichten dämpfte – trotz historisch tiefer Zinsen – die Investitionsneigung; ein auch in vielen anderen Ländern festzustellendes Phänomen. Mit fortschreitender Konjunkturerholung und wachsender Zuversicht kann nun aber mit allmählich anziehenden Ausrüstungsinvestitionen gerechnet werden.
BIP-Prognose für 2013 von 1,8 auf 1,9% erhöht
Insgesamt bestehen damit gute Aussichten, dass die Schweizer Wirtschaft in den kommenden beiden Jahren weiter an Fahrt gewinnen kann. Die Expertengruppe erwartet – weitgehend im Einklang mit der letzten Prognose von September – für 2013 ein solides BIP-Wachstum von 1,9% (bisher 1,8%) und anschliessend eine sukzessive Beschleunigung auf 2,3% 2014 (unveränderte Prognose) sowie 2,7% 2015. Damit würde die Schweizer Wirtschaft im europäischen Quervergleich weiterhin überdurchschnittlich wachsen, wie es bereits in den letzten Jahren der Fall war. Hierzu trägt auch die stetige Bevölkerungszunahme bei, die sich nach Einschätzung der Expertengruppe in den kommenden beiden Jahren fortsetzen dürfte.
Rückgang der Arbeitslosigkeit in Sicht
Mit anziehender Konjunktur hellt sich der Ausblick für den Arbeitsmarkt auf. Dabei dürfte auch im Industriesektor zusehends wieder ein Beschäftigungsaufbau stattfinden. In den Jahren zuvor hatte dieser – im Unterschied zur stets positiven Beschäftigungsentwicklung im Baugewerbe und in den meisten Dienstleistungssektoren – im Zuge des schwierigen Exportumfelds unter Stellenabbau zu leiden. Damit rückt bei der Arbeitslosigkeit die Trendwende nach unten in Sichtweite. Nachdem der seit rund zwei Jahren anhaltende, leichte Anstieg der (saisonbereinigten) Arbeitslosigkeit in den letzten Monaten bereits annähernd zum Stillstand kam, wird ab 2014 mit einem einsetzenden Rückgang der Arbeitslosenzahlen gerechnet, der sich 2015, bei verstärkter Konjunkturdynamik, weiter beschleunigen dürfte. Im Jahresdurchschnitt rechnet die Expertengruppe mit Arbeitslosenquoten von 3,2% für 2013, 3,1% für 2014 und 2,8% für 2015.
Inflationsaussichten weiterhin moderat
Die Inflationsaussichten werden voraussichtlich moderat bleiben. Zwar dürfte die Phase negativer Teuerungsraten, welche massgeblich durch die Frankenstärke und den damit verbundenen Rückgang der Importpreise bedingt war, nunmehr ausgelaufen sein und sich die Teuerungsraten wieder in den positiven Bereich bewegen. Ein rascher Inflationsdruck ist jedoch nicht auszumachen – weder vom internationalen Umfeld angesichts der in vielen Ländern nur langsam voranschreitenden Erholung und relativ hoher Arbeitslosigkeit, noch in der Schweiz, wo der inländische Inflationsdruck trotz kräftigerem Aufschwung auf absehbare Zeit noch gering bleiben dürfte. Die Expertengruppe rechnet mit leicht positiven Teuerungsraten von 0,2% für 2014 und 0,4% für 2015, nach -0,2% 2013.
Abwärtsrisiken bleiben bestehen
Trotz der grundsätzlich positiven Einschätzung der schweizerischen Konjunkturperspektiven dürfen die nach wie vor erheblichen Abwärtsrisiken aufgrund des fragilen weltwirtschaftlichen Umfelds nicht übersehen werden. Gerade vom Euroraum gehen, trotz der erreichten Beruhigung der Schuldenkrise, immer noch gewichtige negative Risiken aus, weil die schwierige Wirtschaftslage in den Euro-Südländern – Stichwort hohe Arbeitslosigkeit – latente Gefahren für wirtschaftliche und politische Rückschläge bei den Strukturreformen bedeutet. Daneben bleibt auf globaler Ebene eine offene Frage, inwieweit der für die kommenden Jahre anstehende Ausstieg aus der extrem expansiven Geldpolitik etwa in den USA reibungslos vonstattengeht oder zu einer erhöhten Volatilität an den internationalen Finanzmärkten (z.B. starker Zinsanstieg, abrupte Kapitalabflüsse aus den Schwellenländern) führt, mit potentiell schädlichen Folgen für die Weltkonjunktur.
Positive Überraschungen nicht ausgeschlossen
Auf der andern Seite erscheinen allerdings auch positive Überraschungen von der internationalen Konjunktur möglich. Chancen für eine schwungvollere weltwirtschaftliche Erholung als angenommen könnten sich ergeben, wenn es mit wachsender Konjunkturzuversicht zu einer deutlichen Belebung der bislang in vielen Ländern verhaltenen Unternehmensinvestitionen kommen würde; am ehesten ausgehend von den USA mit globalen Ausstrahlungseffekten. Im Euroraum könnte eine, durch Fortschritte in Richtung Bankenunion unterstützte, erfolgreiche Stabilisierung der teilweise angeschlagenen Bankensysteme in den nächsten beiden Jahren dazu beitragen, die restriktiven Kreditbedingungen allmählich zu entspannen, die ein Hemmnis für die wirtschaftliche Erholung in den Euro-Peripherieländern darstellen. (Seco/mc/ps)