Seco senkt Prognose für reales BIP-Wachstum 2016 leicht auf +1,4%
Bern – Die Konjunkturperspektiven für die Schweiz haben sich laut den Ökonomen des Staatssekretariates für Wirtschaft (Seco) seit der letzten Prognose vom Dezember etwas verschlechtert. Die Spezialisten des Bundes haben entsprechend ihre Prognosen etwas gesenkt, gehen aber weiter von einem leichten Aufschwung in diesem Jahr aus. Einer schnelleren Erholung hierzulande steht insbesondere die Entwicklung der internationalen Konjunktur im Wege.
Die neuste Prognose geht für das laufende Jahr von einem Wachstum von +1,4% aus, dies gegenüber einem geschätzten Wert von +1,5% noch im Dezember. Für das Jahr 2017 erwarten die Seco-Ökonomen eine Verbesserung gegenüber 2016, haben den Wert aber auf +1,8% (von +1,9%) ebenfalls leicht gesenkt.
Nur graduelle Erhoilung zu erwarten
Die Schweizer Konjunktur sei 2015 mit einem BIP-Wachstum von +0,9% massgeblich gebremst worden durch die Frankenstärke, schreibt das Seco in einer Mitteilung vom Donnerstag. Die konjunkturdämpfenden Wechselkurseffekte dürften im Verlauf von 2016 und 2017 nun aber sukzessive nachlassen, womit sich die wechselkurskurssensiblen Bereiche (Industrie, Handel, Tourismus) allmählich erholen könnten.
Demgegenüber habe die internationale Konjunktur in den letzten Quartalen an Schwung verloren, und es zeigten sich derzeit keine Anzeichen einer deutlichen Beschleunigung des weltweiten Wachstums. Angesichts dieser nur mässigen weltwirtschaftlichen Dynamik sei nicht mit einer schnellen und kräftigen Wachstumsbelebung der Schweizer Wirtschaft in den kommenden Quartalen zu rechnen.
Angesichts der nur langsam Tritt fassenden Konjunktur muss für 2016 laut Seco noch mit einer weiteren Zunahme der Arbeitslosenquote auf 3,6% im Jahresdurchschnitt gerechnet werden, die erst 2017 wieder leicht zu sinken beginnen dürfte (auf 3,5% im Jahresdurchschnitt). Gemäss den Experten des Bundes dürfte ausserdem die negative Entwicklung der Konsumentenpreise 2016 weitergehen. Sie erwarten eine Jahresinflation von durchschnittlich -0,6% in diesem Jahr und wieder ein leichtes Plus von 0,2% im nächsten Jahr.
Diverse Prognose-Risiken
Wie immer gibt es bei den Prognosen diverse Risiken. Eines davon ist laut Seco die Entwicklung in den Schwellenländern. Bislang habe sich die Konjunkturentwicklung in den USA und Europa gegenüber dem nachlassenden Momentum des Welthandels und der angespannten Lage in mehreren Schwellenländern zwar als resistent erwiesen. Ein Überschwappen der Probleme – über den Aussenhandel oder über die Finanzkanäle – sei jedoch nicht auszuschliessen und stelle derzeit ein Konjunkturrisiko dar, heisst es.
Zudem sei die künftige Entwicklung an den Rohstoffmärkten, namentlich beim Erdöl, nach wie vor sehr ungewiss. Eine weitere Korrektur der Erdöl- oder anderer Rohstoffpreise könnte schwerwiegende Folgen für gewisse Schwellenländer haben, die Rohstoffe produzieren und exportieren und bereits stark unter Druck seien, meint das Seco.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sei die Flüchtlingskrise. Diese könne sich kurzfristig wegen der höheren öffentlichen Ausgaben zwar positiv auf die Konjunktur auswirken, mittelfristig aber zu einer erhöhten wirtschaftlichen Verunsicherung führen. Und der mögliche Austritt von Grossbritannien aus der Union, der sogenannte «Brexit», erhöhe die Unsicherheit über die politische und wirtschaftliche Stabilität der Europäischen Union. Sowohl Flüchtlingskrise als auch «Brexit» könnten den Euro schwächen und den Aufwertungsdruck auf den Franken verstärken, so das Seco.
Mit ihrer BIP-Prognose für 2016 liegt das Seco eher am oberen Rand der Schätzungen. Die Ökonomen von Credit Suisse, UBS oder BAK Basel etwa sind pessimistischer und gehen in ihren vor kurzem aktualisierten Schätzungen von einem Wachstum von lediglich 0,8 bis 1,0% aus. (awp/mc/ps)