Bern – Die Konjunkturperspektiven für die Schweiz bleiben durchzogen. Entsprechend ändert das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) seine Prognosen für das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) im kommenden Jahr kaum. Für 2013 wird ein relativ schwaches Wachstum von 1,3% erwartet, im September lautete die Prognose noch auf +1,4%. Erstmals haben die Bundesökonomen auch eine Prognose für 2014 gewagt, und zwar soll es dann ein Wachstum von 2,0% geben. Die BIP-Prognose für das laufende Jahr 2012 wurde unverändert bei +1,0% belassen.
Die kurzfristigen Konjunkturaussichten für die kommenden Monate seien durchzogen, Anzeichen für eine ausgeprägtere Verschlechterung seien aber nach wie vor nicht auszumachen, so das Seco in seiner Mitteilung vom Donnerstag. Vorausgesetzt, dass die Schuldenkrise im Euroraum unter Kontrolle bleibe und die Weltwirtschaft allmählich festeren Tritt fasse, könnte der schweizerische Konjunkturmotor in den nächsten beiden Jahren zusehends wieder an Fahrt gewinnen.
Talsohle bei Exporten scheint durchschritten
Die Branchenentwicklung dürfte weiterhin heterogen verlaufen, allerdings spricht laut Seco einiges dafür, dass sich die bislang ausgeprägten Unterschiede zwischen Inland- und Exportsektoren etwas verringern werden. Bei den Exporten scheine die Talsohle durchschritten und 2013 und 2014 dürften allmählich wieder höhere Wachstumsraten erreicht werden.
Leicht verlangsamte Expansion des Privatkonsums zu erwarten
Demgegenüber könnte die Binnenkonjunktur vorübergehend etwas an Fahrt verlieren. So sei für den privaten Konsum angesichts der im Vergleich zu 2012 weniger günstigen Einkommens- und Beschäftigungsaussichten mit einer leicht verlangsamten Expansion auszugehen. Die Unternehmensinvestitionen dürften durch die schwächere Kapazitätsauslastung, insbesondere im Industriesektor, gebremst werden. Die Bauwirtschaft dürfte angesichts tiefer Zinsen und wachsender Bevölkerung insbesondere im Hochbau weiterhin Zuwächse verzeichnen.
Weiterhin Risiken in beide Richtungen
Die Aussichten für den Arbeitsmarkt haben sich etwas eingetrübt. Zwar nahm die Beschäftigung bis zum Herbst noch deutlich zu, jedoch deuten gemäss den Bundesökonomen jüngste Umfragen vermehrt auf eine nachlassende Einstellungsneigung bei vielen Firmen sowohl in der Industrie als auch im Dienstleistungssektor hin. Das Beschäftigungswachstum könnte somit in den kommenden Quartalen vorübergehend zum Erliegen kommen, ehe sich die Konjunktur wieder stärker belebe.
Arbeitslosenquote 2013 und 2014 bei 3,3 % erwartet
Der leichte Anstieg der Arbeitslosigkeit, der Anfang 2012 einsetzte, dürfte sich 2013 noch weiter fortsetzen und 2014 ausklingen. Im Jahresdurchschnitt rechnet die Expertengruppe mit Arbeitslosenquoten von 2,9% für 2012 sowie jeweils 3,3% für 2013 und 2014. Die Inflation dürfte weiterhin kein Thema sein. Für die nächsten beiden Jahre wird – wie bereits vor ein paar Wochen mitgeteilt – ein Anstieg des Landesindex der Konsumentenpreise um lediglich 0,2% erwartet.
Bezüglich der Prognose-Risiken meint das Seco, dass die internationalen Aussichten weiterhin mit einigen Unsicherheiten behaftet seien. Erwähnt werden etwa die Euro-Krise, die zwar eingedämmt, aber noch lange nicht bewältigt sei, oder das Scheitern einer Budget-Lösung in den USA (Thema «fiscal cliff»). Unsicher sei auch die Entwicklung in den Schwellenländern. Allerdings gebe es auch positive Risiken bzw. ein Aufwärtspotential für die internationale Konjunktur, meint man beim Seco. (awp/mc/pg)