Seco senkt BIP-Prognosen 2012 und 2013 leicht
Bern – Die Ökonomen des Bundes haben die Prognosen für das Wachstum des realen Bruttoinlandproduktes (BIP) dieses und nächstes Jahr etwas gesenkt. Grund sind neben einer Revision von älteren Zahlen die ungünstigeren internationalen Perspektiven. Als Risiken sehen sie die noch nicht gelöste Euro-Schuldenkrise sowie eine Ausbreitung der Konjunkturschwäche.
Die internationale Konjunkturabkühlung sei auch in der Schweiz angekommen. Angesichts des gedämpften weltwirtschaftlichen Umfelds sei für die kommenden Quartale eine Fortsetzung der verhaltenen Konjunktur mit leicht zunehmender Arbeitslosigkeit zu erwarten, heisst es in einer Mitteilung des Staatssekretariates für Wirtschaft (Seco) vom Dienstag.
1 % Wachstum im laufenden, 1,4 % im kommenden Jahr
Mit einer ausgeprägten Rezession in der Schweiz sei dank der robusten Binnenkonjunktur sowie der stabilisierenden Wirkung der Euro-Untergrenze für die Exportwirtschaft jedoch nicht zu rechnen. Für das laufende Jahr 2012 prognostiziert die Expertengruppe des Bundes ein BIP-Wachstum von noch 1,0% (alte Prognose: 1,4%), für 2013 geht sie unter Voraussetzung einer sich erholenden Weltkonjunktur von einer leichten Beschleunigung bzw. von 1,4% (1,5%) aus.
Die Prognosekorrektur nach unten im Vergleich zur Juni-Prognose wird zum einen durch die nochmals ungünstigere Einschätzung des internationalen Konjunkturumfelds begründet. Daneben trage aber auch die jüngste Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung dazu bei.
Arbeitslosigkeit steigt leicht, Inflationsprognosen mehr oder weniger stabil
Aufgrund der schwächeren Konjunktur dürfte laut den Bundesökonomen auch die Arbeitslosigkeit weiter zunehmen, dies insbesondere in Wirtschaftsbereichen mit konjunkturellen oder strukturellen Problemen (wie in Teilen der Exportindustrie, im Tourismus, aber auch im Finanzsektor). Im Verlauf des kommenden Jahres dürfte es dann aber zu einer Stabilisierung kommen. Im Jahresdurchschnitt rechnet die Expertengruppe mit Arbeitslosenquoten von 2,9% (2,9%) für 2012 sowie 3,3% (3,1%) für 2013. Mehr oder weniger gleich belassen werden die Inflationsprognosen, mit -0,5% (-0,4%) dieses und gänzlich unveränderten +0,5% im nächsten Jahr.
Einige Risiken für die Prognosen
Die Bundesökonomen sehen einige (Abwärts-)Risiken für ihre Prognosen. So bleibe die internationale Konjunktur fragil und mit vielen Unsicherheiten behaftet. Das in den vergangenen Monaten dominierende Risiko einer weiteren Eskalation der Staatsschuldenkrise im Euroraum dürfte sich mit den jüngsten Entscheiden der EZB zwar verringert haben, für eine Entwarnung sei es jedoch noch zu früh. Solange es keine klaren Reformerfolge der Krisenländer hin zu solideren Staatsfinanzen und besserer wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit gebe, sei die Euro-Schuldenkrise noch nicht gelöst und das Risiko für neuerliche Vertrauensverluste und Turbulenzen an den Finanzmärkten nicht gebannt.
Ein weiteres Konjunkturrisiko bestehe in der unlängst festzustellenden globalen Ausbreitung der Konjunkturschwäche. Angesichts der engen Handels- und Produktionsverflechtungen könnte dies den Welthandel stärker als erwartet bremsen. Falls der asiatische Wirtschaftsraum entgegen den Erwartungen anstatt einer kurzen Delle doch einen ausgeprägten wirtschaftlichen Abschwung erleiden würde, wären die nachlassenden Impulse aus dieser Wachstumsregion eine zusätzliche Belastung für die Schweizer Exportwirtschaft.
Diverse Prognose-Senkungen in den letzten Tagen
In den letzten Tagen haben neben den Bundesökonomen diverse andere Institute ihre Prognosen – mehr oder weniger aus den gleichen Gründen (Revisionen, Auslandkonjunktur) – gesenkt, so etwa BAKBasel, die UBS oder auch die Schweizerische Nationalbank (SNB). Auch der KOF-Konsensus, ein Durchschnitt der Prognosen von über 20 Ökonomen, fiel zuletzt etwas tiefer aus. (awp/mc/pg)