Seco senkt BIP-Wachstumsprognose 2012
Bern – Die Konjunkturperspektiven für die Schweiz haben sich in den letzten Monaten noch weiter eingetrübt. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) hat daher seine Prognosen für das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) 2011 leicht und für 2012 deutlich gesenkt.
Im laufenden Jahr dürfte die Wirtschaft um 1,9% (bisherige Prognose vom Juni +2,1%) wachsen, wie das Amt am Dienstag mitteilt. Im Jahr 2012 sollte sich das Wachstum der Wirtschaft gemäss der Prognose auf +0,9% (bisher 1,5%) verlangsamen.
Ungünstige aussenwirtschaftliche Rahmenbedingungen
Nach Darstellung des Seco sind die ungünstigen aussenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Prognosesenkung verantwortlich. Namentlich die ausgeprägte Abkühlung der Weltkonjunktur sowie der unverändert hoch bewertete Schweizer Franken würden insbesondere die Exporte und die Unternehmensinvestitionen vorübergehend stark bremsen.
Weitere Abschwächung möglich
Ein Risiko für eine noch deutlich schlechtere Konjunkturentwicklung mit rezessiven Tendenzen könnte sich vor allem im Fall weiterer starker Finanzmarktturbulenzen infolge der angespannten europäischen Schuldenkrise ergeben, mahnt das Seco.
Höhere Arbeitslosenzahlen erwartet
Als Folge der konjunkturellen Schwächephase dürfte die Arbeitslosigkeit im kommenden Jahr erstmals seit 2009 wieder zunehmen. Für 2011 rechnet das Seco zwar weiterhin mit einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote von 3,1%, 2012 dürfte die Quote indes auf 3,4% anziehen (alte Prognose: 3,3%).
Inflationsgefahr bleibt gering
Die Inflationsgefahr wird gemäss Seco gering bleiben, trotz expansiver Geldpolitik in der Schweiz und in vielen OECD-Ländern. Weder von den Güter- noch von den Arbeitsmärkten sei Inflationsdruck in Sicht. Weil sich auch Teuerungsimpulse von den Erdölpreisen angesichts der globalen Konjunkturabkühlung in engen Grenzen halten dürften, rechnet die Expertengruppe sowohl 2011 (0,4%) als auch 2012 (0,3%) mit sehr tiefen Inflationsraten. In der letzten Prognose vom Sommer wurden jeweils +0,7% Jahresteuerung veranschlagt.
Währungssituation etwas entspannt
Die Währungssituation habe sich durch die Festlegung der Wechselkursuntergrenze von 1,20 CHF/EUR insoweit etwas entspannt, als dass der ungebremste Höhenflug des Frankens an den Devisenmärkten gestoppt worden sei. Dies könnte nach Auffassung des Seco ein positives Stimmungssignal für die Unternehmen bedeuten und sich günstig auf die längerfristigen Investitionsplanungen (Standortentscheide) in der Schweiz auswirken.
Allerdings sei der Franken auch auf den jetzigen Kursständen gegenüber praktisch sämtlichen wichtigen Währungen immer noch sehr hoch bewertet. (awp/mc/pg)