Seco senkt BIP-Wachstumsprognose 2012 auf + 0,5%
Seco erwartet, dass die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte 2012 wieder Fahrt aufnimmt.
Bern – Die Konjunkturperspektiven für die Schweiz haben sich in den letzten Monaten weiter eingetrübt. Entsprechend senkt das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) seine Prognosen für das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) im kommenden Jahr ein weiteres Mal. Für 2012 wird nun noch ein Wachstum von 0,5% erwartet, im September lautete die Prognose noch auf +0,9%. Erstmals hat das Amt auch eine Prognose für 2013 gewagt, und zwar soll es dann wieder ein BIP-Wachstum von 1,9% geben. Die Prognose für das laufende Jahr 2011 wurde leicht auf +1,8 (von +1,9)% gesenkt.
Belastet durch das verschlechterte Konjunkturumfeld in der EU sowie den immer noch hoch bewerteten Franken kühle sich die Schweizer Wirtschaft derzeit stark ab, teilte das Seco am Dienstag mit. Für den kurzfristigen Ausblick (Winter 2011/2012) zeichne sich vor dem Hintergrund der bis zuletzt weiter verschlechterten Stimmungsindikatoren eine sehr schwache – allenfalls für einzelne Quartale sogar leicht schrumpfende – Wirtschaftsentwicklung ab.
Kein Einbruch wie Ende 2008 zu erwarten
Ein krisenhafter Konjunktureinbruch wie Ende 2008 nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers zeichne sich bislang aber nicht ab. Unter der Annahme, dass eine weitere Eskalation der Schuldenkrise im Euroraum vermieden werden könne, sollte die Konjunkturschwäche in der Schweiz «begrenzt und von relativ kurzer Dauer» bleiben.
Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte 2012
Aufgrund der schlechteren Konjunkturlage in der EU und den entsprechenden Wirkungen auf den Schweizer Exportsektor erachtet es das Seco aber als wahrscheinlich, dass die Konjunkturdelle in der Schweiz etwas ausgeprägter ausfällt als in der letzten Prognose (September 2011) erwartet. Die grundsätzliche Einschätzung der letzten Prognose werde jedoch beibehalten und gehe nicht von einem starken Einbruch aus. Ab dem zweiten Halbjahr 2012 sollte die Wirtschaft langsam wieder Fahrt aufnehmen, entsprechend die Prognose eines bereits wieder deutlichen Wachstums im Jahr 2013.
Höchststand der Arbeitslosigkeit bei 3,9 % erwartet
Bezüglich Arbeitslosenquote geht die Expertengruppe davon aus, dass die (saisonbereinigte) Arbeitslosenquote von derzeit 3,0% im nächsten Jahr kontinuierlich bis auf einen Höchststand von 3,9% Ende 2012 steigen wird, ehe sie im Verlauf von 2013 allmählich wieder sinken dürfte. Im Jahresdurchschnitt bedeutet dies Arbeitslosenquoten von 3,1% (unverändert zur Sept.-Prognose) für 2011, 3,6% (3,4%) für 2012 sowie 3,7% für 2013. Die Inflationsrate wird im Durchschnitt für die entsprechenden Jahre auf +0,3% (+0,4%), -0,3% (+0,3%) und +0,3% geschätzt.
Grossflächige Bankenkrise als grösstes Konjunkturrisiko
Laut den Seco-Einschätzungen stellen die Unsicherheiten im Zusammenhang mit der europäischen Schuldenkrise «eindeutig das grösste Konjunkturrisiko» dar. Zentrale Voraussetzung für einen glimpflichen Konjunkturverlauf (international wie in der Schweiz) sei, dass es nicht zu einer grossflächigen internationalen Bankenkrise komme. Eine solche hätte «potenziell gravierende Auswirkungen» auf die Realwirtschaft. Die hohe Nervosität an den Finanzmärkten sei ein Beleg, dass bezüglich des Risikos einer unkontrollierten Ausweitung der Krise noch keine Entwarnung gegeben werden könne.
Umgekehrt dürfte sich eine nachhaltige Vertrauensberuhigung an den Finanzmärkten deutlich positiv auswirken. Zum einen würde die Schweizer Wirtschaft von der damit verbundenen Aufhellung der Konjunkturaussichten im Euroraum profitieren. Zum anderen könnte es zu einer Tieferbewertung des Frankens kommen, was dazu beitragen würde, die schwierige Wechselkurssituation für die Schweizer Unternehmen zu entspannen, so das Seco. (awp/mc/pg)