SEF 2018: «China noch nicht bereit für Öffnung der Finanzmärkte»
Zürich – China verschmilzt immer mehr mit der Weltwirtschaft. Dennoch sei die Volksrepublik noch nicht bereit für eine Öffnung der Finanzmärkte, sagte die chinesische Wirtschaftsprofessorin Keyu Jin am Swiss Economic Forum (SEF) in Interlaken. China sei noch ein Entwicklungsmarkt, erklärte die Professorin, die an der London School of Economics lehrt. Es gebe sehr wenig institutionelle Investoren, 80 Prozent seien Privatanleger.
«Ich sage es mal so: China ist bereit, ich bin nur nicht sicher, ob die Welt bereit ist.» Turbulenzen an den chinesischen Finanzmärkten hätten schon jetzt Auswirkungen auf die globalen Märkte.
Handelskonflikt als Chance
Dagegen sei die Handelsliberalisierung das Ziel von China. Das Land werde auch den momentanen Handelskonflikt mit der USA als Chance nutzen, seine Märkte weiter zu öffnen. «Ich mache mir keine grossen Sorgen, dass es wirklich zu einem Showdown kommt.» Die chinesische Regierung werde Importzölle senken, Beschränkungen für ausländische Unternehmen abbauen und den Technologietransfer erleichtern, sagte Keyu Jin. «Das sind nicht nur Worte.» China habe sehr stark profitiert von der Weltwirtschaft und sei nun bereit, wieder etwas zurückzugeben.
Die Liberalisierung biete China auch die Chance, die besten Unternehmen anzuziehen. «Früher zog China vor allem Unternehmen an, die auf China angewiesen waren.»
Vom globalen Sparer zum globalen Konsumenten
Die Ökonomin wies zudem Befürchtungen zurück, China stehe eine Krise bevor. «Das Wachstum in China verlangsamt sich, aber wir werden kaum die Krise haben, die die meisten befürchten.»
China profitiere davon, die Urbanisierung voranzutreiben, den Dienstleistungssektor auszubauen, das Unternehmertum zu fördern und ein techfreundliches Ökosystem zu schaffen. Viele Verzerrungen aus der Planwirtschaft seien abgebaut worden. «Es gibt sehr viele Ressourcen und Unternehmertum.»
Als wichtige Ressource sieht die Wirtschaftsprofessorin zudem die neue Generation. Diese werde Veränderungen mit sich bringen – auch politisch. Es dauere aber noch rund zehn Jahre, bis diese Generation das Ruder übernehme.
Die Jungen lösten aber die grösste Umwälzung aus, die China in seiner Geschichte gesehen habe. Denn die neue Generation gebe gerne Geld aus. «China wird damit vom globalen Sparer zum globalen Konsumenten.» (awp/mc/pg)