In einem von sgv und EDK getragenen Projekt ist eine neue Orientierungshilfe zur Berufswahl entwickelt worden. (Foto: ehrenberg-bilder – Fotolia.com)
Bern – Viele Jugendliche tun sich schwer, den für sie geeigneten Beruf zu finden. Je nach Branche steigen bis zu 30 Prozent der Jugendlichen aus einem Lehrvertrag aus und wechseln in eine andere Lehre oder einen anderen Betrieb. Eine Minderheit bricht die Lehre auch ab. In einem von sgv und EDK getragenen Projekt ist nun eine neue Orientierungshilfe entwickelt worden. Die Anforderungsprofile zeigen, wie wichtig bestimmte schulische Kenntnisse aus Sicht der Berufswelt sind, wenn jemand eine Lehre in einem bestimmten Beruf aufnehmen möchte. Die Anforderungsprofile helfen Jugendlichen, Eltern, der Schule und den Berufsberatenden, die angehenden Lernenden und die für sie richtigen Berufe zusammen zu bringen.
Mit den Anforderungsprofilen liegt erstmalig eine systematische und (fast) alle Berufe umfassende Darstellung mit den schulischen Anforderungen vor. „Die Berufswahl soll auf realistischen Einschätzungen basieren. Und die Jugendlichen und ihr Umfeld müssen beurteilen können, was in welchem Beruf gefragt ist und was für Kompetenzen sie mitbringen müssen“, fast sgv-Direktor Hans-Ulrich Bigler den Mehrwert der Anforderungsprofile zusammen. „Nur wenn es uns gelingt, die jungen Talente mit den für sie geeigneten Berufen zusammen zu bringen, werden wir die Zahl der Lehrabbrüche verringern und mehr qualifizierte Fachkräfte ausbilden können.“ Zentral dabei sei, dass diese Anforderungen nicht theoretisch an einem Schreibtisch entstanden sind, sondern von den Betrieben und Branchen selber stammen.
Die Anforderungsprofile eignen sich für den Vergleich von beruflichen Grundausbildungen. Welche Kompetenzen sind aus Sicht der Berufswelt wichtig für eine bestimmte Ausbildung? Wie werden diese im Beruf eingesetzt werden können? Und wie wichtig sind beispielsweise motorische Fähigkeiten oder Sozialkompetenz? “Wir versuchen, zwischen Schule und Wirtschaft eine gleiche Sprache zu finden, wenn wir von der Schnittstelle zwischen der obligatorischen Schule und der Berufsbildung sprechen. Und in diesem Sinn haben wir mit dem jetzt vorliegenden Produkt bereits einen wichtigen Schritt gemacht.“ hält Regierungsrat Christoph Eymann, Präsident Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) fest. In einem Folgeprojekt will die EDK die Profile mit einzelnen in den Lehrplänen formulierten Zielen und Kompentenzbeschreibungen verknüpfen.
„Die Anforderungen an einen Buchbinder sind andere als die an einen Polygrafen oder einen Drucktechnologen. Mit den Anforderungsprofilen können wir künftigen Lernenden vergleichbar aufzeigen, was sie wo mitbringen müssen, zeigt Peter Theilkäs, Bildungsverantwortlicher beim Verband der Druckindustrie viscom, auf. „Die Jugendlichen erhalten verlässliche Angaben. Und wir haben grosses Interesse dadurch geeignete Kandidatinnen und Kandidaten auf unsere Lehrstellen zu erhalten.“ Die Anforderungsprofile würden nicht zuletzt bei den Lehrmeistern und den verschiedenen Betrieben Klarheit schaffen, was gefordert und erwartet werden könne. (sgv/mc/ps)
Die Nummer 1:
Als grösste Dachorganisation der Schweizer Wirtschaft vertritt der sgv 250 Verbände und gegen 300’000 Unternehmen.