Microsoft-Gründer Bill Gates zieht Sika-Erben vor den Friedensrichter.
Zürich / Kirkland / Seattle – Der Streit um die Übernahme der Kontrollmehrheit bei Sika durch Saint Gobain mündet in einem weiteren Rechtsstreit. Cascade Investment und der Bill & Melinda Gates Foundation Trust haben gegen Sika-Verwaltungsratmitglied Urs Burkard eine Verantwortlichkeitsklage eingereicht. Zudem bekräftigen sie ihre Absicht, sich der Transaktion mit Saint Gobain weiter zu widersetzen.
Die Kläger fordern, dass Burkard Sika für Aufwendungen entschädigt, die ihr infolge seiner Aktivitäten, die zur geplanten Transaktion mit Saint-Gobain geführt haben, entstanden sind, heisst es in einer Mitteilung am Montag. Er sei einer der Urheber der geplanten Transaktion, obwohl er öffentlich habe verlauten lassen, dass das Engagement der Familie Burkard ungebrochen sei. Cascade und der Trust werfen Burkard vor, als Verwaltungsrat die Transaktion mitverhandelt zu haben, die den Interessen des Unternehmens und den übrigen Aktionären entgegenstehen, ohne die übrigen Mitglieder des Verwaltungsrates konsultiert zu haben.
Die Klage wurde demnach beim Friedensrichteramt in Baar, Kanton Zug, eingereicht. Zudem behalten sich Cascade und der Foundation Trust vor, weitere Schadenersatzansprüche gegen Burkard geltend zu machen. Zudem könne die Klage auf weitere Mitglieder des Verwaltungsrats, die als Repräsentanten der SWH und der Familie Burkard in den Verwaltungsrat gewählt wurden, oder auf andere Mitglieder der Familie Burkard ausgeweitet werden, heisst es.
Unterstützung für VRP in offenem Brief
In einem offenen Brief an Sika-VRP Paul Hälg bekräftigen Cascade und der Foundation Trust ihre Unterstützung der unabhängigen Verwaltungsräte. Sie betonen zudem ihr Engagement, sich dieser Transaktion solange zu widersetzen, bis sich eine vernünftige Lösung abzeichnet, welche die Interessen von Sika, deren Mitarbeitenden, Kunden und aller Aktionäre berücksichtigt, heisst es weiter.
Insbesondere treten Cascade und der Trust der Argumentation entgegen, den Aktionären seien die Implikationen und Risiken der Opting-Out-Klausel bewusst gewesen. Bei der Investitionsentscheidung für Sika seien die möglichen Konsequenzen der Klausel mit den Schutzmechanismen, insbesondere der Rolle der unabhängigen Verwaltungsräte bei einem Kontrollwechsel, gegeneinander abgewogen worden, heisst es in dem Schreiben. Dies und das langfristige öffentliche Bekenntnis der Erbenfamilie zu Sikas Unabhängigkeit habe die Investoren darin bestärkt, dass ein «Bollwerk» gegen ungewollte und nicht empfehlenswerte Gebote bestehe.
Es ist nicht der erste Schlagabtausch im Kampf um Sika. Zuvor haben auch die Familienvertreter, welche ihre Anteile in der Schenkler-Winkler-Holding bündeln, Verantwortlichkeitsklagen gegen die Verwaltungsräte Monika Ribar, Ulrich Suter und Christoph Tobler angedroht. Diese stellen sich gegen den Verkauf und damit gegen die Pläne der Erben.
Die Erben-Familie hat im Dezember bekannt gegeben, Anteile an den französischen Grosskonzern Saint-Gobain zu verkaufen. Sie bekäme dafür 2,75 Mrd CHF. Weil sie die Stimmenmehrheit hat, ginge auch die Kontrolle über Sika zu Saint-Gobain über. Der französische Grosskonzern versichert, das Unternehmen weiter auf dem Erfolgskurs zu führen. Der Fall beschäftigt inzwischen auch die Gerichte.
An der Börsen legen Sika mit einem Plus von 0,1% bis am frühen Nachmittag im Vergleich zum starken Gesamtmarkt klar unterdurchschnittlich zu. (awp/mc/ps)