Sika-CEO Jan Jenisch. (Foto: Sika)
Baar – Die Sika-Führung will die Lage betreffend der geplanten Transaktion zwischen der Familie Burkard und dem französischen Saint-Gobain-Konzern an einem Treffen mit ihren Investoren diskutieren. Man reagiere damit auf Anfragen von diversen Aktionären, teilte Sika am Mittwochmorgen mit. In einer vorab veröffentlichten Präsentation zeigt sich das Unternehmen «offen für einen konstruktiven Dialog».
Verwaltungsrat und Management von Sika handelten im besten Interesse des Managements und ihrer Aktionäre, versichert das Unternehmen. Man zeige sich offen für einen Dialog, der die «offensichtlichen Mängel» der geplanten Transaktion angehe und es Sika erlaube, weiterhin geschäftlich erfolgreich sein zu. Dabei brauche es eine «maximale Realisierung des Synergiepotenzials». Die weiteren Aktionäre müssten ihre substanziellen Verluste – zumindest teilweise – wieder wettmachen können.
Eine «effektive und effiziente Integration» der Geschäfte der beiden Unternehmen sei unter der geplanten Struktur nicht möglich, wiederholt die Sika-Führung ihren Standpunkt. Die Risiken von negativen Effekten überwögen die potenziellen Gewinne. Zudem seien die Synergiepotenziale «übertrieben». Die Sika-Verantwortlichen wollen deshalb anbieten, alternative Lösungen zu finden um den «signifikanten Wertverlust» der vergangenen Woche rückgängig zu machen. So soll etwa das Mörtelgeschäft von Saint-Gobain in die Sika Gruppe integriert werden.
Bislang wenig Gesprächsbereitschaft
Am Freitag den 5. Dezember sei der Verwaltungsrat und das Management von Sika erstmals über den Verkauf der Kontrollmehrheit durch die Gründerfamilie an Saint-Gobain informiert worden. Die wenigen Gespräche, die zwischen Sika und Saint-Gobain am darauffolgende Wochenende geführt worden seien, hätten zu keinen konstruktiven Lösungen betreffend der Weiterentwicklung von Sika geführt, heisst es weiter.
Daraufhin kam es zum Eklat: Die Konzernleitung und die von der Familie Burkhard unabhängigen Vertreter des Verwaltungsrats drohten mit dem Rücktritt. Sie vertraten die Meinung, dass die Transaktion nicht im Interesse von Sika und der Sika-Aktionäre sei. Es fehle an industrieller Logik und an Synergiepotenzial, hiess es.
In der Folge verhärteten sich die Fronten weiter und die Gründerfamilie kündigte an, dass sie drei (Präsident Paul Hälg, Monika Ribar und Daniel Sauter) der neun Verwaltungsratsmitglieder an einer ausserordentlichen Generalversammlung abwählen will. Im Gegenzug will die von der Burkard-Familie kontrollierte Schenker Winkler Holding Chris Tanner und Max Roesle als Präsident in das Gremium wählen. Weitere Gespräche zwischen den Streitparteien habe es nicht gegeben, heisst es in der Präsentation.
Unternehmensführung soll bleiben
Versöhnliche Töne gaben die Vertreter beider Seiten in der Sonntagspresse am vergangenen Wochenende zu Protokoll. «Saint-Gobain hat mündlich die Absicht geäussert, die Geschäftsleitung trotz ihres Widerstands gegen die Übernahme zum Bleiben zu motivieren», erklärte Paul Hälg in der «Schweiz am Sonntag». Nicht nur CEO Jan Jenisch dürfe bleiben, sagte derweil Max Roesle, sondern die gesamte Geschäftsleitung. «Sowohl Saint-Gobain wie alle Stakeholder haben ein Interesse, die Lage zu beruhigen.»
Wertverlust an der Börse
Saint-Gobain kauft der Gründerfamilie Burkard deren privilegierte Aktien für 2,75 Mrd CHF ab und kommt dabei in den Besitz von 16,1% des Aktienkapitals und 52,4% der Stimmrechte. Der Preis entsprach einer Prämie von knapp 80% gegenüber dem Schlusskurs von 5. Dezember. Den restlichen Aktionäre wurde kein öffentliches Angebot unterbreitet.
Der Deal werde ab 2017 Synergien in der Höhe von 100 Mio EUR freisetzen, begründete Saint-Gobain den Schritt. 180 Mio EUR sollen es 2019 sein, und ab dem vierten Jahr werde die Transaktion wertgenerierend sein.
An der Börse haben die Sika-Aktien seit Bekanntgabe des Verkaufs der Kontrollmehrheit 24% an Wert verloren. Dabei sei 2,0 Mrd CHF an Wert zerstört worden, rechnet Sika vor. Zum Vergleich: Der Gesamtmarkt SMI gab in derselben Periode um 4,5% nach. Aber auch an den Papieren von Saint-Gobain ging der Fall nicht spurlos vorbei. Sie büssten 10% ein, der Wertverlust belaufe sich auf umgerechnet 2,5 Mrd CHF. (awp/mc/pg)