Sika-Gewinn von Grossakquisition getrübt
Baar – Sika hat im Geschäftsjahr 2023 ein hohes Wachstumstempo angeschlagen – eine grosse Akquisition trieb den Umsatz. Auf der anderen Seite schmälerten hohe Integrationskosten den Reingewinn der Bauchemie- und Klebstoffherstellerin.
Das wichtigste Ereignis im Berichtsjahr war die Übernahme des Mitbewerbers MBCC aus Deutschland. Mit dem früheren Bauchemie-Geschäft von BASF kam Sika ab Mai zu einem zusätzlichen Jahresumsatz von 2,1 Milliarden Franken und stieg zum Marktführer auf.
Das prägte das Bild in 2023: Alleine mit Übernahmen wuchs Sika um 13,3 Prozent. Insgesamt kletterte der Umsatz des Konzerns, dessen Produkte etwa zur Verstärkung und Abdichtung von Baumaterialien verwendet werden, in Lokalwährungen um 14,5 Prozent auf 11,2 Milliarden Franken.
Integrationskosten belasten
Die grösste Übernahme der Firmengeschichte hatte aber ihren Preis: Weil hohe Sonderkosten für die Akquisition und Integration von MBCC anfielen, sank der Reingewinn um 8,6 Prozent auf 1,06 Milliarden Franken. Zudem hatte Sika im Vorjahr einen hohen Buchgewinn verbucht. Und weil MBCC (noch) weniger profitabel ist als die «alte» Sika, sank die EBIT-Marge auf 13,8 Prozent von 15,1 Prozent im Vorjahr.
Die Aktionäre müssen aber nicht darben: Die Dividende soll um 10 Rappen auf 3,30 Franken je Aktie steigen. Es ist die zwölfte Dividendenerhöhung in Folge.
Denn Sika lässt sich lieber am EBITDA messen, der Abschreibungen und sonstige Finanzierungsaufwendungen ausklammert. Dieser Betriebsgewinn nahm um 4,1 Prozent auf 2,04 Milliarden Franken zu, die entsprechende Marge sank aber ebenfalls leicht um 0,5 Prozentpunkte auf 18,2 Prozent.
Das Unternehmen betonte zudem die deutlich auf 53,6 Prozent verbesserte Materialmarge, vor einem Jahr lag sie noch unter 50 Prozent. Mit der Materialmarge wird ausgedrückt, wie viel vom Nettoumsatz nach Abzug des Materialaufwands übrig bleibt.
Damit erreicht Sika wieder eine Profitabilität wie vor dem scharfen Anstieg der Rohstoffpreise in den letzten zwei Jahren. Das bedeutet also, dass Sika die höheren Kosten voll auf die Preise überwälzen konnte.
Zuversicht trotz Umfeld
Das Umfeld war anspruchsvoll und dürfte es auch 2024 bleiben, erklärte Konzernchef Thomas Hasler am Freitag vor Medien und Investoren zum Geschäftsverlauf. Höhere Zinsen und eine schwache Konjunktur setzten Baubranche und Autobauer unter Druck.
Er sehe aber in allen Regionen eine gute Dynamik bei grossen Bau- und Infrastrukturprojekten, sagte Hasler. «Wir lassen uns von den kurzfristigen Unwägbarkeiten nicht irritieren», sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.
In Zahlen ausgedrückt will Sika in 2024 den Umsatz um 6 bis 9 Prozent steigern und der Betriebsgewinn soll überproportional dazu steigen. Dabei treibt der Kauf von MBCC alleine die Verkäufe um 4 bis 5 Prozent, weitere 1 bis 2 Prozent werden von Preiserhöhungen stammen.
«Wir befinden uns zur Zeit in einem um 4 Prozent schrumpfenden Markt», verteidigte Hasler die auf den ersten Blick sehr konservative Prognose. «Das ist unser Startpunkt und wir können das Marktumfeld nicht einfach ignorieren», sagte der Sika-Lenker.
Die Abspaltung einer Region wie beim Konkurrenten Holcim, der Zementhersteller wird den Bereich Nordamerika abtrennen und in den USA kotieren, kann sich Hasler derweil gar nicht vorstellen. «Das wäre für uns eine Katastrophe», sagte er zu AWP. (awp/mc/pg)