Baar – Mit dem im Mai abgeschlossen Kauf der Firma MBCC schlägt die Sika ein neues Kapitel auf. Die Übernahme des früheren BASF-Bauchemiegeschäfts macht das Unternehmen zum unangefochtenen Marktführer. Doch auch der Branchenprimus kann sich dem Marktfeld nicht entziehen.
Fast anderthalb Jahre hatte sich Sika gedulden müssen, bis der im November 2020 angekündigte Deal unter Dach und Fach gebracht werden konnte. Weil die Kartellwächter Einwände hatten, musste sich Sika erst von rund einem Drittel des MBCC-Geschäfts trennen.
In der «abgespeckten» Version kommt Sika nun zu einem zusätzlichen Jahresumsatz von 2,1 Milliarden Franken. Das half, den in Lokalwährungen ausgedrückten Umsatz im ersten Halbjahr 2023 um 7,9 Prozent auf 5,35 Milliarden Franken zu erhöhen. Der Löwenanteil des Wachstums stammte von der besagten Übernahme.
Doch der starke Schweizer Franken hat auch Sika zugesetzt: In Schweizer Franken wuchs das Unternehmen lediglich um 1,8 Prozent. Und gleichzeitig haben die hohe Inflation und steigende Zinsen die Bauindustrie belastet. Die Produkte von Sika werden beispielsweise zur Verstärkung und Abdichtung von Beton verwendet.
Sonderkosten belasten
«Im ersten Halbjahr waren die Marktbedingungen erwartungsgemäss anspruchsvoll», erklärte Konzernchef Thomas Hasler am Freitag in einer Medienmitteilung. Doch er rechne damit, dass sich die Marktbedingungen im zweiten Halbjahr verbessern werden.
Sikas Wachstum via die grösste Übernahme der Firmengeschichte hat aber auch ihren Preis in Form von sinkenden Gewinnzahlen. Weil hohe Sonderkosten von fast 90 Millionen für die Akquisition und die Integration von MBCC anfielen, sank das operative Ergebnis (EBIT) um knapp 22 Prozent auf 660,4 Millionen Franken.
Zudem hatte Sika im Vorjahr einen ausserordentlichen Buchgewinn von 168 Millionen aus dem Verkauf eines Firmenteils verbucht. Unter dem Strich stand daher ein 31 Prozent tieferer Reingewinn von 411,9 Millionen.
Bereinigter Gewinn steigt
Sika will sich daher lieber an den um die Einmalkosten bereinigten Zahlen messen lassen. Der operative Gewinn kletterte so um 6,9 Prozent auf 749,9 Millionen Franken und auch die Marge nahm um 0,6 Prozentpunkte auf 14,0 Prozent zu.
Das Unternehmen betonte in dem Zusammenhang die zuletzt deutlich auf 52,7 Prozent verbesserte Materialmarge. Diese war zuletzt unter 50 Prozent gefallen. Mit der Materialmarge wird ausgedrückt, wie viel vom Nettoumsatz nach Abzug des Materialaufwands als Bruttoergebnis übrig bleibt.
Denn auch Sika war in der Vergangenheit mit stark steigenden Rohstoffkosten konfrontiert. Diesen gab man mit Preiserhöhungen Gegensteuer. Mit dem höheren Bruttoergebnis habe Sika nun «einen wichtigen Schritt» auf dem Weg zu einer Margenerholung gemacht, hiess es.
Wackelige Prognose
Für Fragezeichen sorgte bei den Börsianern die neue Wachstumsprognose, die nun inklusive MBCC ein Plus von über 15 Prozent vorsieht. Ohne MBCC wollte Sika noch um 6 bis 8 Prozent in Lokalwährungen wachsen.
Analysten haben nachgerechnet: Das würde bedeuten, dass Sika dieses Jahr aus eigener Kraft nur noch um 2 Prozent wachsen wird.
An der Börse wurden die Sika-Aktien zuerst verkauft, erholten sich aber und legten letztlich deutliche 4 Prozent auf 279 Franken zu. (awp/mc/ps)