Verkauf des Kartengeschäfts beschert SIX Milliardengewinn
Zürich – Die Börsenbetreiberin SIX hat mit dem Verkauf ihres Kartengeschäfts im vergangenen Geschäftsjahr einen Riesengewinn von knapp 3 Milliarden Franken gemacht. Über eine Beteiligung am neuen Besitzer will der Konzern aber auch künftig am Erfolg des lukrativen Geschäfts teilhaben.
Der Verkauf des Kartengeschäft an die französische Worldline bescherte der SIX einen nie dagewesenen Gewinn von 2,88 Milliarden Franken nach lediglich 207,2 Millionen im Vorjahr. Die Aktionäre können sich nun über eine Sonderdividende freuen. Die Besitzer sind rund 130 Finanzinstitute, zu denen seit dem vergangenen Jahr neu auch Postfinance zählt. Allein die Grossbanken halten zusammen über 30 Prozent an der SIX.
Das Finanzergebnis der SIX erhöhte sich mit dem Verkauf des Kartengeschäfts um ganze 2,72 Milliarden Franken, wie es hiess. Zum einen erhielt die SIX im Zuge der Transaktion eine Aktienbeteiligung von rund 27 Prozent an Worldline. Zudem flossen 338 Millionen in bar, die nun zu 17,30 Franken je Aktie als Sonderdividende ausgeschüttet werden sollen.
Dreimal so hohe Dividende
Als ordentliche Dividende soll die Hälfte des – um den Worldline-Effekt ausgeklammerten – Konzerngewinns von rund 160 Millionen ausgeschüttet werden. Daraus ergeben sich 4,10 Franken je Aktie nach 7,00 Franken im Vorjahr. Insgesamt springt somit für das Geschäftsjahr 2018 eine Dividende von 21,40 Franken je Aktie heraus – und damit dreimal so viel wie im Vorjahr.
Neben der Dividende profitierten die an der SIX beteiligten Finanzinstitute im vergangenen Jahr zudem von Preissenkungen. Finanzchef Daniel Schmucki sprach am Montag an der Bilanzmedienkonferenz von einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag.
Die Kosten für den Verkauf und für Akquisitionen, die Preisanpassungen sowie der Konzernumbau insgesamt belasteten indes das operative Ergebnis der SIX. Unter dem neuen Konzernchef Jos Dijsselhof wurde 2018 die bisherige Struktur mit den vier Divisionen und jeweils einem vorstehenden CEO abgeschafft. Die Organisation sollte vereinfacht werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Mit Abstand umsatzstärkster Bereich
Auch was den Umsatz anbelangt, hinterlässt der Verkauf des Kartengeschäfts bei der SIX ein grosses Loch. Bis zur Ausgliederung Ende November steuerte der Bereich 882,5 Millionen Franken zum Umsatz der SIX bei. Der operative Gewinn belief sich auf 125,1 Millionen.
Der Betriebsertrag der SIX erreichte im letzten Jahr 1,94 Milliarden Franken. Ohne den nun veräusserten Kartenbereich wären es lediglich 1,12 Milliarden gewesen. Dieses Niveau ist für die Finanzgruppegruppe nun «die neue Normalität», sagte Finanzchef Schmucki zur Nachrichtenagentur AWP. Für 2019 rechne er – vom tieferen Niveau ausgehend – wieder mit einem moderaten Wachstum.
Nach dem Verkauf des Kartengeschäfts und der Restrukturierung ist bei der SIX nun das Börsengeschäft der umsatzstärkste Bereich. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Schweizer Börse zudem die höchste Anzahl Börsengänge seit 2001. Zwölf Unternehmen wagten 2018 den Schritt an die Börse. 2001 gab es 15 Neukotierungen, 2000 waren es sogar 28.
Banken sollen mehr auslagern
Auch der Handel an der Börse legte im vergangenen Jahr zu, wobei sich der Marktanteil der SIX beim Handel mit Schweizer Blue Chips auf knapp 71 Prozent erhöhte. 2018 waren erstmals alle Tätigkeiten des Wertschriftengeschäfts (Börse und Post-Trading) in einer Division zusammengefasst. Unter dem Strich steuerte der Geschäftsbereich «Securities & Exchanges» mit 508,0 Millionen Franken den grössten Anteil zum Betriebsertrag im verbleibenden Geschäft bei.
Im Finanzdatengeschäft (Geschäftseinheit «Financial Information») erwirtschaftete die SIX 2018 einen Betriebsertrag von 393,9 Millionen. Die neu geschaffene Geschäftseinheit «Banking Services» – in der etwa der Betrieb von Geldautomaten, der Interbanken-Zahlungsverkehr oder die Bezahl-App Twint angesiedelt sind – machte einen Umsatz von 156,1 Millionen.
In Zukunft werde die SIX mehr gemeinsame Dienstleistungen für Banken oder Bankengruppen anbieten und übernehmen können, hiess es am Montag. Gleichzeitig will der Konzern den digitalen Wandel am Schweizer Finanzplatz aktiv mit vorantreiben. (awp/mc/pg)