Sonova: Arnd Kaldowski wird neuer CEO
Stäfa – Sonova plant den Wechsel an der Konzernspitze, denn Chef Lukas Braunschweiler tritt zurück. Sein Nachfolger an der Spitze des Hörgeräteherstellers wird Arnd Kaldowski, der vom US-Konzern Danaher kommt. Nach einer Übergangsphase übernimmt Kaldowski den Chefposten per 1. April 2018.
«Es war ein sehr sorgfältig geplanter Übergangsprozess», sagte Braunschweiler, der in diesem Jahr 62 Jahre alt wird, am Freitag zu AWP. «Es ist auch ein Altersthema», sagte Braunschweiler, der insgesamt fünfzehn Jahre als CEO verschiedener börsenkotierten Unternehmen tätig war. Er habe dem Verwaltungsrat bereits früher signalisiert, dass er ungefähr in diesem Alter den Rücktritt plane. «Und jetzt ist ein guter Zeitpunkt dafür gekommen», sagte Braunschweiler, der sechs Jahre lang an der Spitze von Sonova stand.
Verwaltungsratspräsident Robert Spoerry würdigte ihn in der Mitteilung. Er habe mit seinem Team ein Wachstum von insgesamt rund 50% erzielt, und dies in Zeiten erheblicher Frankenstärke.
Übergangsphase
Kaldowski wird am 1. Oktober 2017 zunächst als Betriebschef (COO) in die Gruppe eintreten und sich einarbeiten. In dieser Funktion hat er dann die direkte Verantwortung für alle drei Geschäftsbereiche Hörgeräte, Retail und Cochlea-Implantate sowie für Forschung & Entwicklung, Supply Chain und IT. Die Position des CEO werde er ab April 2018 wahrnehmen.
Der 50-jährige Deutsche Kaldowski arbeitete seit 2008 in verschiedenen Führungspositionen für den US-Konzern Danaher, der in der Schweiz durch die Übernahme des Zahnimplantateherstellers Nobel Biocare bekannt ist.
Braunschweiler wird Sonova und vor allem Kaldowski auch nach dem 1. Oktober zur Verfügung stehen, betonte dieser. «Den Investorentag am 17. Oktober mache ich sicher noch», meinte er etwa. Aber auch danach muss Sonova nicht auf Braunschweiler verzichten: Er wird der Generalversammlung vom Juni 2018 zur Wahl in den Verwaltungsrat vorgeschlagen.
Wechsel in den Verwaltungsrat
Dadurch bleibe der Gruppe sein umfangreiches Industrie-Knowhow erhalten und die Kontinuität in der Unternehmensführung sei gewährleistet. Ins Tagesgeschäft reinreden will Braunschweiler seinem Nachfolger nicht. «Das ist die Kultur bei Sonova, es ist vor allem ein beratendes Gremium.»
Die Übernahme des VR-Präsidiums durch Braunschweiler, ein bei vielen Unternehmen gesehener Weg eines früheren CEO, sei zwar in dem Gremium auch besprochen worden, aber nie ernsthaft zur Debatte gestanden. «Robert Spoerry ist noch nicht ewig im Amt, und auch hier wollten wir Kontinuität gewährleisten.»
Einen grundsätzlichen Kurswechsel unter dem neuen CEO Kaldowski wird die Gesellschaft nicht vornehmen. «Sonova macht eine langfristige Strategie. Weder der Verwaltungsrat noch mein Nachfolger werden grosse Änderungen vornehmen», ergänzte Braunschweiler. Weitere Wechsel auf der Managementebene seien ebenfalls nicht geplant.
Vorschusslorbeeren für den neuen Chef
Der Führungswechsel wird von Analysten verschiedener Banken als insgesamt neutral für den Aktienkurs angesehen. Braunschweilers Rücktritt komme zwar überraschend, sei aber nachvollziehbar. Eine (leise) Kritik an der Ära Braunschweiler schwingt jedoch in einigen Kommentaren mit. Sonova besitze mit seinen Produkten zwar immer noch die besten Hörtechnologien, sei aber in den letzten Jahren in einen gewissen Rückstand zur Konkurrenz bezüglich Konnektivität geraten, meint etwa ZKB-Analystin Sibylle Bischofberger.
Michael Jungling von Morgan Stanley denkt, dass auch die unlängst von Sonova gezeigte neue Produktgruppe «wohl nicht speziell genug» ist, um die Audiologen ganz auf die Seite des Unternehmens zu ziehen. Und laut Lisa Bedell Clive von Bernstein hat Braunschweiler als CEO eine «vernünftige» Arbeit abgeliefert. Kritisch bleibe die Analystin aber mit Blick auf die eingeschlagene Retailstrategie.
«Neue Besen kehren besser», laute daher der Tenor im Handel. Markteilnehmern zufolge hat Sonova unter dem bisherigen Konzernchef das vorhandene Potenzial nicht voll ausgeschöpft. Das könnte sich unter dem neuen CEO ändern, so die Hoffnung. «Es könnte ein Ruck durch das Unternehmen gehen», sagte ein Händler zu AWP. (awp/mc/pg)