Stäfa – Viel Werbung für die neuen Produkte, keine Neuigkeiten zu den Finanzkennzahlen: So in etwa lassen sich die Eröffnungsreden des Sonova-Managements am diesjährigen Investorentag zusammenfassen.
Der Anlass vom (heutigen) Dienstag in der malerischen Goldküstengemeinde Stäfa am oberen Zürichsee stand ganz im Zeichen der neuen Hörgeräte-Plattformen des Konzerns. So nutzte Konzernleitungsmitglied Rob Woolley seine Rede, um für die kürzlich lancierten neuen Hörgeräteplattformen von Sonova zu werben.
Er betonte, dass die ersten Reaktionen des Marktes auf diese Innovationen positiv seien. Die neuen Geräte versprechen dank fortschrittlicher Technologie mit künstlicher Intelligenz ein deutlich verbessertes Sprachverständnis, insbesondere in lärmigen Umgebungen wie öffentlichen Verkehrsmitteln oder Restaurants.
Wer sich darüber hinaus weitere Informationen zum Geschäftsverlauf erhofft hatte, wurde allerdings enttäuscht. Zwar bestätigte Konzernchef Arnd Kaldowski zu Beginn der Veranstaltung die bisherigen Finanzziele für das Geschäftsjahr 2024/25, verzichtete aber darauf, weitere konkrete Zahlen zu nennen.
Herausforderungen und Zukunftsaussichten
Er betonte, dass das Unternehmen trotz einiger Widrigkeiten auf Kurs sei. Eine der grössten Herausforderungen sei derzeit der starke Schweizer Franken. «Der Franken ist nicht unser Freund», sagte Kaldowski und prognostizierte für das (verschobene) Geschäftsjahr 2024/2025 einen negativen Währungseffekt von voraussichtlich 1 bis 2 Prozent auf den Umsatz.
Trotz dieser Währungsbelastung zeigte sich der Konzernchef zuversichtlich für die kommenden Monate. «Ich kann sagen, dass das zweite Halbjahr stärker wird», versicherte er den anwesenden Investoren und Analysten. Diese Prognose stütze sich auf verschiedene Faktoren, allen voran die erwartete positive Marktentwicklung sowie die erwähnte Einführung der neuen Hörgeräte. «Wir haben hier Pionierarbeit mit wegweisender KI-Technologie geleistet.»
Kaldowski ging auch auf die aktuelle Marktsituation ein, die er als «sehr wettbewerbsintensiv» bezeichnete. Trotz dieser herausfordernden Lage will Sonova an seiner bisherigen Strategie festhalten. «Wir verfolgen keine grundlegend neue Strategie, sondern gehen den eingeschlagenen Weg weiter», erklärte der CEO.
Für das kommende Geschäftsjahr kündigte er Restrukturierungs- und Integrationskosten von 30 bis 40 Millionen Franken an, die für die Optimierung der Unternehmensstrukturen und die Integration neuer Technologien eingesetzt werden sollen.
Gemischte Marktentwicklung in verschiedenen Regionen
Finanzchefin Birgit Conix ergänzte die Ausführungen mit einem detaillierten Blick auf die verschiedenen Märkte, in denen Sonova tätig ist. Sie berichtete von einer gemischten Entwicklung in Europa: Während der Privatmarkt in Grossbritannien schwach sei, verzeichne der National Health Service (NHS) eine sehr starke Nachfrage. Insgesamt liege Grossbritannien leicht unter dem langjährigen Durchschnitt.
Auch in Frankreich sei die Nachfrage derzeit verhalten, während sich Deutschland überdurchschnittlich entwickle. Besonders erfreulich sei die Situation in Nordamerika, betonte Conix. Vor allem der kanadische Markt zeige eine starke Performance.
Obwohl also insgesamt wenig bisher Unbekanntes präsentiert wurde und die Börse – nach einigen für den Aktienkurs positiven Wochen – nicht mit weiteren Freudensprüngen reagierte, fielen die ersten Reaktionen von Marktbeobachtern dennoch freundlich aus. Die Aktie gab bis kurz nach 13 Uhr um 1,3 Prozent nach, während der Gesamtmarkt leicht im Minus notierte.
ZKB-Mann Daniel Jelovcan betonte, dass die Entwicklung der neuen Hörgeräte-Plattform fünf Jahre gedauert habe. Er sprach in einem ersten Kommentar von der «wichtigsten Innovation» seit mehreren Jahren. In einem früheren Kommentar wurde die Vermutung geäussert, dass der Konzern damit der Konkurrenz zwei bis drei Jahre voraus sein könnte.
Kaldowski und sein Team betonten in diesem Zusammenhang, dass es mehrere Jahre gedauert habe, den passenden Chip für die neue Plattform zu entwickeln. Er wisse natürlich nicht, woran die Konkurrenz derzeit «bastle», aber er gehe tatsächlich davon aus, dass andere Hersteller nicht so schnell ein Hörgerät mit vergleichbarer Hörqualität auf den Markt bringen werden, betonte Kaldowski.
Seinem Konzern dürfte das gerade recht kommen, hatte Sonova doch zuletzt etwas an Vorsprung gegenüber der Konkurrenz, etwa Demant aus Dänemark, eingebüsst. (awp/mc/ps)