Stäfa – Der Schweizer Hörgerätekonzern Sonova musste im vergangenen Geschäftsjahr den Verlust eines Grosskunden verdauen. Die Talsohle scheint aber durchschritten. Für die Zukunft sieht sich der Konzern mit Sitz in Stäfa wieder für Wachstum gerüstet.
Der Anfang 2023 kommunizierte Verlust von Costco als Kunde war für Sonova ein schwerer Schlag. Die grosse US-Handelskette verkauft heute keine Hörgeräte des Schweizer Anbieters mehr. Zuvor hatte sie dies unter einer Eigenmarke getan.
So richtig verdaut hat Sonova diesen Verlust nun im Geschäftsjahr 2023/24, das im März zu Ende ging. Der Umsatz sank zwar um 3,0 Prozent auf 3,63 Milliarden Franken, wie der Konzern am Dienstag mitteilte. Allerdings fiel der Costco-Effekt im zweiten Halbjahr weg. Dann verspürte der Phonak-Hersteller wieder eine «starke Wachstumsdynamik», wie CEO Arnd Kaldowski zur Nachrichtenagentur AWP sagte.
Doch konnte dieser Aufwind den Effekt der starken Aufwertung des Schweizer Frankens nicht ausgleichen. So ging der bereinigte Betriebsgewinn (EBITA) um 8,2 Prozent auf 771,4 Millionen Franken zurück, unter dem Strich stand ein um 7,4 Prozent tieferer Reingewinn von 609,5 Millionen.
Was die Ausschüttung anbelangt, so müssen die Aktionäre nun eine leichte Reduktion der Dividende pro Aktie auf noch 4,30 Franken (-0,30 Fr.) hinnehmen. Wie Kaldowski betonte, entspricht dies aber einer stabilen Ausschüttungsquote von rund 40 Prozent.
Geräte mit besserem «Noise Cancelling»
Mit Blick nach vorne soll es nun mit viel Wachstum und Marktanteilsgewinnen weitergehen. «Wir gehen davon aus, dass diese neuen Marktanteile vor allem von den neuen Produkten kommen, die wir im Herbst einführen wollen», sagte CEO Kaldowski. Dann nämlich soll die neue Hörgeräte-Plattform des Konzerns lanciert werden. Die bisherige Plattform Phonak Lumity ist am Ende ihres Lebenszyklus angelangt.
Zu den neuen Produkten wollte sich Kaldowski noch nicht zu sehr in die Karten schauen lassen, betonte aber, dass Sonova die Investitionen in Forschung und Entwicklung in den letzten fünf Jahren um 60 Prozent erhöht habe. Die Kunden könnten daher auf jeden Fall eine höhere Rechenleistung in den neuen Hörgeräten erwarten. Zudem sei viel in die Unterdrückung von Störgeräuschen – das so genannte «Noise Cancelling» – investiert worden.
Für 2024/25 strebt Sonova nun – unter Annahme konstanter Wechselkurse – ein Wachstum des konsolidierten Umsatzes von 6 bis 9 Prozent und des bereinigten EBITA von 7 bis 11 Prozent an. Dies entspricht den mittelfristigen Zielen der Gruppe. Und es ist auch deutlich höher als 2023/24 als der Konzern den Umsatz in Lokalwährungen nur um 3,2 Prozent und den bereinigte EBITA um 4,4 Prozent steigern konnte.
Aktie im Höhenflug
Die Aktien von Sonova gehörten im bisherigen Jahresverlauf zu den Verlierern unter den Blue Chips und blieben deutlich hinter dem Gesamtmarkt zurück. Dank der Präsentation einer grossen Portion an Optimismus für die Zukunft am Dienstag scheint dies nun vorbei zu sein. Um 11.30 Uhr notieren die Titel an der Schweizer Börse 5,3 Prozent im Plus bei 282 Franken. (awp/mc/ps)